Der 1. FC Köln verliert 1:2 in Stuttgart: Last-Minute-Niederlage – trotz Marvin Schwäbe, Fußballgott
In buchstäblich letzter Sekunde verliert der 1. FC Köln zum Saisonabschluss beim VfB Stuttgart mit 1:2. Nach dem Abpfiff durften aber trotzdem beide Seiten feiern.
Eine der Stuttgarter Großchancen, die Marvin Schwäbe vereitelte (Foto: Matthias Hangst/Getty Images)
Aus der Gästekabine drangen wilde Gesänge, vielstimmig wurde dem Erreichen des Europapokals gehuldigt. Das Kölsch floss in Strömen, Jonas Hector ließ sich eine dicke Zigarre schmecken, Salih Özcan sprang mit einem gewaltigen Satz ins Ermüdungsbecken, wo bereits Kevin McKenna, René Wagner und Luca Kilian bierselig auf ihn warteten. Eigenartigerweise war die ausgelassene Fröhlichkeit nichts gegen das, was in der Kabine des VfB abging – dort wackelten die Wände. Durch den 2:1-Sieg über den 1. FC Köln sicherten die Stuttgarter den schon nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt und das auch noch in der zweiten Minute der Nachspielzeit, während den Domstädtern trotz der Niederlage der Einzug in die Europa Conference League nicht mehr zu nehmen war. Geteilte Freude ist eben doppelte Freude.
Eine Halbzeit des 1. FC Köln zum Vergessen
Im sonnendurchfluteten Stuttgarter Stadion machte der VfB von Beginn an deutlich, dass er alles, aber auch wirklich alles in die Waagschale werfen würde, um die Relegation zu vermeiden und den Klassenerhalt schon in dieser Partie zu sichern. Und so sahen sich etwas schläfrig wirkende Kölner temporeichen Angriffen der Schwaben ausgesetzt, die Wirkung hinterließen. Etwa bei Innenverteidiger Luca Kilian, der ebenso ungeschickter- wie unnötigerweise Stuttgarts Stürmer Tiago Tomás im eigenen Sechzehner zu Fall brachte – Elfmeter für den VfB (11.). Sasa Kalajdzic trat an, schoss platziert in die linke Ecke des Kölner Tores – und Marvin Schwäbe bugsierte den Ball mit einer unglaublichen Parade über die Latte seines Gehäuses.
Bei der folgenden Ecke war der Kölner Keeper dann allerdings machtlos, als sich der Elfmeterschütze rustikal gegen Timo Hübers durchsetzte und zur Stuttgarter Führung einköpfte. Danach lief die Partie nach einem einfachen Schema ab: Die Kölner hatten den Ball, der VfB die Chancen. Alleine der großartige Marvin Schwäbe stand weiteren Stuttgarter Treffern im Wege, seine Parade gegen Kalajdzics Volleyschuss vom linken Strafraumeck gehört wohl zu den besten Keeperleistungen der gesamten Saison.
Die 2. Halbzeit: Spannung, Drama und Stuttgarter Ekstase
Man darf vermuten, dass Trainer Steffen Baumgart in der Pause einige prägnante Sätze an sein Team gerichtet hatte, denn auf einmal lief das Spiel der Domstädter. Mark Uth bot sich eine erste Schusschance, bevor dann Anthony Modeste nach Fehler von VfB-Keeper Florian Müller zum 1:1-Ausgleich einköpfte (59.). Die Partie wogte nun hin und her mit Chancen auf beiden Seiten. Eine Viertelstunde vor Schluss erreichte die Nachricht vom Bochumer Ausgleich bei Union Berlin die Kölner Trainerbank. Bliebe es bei diesem Spielstand, würde der FC nur noch ein Tor benötigen, um einen Platz in der Europa League zu ergattern.
Timo Hübers im Duell mit dem Stuttgarter Sasa Kalajdzic (Foto: Matthias Hangst/Getty Images)
Gleichzeitig verbreitete sich die Kunde vom Rückstand der Hertha beim BVB wie ein Lauffeuer im Stadion – ein Sieg des VfB würde nun den Klassenerhalt bedeuten. Doch just in dem Moment, als sich Salih Özcan die Chance zum Führungstreffer bot, erzielte Union die erneute Führung. Wataru Endos Kopfballtreffer nach einem letzten Eckball für die Schwaben brachte das Stadion zum Überkochen und besiegelte die verdiente Niederlage des 1. FC Köln.
Der Ausblick: Was für eine grandiose Saison!
Der Schlusspfiff von Schiedsrichter Robert Schröder bedeutete das Ende einer Saison des 1. FC Köln, die im Gedächtnis bleiben wird. Vor einem Jahr buchstäblich in letzter Sekunde vor dem Abstieg gerettet, legten die Domstädter eine Spielzeit hin, die niemand so erwarten konnte. Siege gegen Borussia Mönchengladbach, bei Bayer Leverkusen, in Augsburg, nach 0:2-Rückstand gegen Mainz waren Balsam auf die Seele eines jeden FC-Fans.
Was hatte sich seit Mai 2021 geändert? Ein neuer Trainer hauchte dem Team das Selbstbewusstsein, das Herz und den unbedingten Willen ein, Spiele aktiv anzugehen, hoch zu stehen, früh zu attackieren und nach vorne zu spielen. Steffen Baumgart gelang es mit seinem Trainerteam die Knöpfe bei den Spielern zu drücken und die Überzeugung zu wecken, die für einen derart mutigen Spielstil erforderlich sind. Mit Marvin Schwäbe hütet ein Keeper das Kölner Tor, der mit seinen fußballerischen Fähigkeiten, aber auch mit den torwartspezifischen Skills ideal zu Baumgarts Fußball passt. Und der Trainer hat Spieler besser gemacht: Benno Schmitz, den Kölschen Cafu, Salih Özcan und Anthony Modeste, der nie für möglich gehaltene 20 Tore in der Bundesliga erzielte. Nach dem Spiel schaute Steffen Baumgart dann auch mit Zuversicht nach vorne: “Wenn wir die Leistungen dieser Saison in die nächste tragen, kann auch die nächste Saison eine gute werden”, sagte er – und man ist geneigt, seinen Worten Glauben zu schenken.
“Wenn wir die Leistungen dieser Saison in die nächste tragen, kann auch die nächste Saison eine gute werden.”
Heute wird die Mannschaft zum letzten Male in ihrer aktuellen Besetzung zusammenkommen. Es gilt Abschied zu nehmen von Louis Schaub, von Jannes Horn und Tomas Ostrak. Weitere Spieler werden den Verein verlassen, wer es sein wird – wer weiß? Alle werden mit Freude und auch einer Portion Stolz auf die Saison zurückblicken, auf grandiose Siege und auf die ein oder andere Niederlage. Verdient haben sie es, dabei ein Gläschen zu trinken, gerne darf es dann auch eines mehr sein. Ab morgen wird dann Ruhe einziehen auf den Plätzen rund um das Geißbockheim – und Vorfreude auf die neue Saison. Was dürfen wir erwarten? Man wird sehen.
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