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Meinung

Der neue starke Mann beim 1. FC Köln: Ist Armin Veh der neue Volker Finke?

Der neue Sportchef Armin Veh erinnert in einigen Bereichen stark an den Sportdirektor der Jahre 2011 und 2012, Volker Finke –  aber nicht in allen. Ein Kommentar zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den beiden, die aus der Trainer- in die Geschäftsführerrolle wechselten.

MUNICH, GERMANY - DECEMBER 13: Sport Director of Koeln Armin Veh gives an interview prior the Bundesliga match between FC Bayern Muenchen and 1. FC Koeln at Allianz Arena on December 13, 2017 in Munich, Germany. (Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)
Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Skurriler sind hingegen Vehs Attacken gegen Ex-Coach Peter Stöger gewesen. Regelmäßig bemängelte der 57-jährige den Fitnesszustand der Mannschaft und die Anzahl der verletzten Spieler. Die Zündeleien setzten sich fort, sodass Stöger irgendwann nur noch zynisch reagierte. Veh betonte zwar, er müsse sich schützend vor seinen Cheftrainer stellen, allerdings erscheint es zweifelhaft, ob man dafür derart nachtreten muss. Widersprüchlich ist sein Anspruch, sich vor Ruthenbeck stellen zu wollen – spätestens dann, wenn der Geschäftsführer Sport den Trainer öffentlich mehrfach für die gewählten taktischen Mittel zurechtweist.

Quereinsteiger ähnlicher als gewollt

Während Veh nach dem Spiel gegen Dortmund noch sagte, dass es taktisch falsch gewesen sei, gegen Dortmund einen Sieg holen zu wollen (“Nicht klug! Taktisch nicht richtig.”), schlug er nach der Niederlage gegen Frankfurt auf einmal gegenteilige Töne an. Der Sportchef kritisierte, dass man den Sieg gebraucht und in einer Situation wie der des effzeh doch nichts mehr zu verlieren gehabt hätte.

Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images

Spätestens da dürfte sich der Cheftrainer gefragt haben, was Veh eigentlich will – Siege? Unentschieden? Offensive? Defensive? Und mit welchem Personal? Nicht umsonst hatte Ruthenbeck öffentlich zum Gegenschlag ausgeholt und die schwache Besetzung der Außenpositionen bemängelt. Kurz darauf meldete der “Express”, dass Ruthenbeck den Fürther Rechtsverteidiger Khaled Narey vorgeschlagen habe, der Transfer jedoch aufgrund der Fürther Ablöseforderungen nicht zustande kam.

Armin Veh beim effzeh: Was ist der genaue Plan?

Im Umgang mit dem Cheftrainer kann sich Veh also öffentlich bislang ebenso wenig zurückhalten wie seinerzeit Finke. Kaum eine Entscheidung wird unkommentiert gelassen, kaum ein Statement zur derzeitigen Lage vermieden. Ruthenbecks Kritik an der Transferpolitik trifft zudem den Kern. Denn auch wenn Vincent Koziello ein großes Talent sein mag, die grundlegenden Probleme des Kaders behebt er nicht, er ist im Gegenteil der nun sechste zentrale Mittelfeldspieler des Teams. Dass das Stapeln von Stürmern und zentralen Spielern nicht zum Erfolg führt, wird den effzeh-Anhängern nun schon die ganze Saison schmerzlich vor Augen geführt.

Ein weiterer Unterschied zwischen Veh und Finke besteht allerdings darin, dass letzterer damals einen klaren Auftrag hatte: die Klasse halten, den Verein stabilisieren, junge Spieler holen, Ruhe reinbringen. Dass er nur Ersteres erfüllte, steht auf einem anderen Blatt. Vehs Vorgänger Jörg Schmadtke hatte ähnliche Vorgaben, die er, bis er irgendwann die Arbeit am Kader einstellte, auch erfüllte. Für Veh gilt aufgrund der Ausgangslage allerdings ein diffuserer Auftrag. Einerseits die Hoffnung auf den Klassenerhalt nähren, andererseits bereits die Planung für einen möglichen Abstieg vorantreiben.

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“Am liebsten wäre mir zunächst, wir würden die Klasse halten. Wenn das nicht klappt, kann das nächste Etappenziel nur ‘direkter Wiederaufstieg’ lauten – was aber nie ein Selbstläufer ist. Klappt das dennoch, möchte ich etwas entwickeln, dass es dem FC erlaubt, in Zukunft wieder eine gute Rolle in der Bundesliga zu spielen”, erklärte Veh im “Sportbuzzer”-Interview. Wohin aber Armin Veh eigentlich mit dem effzeh genau will und wie er das aus Sicht des Vereins erreichen soll, wird selbst langjährigen Beobachtern noch nicht so recht klar.

Das neue “Gesicht” des 1. FC Köln

Konkrete Schritte, die der neue starke Mann angestoßen hat, sind derzeit von außen noch nicht zu erkennen. Bislang scheint er seine Aufgabe hauptsächlich als Interviewpartner für die Presse zu sehen, scheint das “Gesicht” des 1. FC Köln darzustellen. Nach dem Aus von Jörg Schmadtke hatten die Vereinsverantwortlichen ausgerufen, die Zeit des personengebundenen Wissens im sportlichen Bereich solle vorbei sein – doch viel ist davon nach knapp drei Monaten noch nicht zu erkennen. Wie die internen Entscheidungsstruktur aussehen, ist weiterhin völlig unklar, auch für vereinsnahe Beobachter. Das ist zwar auch ein Unterschied zu Volker Finke, aber nun auch keiner, der die effzeh-Fans derzeit besonders hoffnungsvoll stimmen dürfte.

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