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Meinung

Zweite Liga mit Anthony Modeste: Wie baut der 1. FC Köln eine Legende ein?

Anthony Modeste ist wieder ein Spieler des 1. FC Köln – ein Ausnahmestürmer in der zweiten Liga. Was bedeutet das für den Kader und die Saison des effzeh?

Foto: Lennart Preiss/Bongarts/Getty Images

Einige Leistungsträger blieben, dazu wurde der Kader verstärkt, auch wenn es immer noch einige Disbalancen gibt. Die Offensive funktioniert bis dato überwiegend gut, mit Simon Terodde hat man einen der besten Zweitligastürmer in der jüngeren Vergangenheit unter Vertrag. Und auch das Sorgenkind aus der vergangenen Saison, der damals als “Modeste-Nachfolger” bezeichnete Jhon Cordoba, entwickelt sich langsam zu dem Stürmer, den der effzeh gebrauchen und den man eigentlich auch aus Mainz verpflichtet hatte. Mit Serhou Guirassy und Simon Zoller hat man sogar noch zwei weitere Akteure in der Hinterhand, die ebenfalls ihre Qualitäten bereits nachgewiesen haben.

Zwei Strafraumstürmer mit Terodde und Modeste – wie bringt man das zusammen?

Es dürfte für Markus Anfang dementsprechend in der Zukunft nicht ganz einfach werden, seine Mannschaft aufzustellen. Der ehemalige Kieler präferiert ein 4-1-4-1-System mit zwei Außenstürmern und zwei Achtern, ihm war bis dato viel daran gelegen, das System so zu entwickeln, um Simon Teroddes Stärken bestmöglich einzubringen. Bis er von seinem Plan abwich, brauchte es das Spiel in Hamburg, das die Kritik deutlich lauter werden ließ. Das 8:1 ließ diese zwar fast gänzlich verstummen, die Aufgaben werden für Anfang und sein Team allerdings auch nicht einfacher: Gegen Darmstadt 98 erwartet die “Geißböcke” am kommenden Samstag erneut ein Gegner, der nicht wirklich mitspielen wird und schon gar nicht freiwillig die Waffen streckt.

Denn eines steht fest: Die alleinige Anwesenheit zweier überdurchschnittlicher Stürmer mit jeweils überragenden Torquoten im Dress des effzeh bedeutet nicht, dass der Aufstieg zum Selbstläufer wird. Mannschaft und Fans des 1. FC Köln haben in den vergangenen Monaten bereits erleben dürfen, wie schwierig es ist, Spiele in der zweiten Liga zu gewinnen. Damit Stürmer Tore erzielen können, muss der Ball in die Zonen gebracht werden, aus denen Abschlüsse möglich sind – sowohl für Terodde als auch für Modeste liegt das Jagdrevier in erster Linie im Sechzehner, aus dem beide ihre große Stärke einbringen – mit einem Kontakt abschließen, mit links, rechts oder mit dem Kopf.

Anthony Modeste: Ein Vorgriff auf die erste Liga?

Während Terodde ein wenig das Tempo abgeht, bewies Modeste insbesondere unter Peter Stöger, dass er ein idealer Konterstürmer ist, wenn sich die Räume ergeben – das dürfte allerdings in der zweiten Liga nun noch weniger der Fall sein. Und so wird es die große Frage bleiben, wie Markus Anfang mit diesem Neuzugang umgeht. Denn insgesamt erscheint es schwer vorstellbar, beide Stürmer gleichzeitig einzusetzen, weil sie sich zu sehr ähneln. Hinzu kommt die Tatsache, dass Modeste sein letztes Pflichtspiel Anfang August absolviert hat. Sein Trainingspensum in Köln absolviert er seit sechs Wochen – jedoch bis dato nur in der Regionalliga-Mannschaft, die nach wie vor auf einem Abstiegsrang liegt.

Foto: Lintao Zhang/Getty Images

Und da Terodde mit seiner Torquote von sechzehn Toren in dreizehn Zweitligaspielen die Argumente ohnehin auf der Hand hat, ist erst einmal nicht damit zu rechnen, dass der Franzose ihm vor der Winterpause den Rang abläuft. Dazu wird sich Modeste erst einmal wieder an Tempo und Härte im Trainingsbetrieb der Profis gewöhnen müssen. Man kann aber davon ausgehen, dass dies sehr schnell gehen wird – schließlich ist Modeste ein ziemlicher Ausnahmespieler. Doch auch Ausnahmespieler brauchen Training und eine Mannschaft, die es versteht, sie in Szene zu setzen.

Was passiert mit Guirassy und Zoller?

Wenn Modeste dann zu Einsätzen kommt, wird er natürlich aufgrund seiner individuellen Qualität viele Dinge besser lösen als seine Konkurrenten – und damit auch den effzeh weiterbringen. Was das für Terodde und Cordoba bedeutet, wird sich zeigen. Für Stürmer wie Simon Zoller und Guirassy dürften die Einsatzzeiten in Zukunft nun noch geringer ausfallen – beim Franzosen gibt es prompt Gerüchte um eine Ausleihe, auch ein Winter-Abgang von Zoller ist denkbar.

Wenn man allerdings etwas kritischer auf den Transfer schaut, fällt neben dessen finanzieller Dimension für das Gehaltsgefüge auch auf, dass der effzeh das Geld durchaus auch an anderen Stellen hätte investieren können (und das immer noch tun sollte): Ein linker offensiver Mittelfeldspieler ist die dringendste Baustelle für Armin Veh, der nun mit Modeste vielleicht schon so etwas wie einen Vorgriff auf die nächste Saison getätigt hat. Denn da soll der 1. FC Köln nach dem Wunsch seiner Verantwortlichen wieder in der 1. Bundesliga spielen. Wenn dann so ein Spieler verfügbar ist, muss man auch zuschlagen – das macht die Aufgabenstellung aber auch nicht wirklich leichter. Den zweiten Schritt nicht vor dem ersten zu machen, könnte deswegen umso mehr das Credo für den 1. FC Köln in dieser Saison sein – bei aller Freude über die Rückkehr des Torjägers Anthony Modeste.

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