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Analyse

Sieben Punkte aus drei Spielen: Der 1. FC Köln erzwingt das Glück auch in Mainz

In einem Spiel, das erst im zweiten Durchgang an Qualität gewann, setzt sich der FC dank eines Konters und der Abschlussschwäche des Gegners durch. Wir analysieren die Partie.

Foto: Alex Grimm/Getty Images

Alle Jahre wieder: Wie schon in der vergangenen Saison schafft es der 1. FC Köln binnen drei Spielen, einen Negativlauf umzukehren und ganz schnell ganz viele Punkte zu sammeln. War es 2019 noch eine erfolgreiche Englische Woche mit Siegen gegen Leverkusen, Frankfurt und Bremen, beendete das Team von Markus Gisdol nun erst eine Sieglosserie von 18 Spielen mit einem 2:1-Auswärtserfolg in Dortmund, holt dann ein Unentschieden gegen Wolfsburg und landete dann im direkten Duell gegen ein anderes Kellerkind wichtige drei Punkte. Durch das 1:0 in Mainz kann der FC kurz vor Weihnachten durchatmen, auch wenn gegen Leverkusen und Leipzig nun noch zwei schwere Spiele anstehen.

Denn fest steht: Die Mannschaft spielt immer noch nicht brillant, aber zumindest ist sie in den meisten Aspekten des Spiels konstanter als zuvor. Und zur Wahrheit gehört auch, dass der FC aktuell ganz gut in der Lage dazu ist, das Spielglück in den entscheidenden Momenten auf seine Seite zu ziehen. Timo Horns Form zeigt in den letzten drei Spielen nach oben, gerade weil der Kölner Keeper immer in wichtigen Situationen (zum Beispiel gegen Hummels in Dortmund in der Schlussphase) zur Stelle ist und Gegentore verhindert. Das sollte auch beim Gastspiel in Mainz wichtig werden, doch der Reihe nach.

Dudas schwacher Pass verhindert die erste Chance für den 1. FC Köln

Gisdol schenkte derselben Startelf wie noch gegen Wolfsburg das Vertrauen und rückte damit nicht von der 5-1-2-2-Grundordnung ab. Da auch die Mainzer erneut auf eine Fünferkette setzten, war nicht wirklich mit einem Offensivspektakel zu rechnen. Bei den Nullfünfern war die Aufbaustruktur ein wenig anders als beim FC: Edimilson Fernandes agierte als einziger Aufbauspieler vor der Dreierkette rund um Alexander Hack. Fernandes’ Mittelfeldkollege Danny Latza versuchte, eher im Achterraum anspielbar zu sein. Mit Jean-Paul Boëtius und Karim Onisiwo spielten zwei Spieler etwas tiefer als Stoßstürmer Jean-Philippe Mateta.

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Die Gastgeber hatten gegen einen abwartenden FC wenig Probleme, über die erste Linie zu kommen und den Ball ins Mittelfeld zu tragen – dort kam es allerdings durch aggressive und laufstarke Kölner zu vielen Ballverlusten. Darüber wollte das Team von Markus Gisdol selbst zu Torgelegenheiten kommen, was auch nach sieben Minuten fast zum ersten Mal geklappt hätte: Im Anschluss an eine Standardsituation presste Ondrej Duda gegen Mainz’ rechten Flügelspieler Johannes Burkhardt und gewann den Ball, die Anschlussaktion des Slowaken misslang aber, sodass der FC nicht zum Abschluss kam – ein schwacher Pass des Kölner Offensivspielers verhinderte dies.

Eine eher unspektakuläre erste Halbzeit

Generell war es die meiste Zeit nicht der beste Tag von Duda, der in den letzten Wochen zu einem Fixpunkt des FC geworden war. Meistens entschied er sich falsch, drehte in die falsche Richtung auf zögerte zu lange bei Seitenwechseln oder spielte mit der Hacke, als es nicht nötig war. Den ersten echten Abschluss der “Geißböcke” gab es dann nach einem eröffnenden Pass von Marius Wolf, der über zwei Linien Salih Özcan fand. Der Mittelfeldspieler drehte gut auf, ging ins Dribbling, wenngleich sein Abschluss relativ ungefährlich und leicht zu halten war. Apropos Wolf: Nachdem zuletzt beim FC schon deutlich mehr über rechts ging, bestätigte sich dieser Trend auch gegen Mainz, wo 48 Prozent der Angriffe über seine Seite gingen. Ismail Jakobs hatte bis auf eine Torschussvorlage bei einer späteren Chance von Anthony Modeste einen eher ruhigen Tag (und auch nur ein erfolgreiches Dribbling).

Schlüsselszene: Dudas Platzveweis im zweiten Durchgang | Foto: Alex Grimm/Getty Images

Nach einem Abseitstreffer von Jan Thielmann, dem die Anerkennung verwehrt blieb, war es aber ansonsten relativ ruhig im Strafraum der Mainzer – zum Seitenwechsel hatte der FC dort ganze drei Ballkontakte. Nach etwa einer halben Stunde bemängelte Gisdol daher auch deutlich hörbar über die Außenmikrofone, dass seine Mannschaft zu mutlos agierte. “Ihr spielt nur noch hinten, spielt die Bälle nach vorn”, forderte er. Die Mainzer hatten ihre besten Aktionen nur dann, wenn einer der Verteidiger aus der Defensive andribbelte und so den Ball nach vorne trug. Aus einer solchen Szene entstand dann auch noch die beste Gelegenheit vor der Pause:  Mateta vergab eine Hereingabe von Latza. Zum Seitenwechsel gab es insgesamt nur fünf Torschüsse – das Spiel war damit eines der langweiligeren der bisherigen Bundesligasaison.

Rexhbecaj-Führung, verpasstes 2:0 und Mainzer Drangphase

Danach änderte sich wenig: Mainz versuchte, Druck zu entwickeln, der FC stand tiefer und setzte auf Ballgewinne und Konter. Daraus entstand dann auch das Führungstor: Sebastiaan Bornauw antizipierte einen Pass von Mateta, der Ball sprang nach vorne und wurde dort von Thielmann festgemacht und auf den aufrückenden Wolf gelegt. Dieser startete direkt nach vorne, der FC hatte somit eine 4-gegen-4-Situation. Duda eröffnete eine Passoption nach Außen und bekam dort viel Platz zum Flanken. Da sich die Mainzer allesamt Richtung eigenes Tor bewegten, vergaßen sie im Rücken den eingelaufenen Elvis Rexhbecaj, der den Ball im Sechzehner sogar noch annehmen konnte und erst dann zum 1:0 aus Kölner Sicht einschoss. Duda war in diesen Minuten sehr auffällig: Direkt nach dem Mainzer Anstoß musste Zentner einen Fernschuss von ihm entschärfen, beim anschließenden Duda-Eckball musste der Mainzer Keeper gegen Rexhbecaj erneut eingreifen.

Foto: Alex Grimm/Getty Images

Danach wechselten die Mainzer und brachten mit Kevin Stöger und Robin Quaison zwei neue Offensivspieler. Gerade Stöger gilt mit seiner Kreativität und Spielstärke als einer der besseren Akteure im Mainzer Kader, auffällig wurde er aber erst einmal dadurch, dass Duda nach zwei Aktionen gegen ihm vom Feld flog. Zwischendurch hatte der FC durch Modeste die Chance auf das 2:0. Mit den neuen Mainzer Spielern erhöhte sich der Druck, die Gastgeber kamen zu mehr Abschlussgelegenheiten. Die Schlussoffensive läutete ein Schuss von Onisiwo ein, den Horn gut parierte. Danach folgte noch ein Fernandes-Distanzschuss, bei dem Horn ebenfalls auf dem Posten war. Die größte Chance entstand durch einen Antritt von Moussa Niakhaté über links, der den Ball in den Rückraum legte, wo Quaison ihn allerdings über das Tor schoss – eigentlich hätte das der Ausgleich sein müssen. Auch Mateta hatte in der Nachspielzeit im Anschluss an eine Kopfballverlängerung des aufgerückten Zentner (!) noch eine gute Chance, verpasste aber ebenfalls das Tor.

The trend is your friend – und das Glück dem FC hold

Kategorie “glücklicher Arbeitssieg”, so würde wohl die passendste Einordnung zu diesem Spiel lauten. Der FC hätte selbst früher das zweite Tor erzielen können, dann wäre es zur Mainzer Schlussoffensive in dieser Vehemenz wohl gar nicht erst gekommen. Erstmals seit dem 29. Februar und dem 3:0-Heimsieg gegen Schalke spielte das Team von Markus Gisdol zu Null. Mit den sieben Punkten aus den letzten drei Spielen verschaffte sich der FC eine bessere Position, der Punkteschnitt liegt jetzt knapp bei 1 und damit ist der letztjährige Bundesligaaufsteiger, trotz der verheerenden zwischenzeitlichen Serie von 18 Spielen ohne Sieg, aktuell Tabellenfünfzehnter.

Die Punkteausbeute stimmt, die Leistungen verbessern sich in einigen Bereichen, aber seien wir ehrlich: Ohne den Faktor Glück, der im Fußball nicht zu unterschätzen ist, wäre die Diskussion auch eine andere. Die nächsten beiden Aufgaben gegen Spitzenteams werden zeigen, wie konkurrenzfähig der FC wirklich ist.

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