Beierlorzer erläuterte im Interview mit der “Süddeutschen” vor anderthalb Jahren: “Wenn man den B- und den A-Schein als Trainer macht, dann geht es dort viel um Mittelfeldpressing – tiefer stehen und warten, bis der Gegner einen Fehler macht. Als ich dann in Fürth die ersten zwei Junioren-Bundesliga-Saisons abgeschlossen habe, kam ich zu der Überzeugung, dass gerade für jüngere Spieler das Abwarten nicht der richtige Weg ist. Die wollen agieren, der Spieler möchte so schnell wie möglich den Ball wieder zurückhaben, um mit Dynamik aufs Tor zu spielen.”
Ein klarer Plan, der das Kollektiv stark macht
Daraus folgerte er für die eigene Arbeit: “Dann habe ich die letzten zwei Saisons in Fürth viel weiter vorne angreifen lassen, teilweise auch mit dem Risiko, ballentfernte Spieler stehen zu lassen. In der Fußballlehrer-Ausbildung mussten wir alle unsere Fußball-Philosophie niederschreiben. Und da es dann zu Leipzig ging, das dieses Spiel fest in der Vereinsphilosophie stehen hat, ist es noch ausgeprägter geworden. Jetzt laufen wir den Gegner schnell an, und wenn wir den Ball dann gewinnen, ist es schwierig, unsere Dynamik zu kontrollieren.”
“Wir wollen immer aktiv sein, den Gegner hoch anlaufen, ihn weghalten von unserem Tor. Und mit dieser aggressiven Arbeit gegen den Ball und unserem Umschaltspiel haben wir eine enorme Wucht.”
Deswegen sei es auch möglich gewesen, dass seine Mannschaft trotz geringerer individueller Qualität so gute Platzierungen erreichen konnte – man verfolge einen klaren Plan, der das Kollektiv stark mache, beschrieb er im “Donaukurier”. Über die Ergebnisse seiner Arbeit freute er sich ebenfalls: “Wir wollen immer aktiv sein, den Gegner hoch anlaufen, ihn weghalten von unserem Tor. Und mit dieser aggressiven Arbeit gegen den Ball und unserem Umschaltspiel haben wir eine enorme Wucht. Man hört ja auch immer von den Gegnern, wie unangenehm es ist, gegen uns zu spielen.”
Bei Beierlorzer ist das Team der Star
Wert legt der Fußballlehrer darauf, dass das Team der Star ist – nur als “geschlossene Einheit” könne es funktionieren. “Was bringt es uns, wenn wir jetzt einen Topspieler holen, der uns mit seiner Qualität vielleicht ein oder zweimal helfen kann, aber nicht zum Team passt? Wenn sich ein Spieler nicht integriert, besteht die Gefahr, dass er eher was kaputt macht und uns schadet – egal wie gut er ist”, stellte er klar.
Dass der Teamgedanke über allem steht, liest man in mehreren Interviews mit ihm – vielleicht kommt da der Hintergrund als Pädagoge durch. Dem “Donaukurier” lieferte der Fußballlehrer dann auch einen passenden Vergleich: “Im Lehrerjob möchte man ja einer Gruppe vor sich etwas vermitteln. Wie nun als Trainer. Auch als Lehrer habe ich mich als Dienstleister für den Schüler verstanden. Vorher war es eben Mathematik und Sport – und jetzt ist es halt Fußball.”
Die Entwicklung einer Mannschaft aktiv zu begleiten scheint für ihn das Interessanteste an seinem Beruf zu sein – Zeugnis davon ist die Tatsache, dass er seinen Weg unbeirrt mit denjenigen Spielern gegangen ist, die vor einigen Jahren noch in der Regionalliga für Regensburg aufliefen. Zentral sei deswegen auch die Kommunikation mit seinen Spielern. “Ich bin auch keiner, der einen niederbrüllt. Wir haben ja ein Ziel, wir wollen die Mannschaft weiterentwickeln. Ich kann nicht den Teamgedanken an die höchste Stelle setzen und dann meine Spieler vor der Gruppe niedermachen. Aber Dinge klar anzusprechen, das gehört zum Job”, erklärte er.
Parallelen zu Vorgänger Anfang sichtbar
Zur Mannschaftsführung gehöre eben auch, “Mentalität” aus den Spielern herauszukitzeln – dies setze er durch viele Wettkämpfe in den Trainingseinheiten in die Praxis um, damit sich seine Spieler eine Siegermentalität angewöhnen. Dass er in Köln von seiner Philosophie abrückt, ist unwahrscheinlich – dem “Donaukurier” gegenüber betonte er, dass “Fußball Teamsport” sei.
“Ich bin keiner, der einen niederbrüllt. Ich kann nicht den Teamgedanken an die höchste Stelle setzen und dann meine Spieler vor der Gruppe niedermachen.”
“Natürlich würde ich auch bei jedem anderen Verein mit meiner Idee weiterarbeiten, weil ich der völligen Überzeugung bin, dass das diesen Fußballsport am besten widerspiegelt. (…) Da muss sich jeder unterordnen. Nur, weil es Spieler gibt, die das vielleicht anders sehen und ihre eigenen Interessen über das Wohl des Teams und des Vereins stellen, sag’ ich doch nicht, dass ich meinen Ansatz ändere.”
Der 1. FC Köln kann sich also auf einen Pädagogen freuen, der (wie Markus Anfang) zuletzt zwei gute Saisons mit einem kleineren Verein hinlegte, eine klare Philosophie mitbringt und nun das erste Mal im ganz großen Geschäft mitmischen darf. Der Vergleich zum vor kurzem geschassten Ex-Trainer ist nicht böswillig gemeint, er soll lediglich aufzeigen, dass Beierlorzer nun der nächste Trainer ist, der Armin Veh von seinen Ideen überzeugen konnte und die Arbeit am Geißbockheim aufnehmen darf, ohne als “erfahrener Haudegen” zu gelten.
Weiterentwicklung und Mentalität: Auch in Köln?
Inwieweit dann die Realität in Köln mit seiner ideelen Herangehensweise kompatibel sein wird, dürfte die Zukunft zeigen – Beierlorzers Trainerkarriere in den letzten neun Jahren zeigte allerdings eine stetige Weiterentwicklung und es würde nicht überraschen, wenn auch der 1. FC Köln im kommenden Spieljahr zu einer gegenpressenden Mentalitäts-Mannschaft werden würde. Ganz cool wäre das schon.