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Analyse

1. FC Köln schlägt auch Eintracht Frankfurt: Der neue Salih Özcan und die Doppelsechs zum Sieg

Der 1. FC Köln ringt in einem Spiel, das den Titel Abnutzungskampf redlich verdient hatte, Eintracht Frankfurt mit 1:0 nieder. Neben der Einwechslung von Top-Stürmer Anthony Modeste ist das auch einer taktischen Umstellung im Zentrum zu verdanken, die vor allem Salih Özcan zum Formhoch antreibt.

Foto: Frederic Scheidemann/Getty Images

Wenig hätte den Spielverlauf beim 1:0-Heimsieg des 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt besser zusammengefasst als das entscheidende Tor selbst. Anthony Modeste hatte die Stimmung bei 10.000 Fans im Müngersdorfer Stadion mit seiner Einwechslung praktisch erst entfacht, nachdem der Funke in der ersten Stunde des Spiels trotz einer überlegenen Leistung der “Geißböcke” noch nicht so recht überspringen wollte. Kurz vor Schluss wurde der französische Top-Torjäger der Kölner dann zum umjubelten Helden, als er in der 84. Minute nach einem Pressschlag im Mittelfeld allein vor Kevin Trapp auftauchte und das Tor des Tages erzielte.

Und doch spielt eine zweite, nicht ganz so häufig besungene Aktion wie der Abschluss des eiskalten Vollstreckers eine vielleicht sogar noch größere Rolle bei diesem Treffer. Es ist eines der unzähligen engen Duelle im Zentrum in der Partie, doch wie so oft in den vergangenen Spielzeiten entscheidet es Mittelfeldmotor Ellyes Skhiri für sich. Zwar kommt Frankfurts Daichi Kamada zuerst an die Kugel, der tunesische Rückkehrer vom Afrika-Cup ist aber genau rechtzeitig da, um das Leder entscheidend nach vorne abzublocken. Und mit dem Glück des Tüchtigen springt genau dieser im Zweikampf gewonnene Ball dann in den Lauf Modestes, der seine Form nur noch bestätigen muss und zum entscheidenden Treffer für die Kölner einschießen kann.

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Spielstarke Gegner bedingen Umstellung

Dass ein solches direktes Duell im Mittelfeld die entscheidende Wendung zugunsten der “Geißböcke” bringt, ist dabei kein Zufall. Denn gerade in der Mitte des Platzes entschied sich letztlich die Partie. Steffen Baumgarts Idee, die Raute im Zentrum nach Skhiris Afrika-Cup-Rückkehr der größeren Stabilität zu opfern, könnte sich in den Wochen der spielstarken Gegner als goldrichtig erweisen. Genau jetzt beginnt die Phase, in der die Kölner in der Hinrunde gegen starke Gegner die größten Probleme hatten: In den Spielen gegen Freiburg. Leipzig, Frankfurt gab es für den FC jeweils ein 1:1, auf den Heimsieg gegen Fürth folgten vier weitere Spiele ohne Dreier (Hoffenheim, Leverkusen, Dortmund, Union). Schon jetzt konnte das Baumgart-Team durch die beiden Zu-Null-Siege gegen Freiburg und Frankfurt sechs eher unerwartete Punkte sammeln. Dadurch fehlen nur noch zwei Zähler im Vergleich zu den acht angesprochenen Duellen aus der Hinserie.

 

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Mit Özcan und Skhiri scheint sich ein harmonierendes Duo im Zentrum gefunden zu haben. Schon gegen Leipzig gelang es den beiden, das favorisierte Starensemble der Sachsen an guten Chancen zu hindern. Laut den offiziellen Angaben der Bundesliga konnte der xGoals-Wert der Gastgeber unter 1 gehalten werden, die Chancenqualität war also sehr gering, auch wenn der Gegner drei Treffer erzielen konnte.  Dementsprechend gab es vor dem Duell gegen die Frankfurter keinen Grund dieses Bollwerk aufzulösen. Und gegen die Eintracht gelang das Unterbinden gegnerischer Chancen dann sogar noch deutlich besser: Die Adlerträger kamen gerade einmal zu zehn Schüssen, von denen sechs dann auch noch von außerhalb des Strafraums abgegeben werden mussten, weil es dank der starken Kölner Defensivleistung einfach kein Durchkommen gab. Insgesamt fanden nur zwei Schüsse den Weg aufs Tor, sodass Timo Horn bei seiner Rückkehr zwischen die Pfosten einen ruhigen Samstagabend erlebte.

Warum die Doppelsechs so gut funktioniert

Doch wie genau gelang diese Defensivleistung. Zunächst gelangen sowohl Özcan als auch Skhiri fast alle Tacklings. Über den Ausgang dieser Duelle beschwerte sich Frankfurt-Trainer Oliver Glasner dann auch nach dem Spiel bei einer deutlichen Kritik an seinem Team: „In den direkten Duellen waren wir wieder zu inkonsequent. Dabei sind es diese Duelle, die über Sieg oder Niederlage entscheiden“, formulierte der Österreicher nach der Niederlage das aus seiner Sicht ausschlaggebende Manko der Eintracht. Doch allein die Zweikampf-Statistik, die schon aufgrund verschiedener Definitionen des Begriffs Zweikampfs selten aussagekräftig genug ist, zeigt noch nicht den Wert der neuen Doppelsechs. Skhiri und Özcan gelang es vor allem immer wieder, die Pässe in den zentralen Bereich vor dem FC-Strafraum abzufangen. Dadurch konnte die Passquote der Gäste bei 65 Prozent gehalten werden.

“In den direkten Duellen waren wir wieder zu inkonsequent. Dabei sind es diese Duelle, die über Sieg oder Niederlage entscheiden.”

~ Frankfurts Trainer Oliver Glasner

Jeder dritte Frankfurter Pass kam also nicht beim Mitspieler an. In der Statistik der Interceptions, also der abgefangenen Pässe zum Ballbesitzwechsel, erzielte Skhiri (4) den Höchstwert, auch seinem Nebenmann gelang das zweimal. Doch zusätzlich waren die beiden auch immer wieder da, wenn es um das Abfangen zweiter Bälle ging, beispielsweise wenn die langen Schläge von Horn auf Andersson vom kopfballstarken Hinteregger nach vorne abgewehrt wurden. Damit das Dazwischengehen gelingen kann, sind die beiden Sechser viel in Bewegung. Die Laufstärke Skhiris, der mit 12,9 gelaufenen Kilometern erneut den Bestwert erreichte, wurde dabei perfekt mit Özcans Zweikampfstärke von 21 gewonnenen Duellen ergänzt. Doch um in diese Duelle zu kommen, muss auch das Eigengewächs viel auf den Beinen sein, sodass Steffen Baumgart sein Duo in der Zentrale später als „Rennkühe“ bezeichnete.

Özcan als Stabilisator in der Mitte

Ein Sonderlob erhielt Özcan, der aus der Zentrale nicht mehr wegzudenken ist und auch ohne Skhiri in dessen Abwesenheit glänzen konnte. „Salih ist im Moment in einer exzellenten Form, gefühlt verliert er keinen Zweikampf und spielt keinen Fehlpass. So gibt er der Mannschaft viel Stabilität“, lobte FC-Coach Baumgart den ehemaligen Juniorennationalspieler nach dessem starken Auftritt gegen Frankfurt überschwänglich. Özcan, der beim 1:0-Heimsieg am Samstagabend im Aufbau den etwas defensiveren Part übernahm, indem er sich häufiger nach hinten fallen ließ, brachte knapp 90 Prozent seiner Pässe an. Neben den vielen abgefangenen Zuspielen führte auch das zu einem frustrierenden Duell für die Gäste, die immer wieder hinterherlaufen mussten. Mit etwas mehr Präzision wäre Özcan in der ersten Hälfte sogar selbst zum Torschützen geworden, so musste er die Torbeteiligung dann doch seinem Nebenmann überlassen.

In anderen Zeiten wäre das wohl ärgerlich für den Mann aus Ehrenfeld gewesen, der mit schwerem Stand um jedes Stück Wertschätzung kämpfen musste. In dieser Saison darf er sich durch das Vertrauen seines Trainers aber ohne den Druck auffallen zu müssen regelmäßig präsentieren. Und so schmälert die verpasste Torchance die Anerkennung für Özcan in dieser Saison eben nicht. Genau diese Rückendeckung scheint beim 24-Jährigen neue Kräfte freizusetzen. Mit Nebenmann Skhiri hat der FC dadurch eine Doppelsechs, die durch ihre Lauf- und Zweikampfstärke auch von Spitzenteams erstmal durchbrochen werden muss. Schon der zweite Heimsieg in Folge ohne Gegentor spricht für eine verbesserte Defensivleistung der Mannschaft. Und mit einer doppelten Absicherung aus Özcan und Skhiri vor der Abwehr gibt es selbst in den Wochen gegen die spielstarken Gegner in der Liga wenig Gründe, warum sich das ändern sollte.

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