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Meinung

Der 1. FC Köln im Sommer 2021: Ein Verein vor der Zerreißprobe

Nach dem Klassenerhalt und der Trennung von Horst Heldt zeigt sich einmal mehr, wie kompliziert die Gemengelage am Geißbockheim ist. Unser Longread ordnet den Stand der Dinge ein.

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Foto: imago images / Deutzmann

Man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.
(Franz Kafka)

Erst der Showdown gegen Schalke, dann ein ernüchterndes Heimspiel gegen Kiel und dann ein fulminanter Saisonabschluss mit Rettung in der Relegation – der 1. FC Köln meinte es nicht gut mit dem Seelenleben seiner Fans in den zurückliegenden Wochen. Der Kampf um den Klassenerhalt entwickelte sich nach einer zähen Saison zu einem reinen Nervenspiel, das aus Sicht der „Geißböcke“ positiv endete. Der FC kann nun ein weiteres Jahr für die Bundesliga planen, er bleibt in der deutschen Eliteklasse.

Der Klassenerhalt darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der 1. FC Köln als eingetragener Verein und als Kapitalgesellschaft vor großen Herausforderungen steht, die die Zukunft bestimmen werden. Der Verbleib in der Bundesliga alleine sorgt nicht dafür, dass nun alles besser wird am Geißbockheim. Die Mitgliederversammlung in weniger als drei Wochen wird dabei zu einer ersten Standortbestimmung in der Auseinandersetzung um die mittel- und langfristige Ausrichtung des Vereins. Mit der Trennung von Horst Heldt im Anschluss an die erfolgreiche Relegation agierte der Vorstand erstmals seit langer Zeit mit der nötigen Konsequenz, auch wenn die Kommunikation der Trennung sicherlich nicht ganz glücklich verlaufen ist.

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Einzige Konstante der Saison: Knackpunkt-Spiele

Beginnen wir mit dem Sportlichen: Wirklich mit Ruhm bekleckert hatte sich der 1. FC Köln über die gesamte Saison gesehen eigentlich nie: Der FC verlor 17 Mal, damit alleine schon die Hälfte aller Spiele. Neun Partien endeten Unentschieden, acht Siege nur feierten die „Geißböcke“ im Verlauf der regulären Spielzeit. Der Saisonstart verlief denkbar schlecht, es dauerte bis zum neunten Spieltag Ende November, ehe dem FC damals noch unter Markus Gisdol der erste Saisonsieg gelang – zuvor waren es saisonübergreifend gar 18 Bundesliga-Spiele ohne eigenen Erfolg.

Bis zur kurzen Weihnachtspause sah es nach einer leichten Verbesserung aus, doch halbwegs ordentlichen Leistungen folgten immer wieder herbe Rückschläge wie das 0:4 zuhause gegen Leverkusen oder das 0:5 in Freiburg. Die Knackpunkt-Spiele, in denen es vorrangig um die Zukunft von Markus Gisdol ging, gewann der FC zwar (auf Schalke, gegen Bielefeld und sogar in Gladbach), wirklich konstant erfolgreich spielten die „Geißböcke“ aber letztlich durch die komplette Saison nie.

Im April folgte dann für Markus Gisdol das vorzeitige Ende seiner Zeit in der Domstadt, acht Spiele ohne Sieg und akute Abstiegsgefahr waren zu viel für die Entscheider rund um Horst Heldt, der seinerseits nur einen Tag nach der erfolgreichen Relegation entlassen wurde. Nochmal zur Erinnerung: Gisdol ist mit einem Schnitt von 1,02 Punkten pro Spiel über anderthalb Saisons nie wirklich erfolgreich gewesen, die Entlassung wurde von vielen als zu spät eingeschätzt. „Too little, too late“ lautete damals die Überschrift des effzeh.com-Kommentars zur Trennung vom Schwaben.

Ein Betriebsunfall, ein Ausrutscher, gar Pech?

Den „frischen Impuls“ sollte dann mit Friedhelm Funkel ein erfahrener Trainer bringen, der sich mit einem 0:3 in Leverkusen und einer rassistischen Aussage einführte. Siege gegen Leipzig und Augsburg hielten den FC im Rennen, ehe es dann am letzten Spieltag zum Showdown gegen den Tabellenletzten aus Gelsenkirchen kam – das Ende ist bekannt. Es folgte eine nervenaufreibende Relegation gegen Holstein Kiel mit zwei sehr unterschiedlichen Spielen.

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Foto: imago images / Nordphoto

Ist diese Saison, die regulär für die „Geißböcke“ auf Rang 16 endete, nun ein erneuter Betriebsunfall, ein Ausrutscher, gar Pech? Oder ist die konstante Underperformance des 1. FC Köln durch strukturelle und personelle Probleme begründet? Normalerweise wäre in den letzten Wochen und Monaten genügend Zeit gewesen, um auf den verschiedenen Ebenen in die Analyse zu gehen – war der Kader ausreichend besetzt? Haben die teuren Neuzugänge die Zielvorstellungen erfüllt? Wie ist die langfristige Entwicklung des Vereins grundsätzlich, welche Beziehung besteht zu den eigenen Fans?

Auf all diese Fragen finden sich Antworten, die sich gut begründen lassen. Die entscheidende Frage ist aber eine andere: Sind Vorstand und Geschäftsführung des 1. FC Köln überhaupt willens und in der Lage, eine ehrliche Bestandsaufnahme der letzten Jahre zu machen und die dringend nötigen Veränderungen einzuleiten? Zuerst ein Blick auf den Vorstand des FC: Das Duo aus Werner Wolf und Eckhard Sauren ist nunmehr fast zwei Jahre im Amt. Nach dem frühen Rücktritt von Jürgen Sieger im Dezember 2019 rückte aus dem Mitgliederrat Carsten Wettich nach, der auf der Mitgliederversammlung Mitte Juni im Amt bestätigt werden soll – aus einer Interimslösung soll dann eine feste werden.

Vereinsführung will Sieben-Jahres-Plan vorstellen

Die Mitgliederversammlung, die wegen der Corona-Pandemie verlegt werden musste, soll auch Gelegenheit sein, ein Strategiepapier zu präsentieren. Darin möchte das Präsidium einen Sieben-Jahres-Plan vorlegen, wie sich der FC in den kommenden Jahren bei bestimmten Sachthemen (Infrastruktur, Sport, Finanzen, Jugend, Frauen, Beziehung zur Stadt etc.) zukünftig entwickeln soll. Eine Legislaturperiode eines FC-Vorstands dauert laut Satzung drei Jahre: Der jetzige möchte also nach fast zwei Jahren im Amt eine Strategie vorlegen. Das ist eindeutig zu wenig und zu spät, gerade weil sich beim 1. FC Köln in den letzten Jahren fast nichts zum Positiven entwickelt hat.

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