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Rudelbildung

Showdown im Abstiegskampf: “Der 1. FC Köln bleibt in der Bundesliga. Irgendwie.”

Am Samstag steht für den 1. FC Köln gegen Schalke alles auf dem Spiel. Schaffen die “Geißböcke” am 34. Spieltag den Klassenerhalt? Reicht es für die Relegation? Oder gibt es den siebten Abstieg in 23 Jahren? Wir diskutieren in unserer “Rudelbildung” über unsere Gefühlslage vor dem Endspiel.

Aufkleber "keine Panik, FC Köln" effzeh.com
Foto: effzeh.com

Eine Chance hat der 1. FC Köln noch in der regulären Saison, den siebten Abstieg in 23 Jahren zu vermeiden. Die Ausgangslage vor dem 34. und abschließenden Spieltag der Bundesliga-Saison 2020/21, an dem die “Geißböcke” das Tabellenschlusslicht Schalke 04 empfangen, ist klar: Der FC muss selbst bei einem Sieg gegen die “Königsblauen” auf Patzer der Konkurrenz aus Bielefeld (in Stuttgart) und Bremen (gegen Mönchengladbach) hoffen, soll der Klassenerhalt in dieser Spielzeit noch gelingen. Für die Kölner gilt: Die Pflichtaufgabe seriös erledigen und dann auf die anderen Plätze schielen.

Eine Situation, die auch das Nervenkostüm der FC-Fans massiv belastet. Grund genug für uns in der effzeh.com-Redaktion, sich zur “Rudelbildung” zusammenzuschalten und über die Gefühlslage vor dem Schalke-Duell zu sprechen. Wie groß ist die Hoffnung, dass es für die “Geißböcke” noch reichen wird? Müssen wir wirklich Borussia Mönchengladbach die Daumen drücken? Und was für Konsequenzen hätte ein Klassenerhalt für den Verein? Wir sprechen uns die Nervosität und Anspannung von der Seele – und kommen aller Ernüchterung über die schwache Saison zum Trotz zu einem verhalten optimistischen Ausblick.

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Thomas: So Freunde, der letzte Tanz steht am Samstag auf dem Programm. Wie ist eure Gefühlslage vor dem entscheidenden Spiel gegen Schalke? Schafft der 1. FC Köln mit einem Sieg gegen die “Königsblauen” doch noch den Klassenerhalt?

Ralf: Es hat ein paar Tage gedauert, bis ich das Berlin-Spiel verarbeitet habe. Ich verstehe immer noch nicht, warum man gegen einen so stark ersatzgeschwächten und kräftemäßig doch ziemlich fertigen Gegner am Ende nicht auf Sieg gegangen ist. Damit meine ich nicht „ohne Absicherung ins Verderben rennen“, aber ein wenig mehr Offensivwille hätte es schon sein dürfen. Hinterher hat man das ja auch noch als tolle Taktik verkauft, dabei hatte man ja riesiges Glück, das auf den anderen Plätzen nicht noch was passiert ist. Nun ja: Ich hätte es lieber in eigener Hand gehabt, aber nun müssen wir uns zusätzlich noch auf andere verlassen, weil ein eigener Sieg über Schalke nicht reicht. Auch wenn´s jetzt müßig ist, aber wie seht ihr das? Hätte man mehr riskieren müssen oder war die Punktabsicherung wichtiger?

“Der FC hat es nicht mehr selbst in der Hand – und das hat er sich selbst zuzuschreiben.”

Thomas: Allzu große Hoffnungen mache ich mir auch nicht. Der FC hat es nicht mehr selbst in der Hand – und das hat er sich selbst zuzuschreiben. Dass wir bei der Hertha offensichtlichst nur auf einen Zähler gespielt haben, ist mir angesichts des Saisonverlaufs nur ein wenig sauer aufgestoßen. Es passt einfach ins Bild. Wäre es nicht der FC, würde ich sagen: Eigentlich sollten sie gegen Schalke gewinnen, die Konkurrenz erfüllt ihre Pflicht allerdings ebenfalls. So bleibt wohl nur der Blick auf den VfB Stuttgart und die falsche Borussia.

Martin: Ich bin letztendlich einfach nur froh, wenn diese Saison endlich vorbei ist, ganz egal, wie es jetzt am Ende auch ausgeht. Ohne Zuschauer und ohne irgendeinen Plan in Offensivspiel, Transferpolitik oder Vereinsführung war die ganze Spielzeit doch ein Graus. Und da war die Berlin-“Taktik”, die du da schon angesprochen hast, Ralf, das i-Tüpfelchen und Sinnbild. Ich bin deswegen auch zu müde, um gegen Schalke auf irgendetwas zu hoffen. Ich weiß nur, dass ein Abstieg absolut verdient wäre und die zweite Liga nächste Saison viele packende Duelle versprechen würde. Natürlich will ich, dass wir drin bleiben, aber es gab schon vermeintliche Abstiege, die mir näher gingen. Bin ich da zu fatalistisch?

Köln vs. Freiburg 1. FC Köln vs. SC Freiburg, 32. Spieltag, 09.05.2021, 13.30 Uhr, Ondrej Duda 1. FC Köln rutscht beim 11 Meter aus, Bild: *** Cologne vs Freiburg 1 FC Köln vs SC Freiburg, Matchday 32, 09 05 2021, 13 30 hrs, Ondrej Duda 1 FC Köln slips at 11 metres, pic.

Foto: imago images / Herbert Bucco

Kurt: In Bezug auf Erwartungen hinsichtlich des Schalke-Spiels bin ich ebenso müde und indifferent wie Du, Martin. Mitunter beschleicht mich sogar der Gedanke, dass ein Abstieg perspektivisch gesehen das geringere von zwei Übeln wäre. Ich hege nämlich den Verdacht, dass bei einem – in meinen Augen unverdienten – Klassenerhalt genauso weitergewurschtelt würde wie in den letzten Jahren unter Veh und Heldt. Uth würde eventuell dann hier aufschlagen, Dragovic möglicherweise auch und Heldt würde sich in der exklusiven Erkenntnis sonnen, letztendlich doch alles richtig gemacht zu haben.

Thomas: Das ist eben die entscheidende Frage. Ändert sich bei Klassenerhalt etwas zum Guten? Ich habe da auch diverse Fragenzeichen über dem Kopf. Aber erst einmal muss der FC seine Hausaufgaben am Samstag machen. Einen Heimsieg gegen komplett druckfreie Schalker bei der Ausgangslage sehe ich nicht als gesetzt hat. Und dann wären alle Diskussionen über Schützenhilfe beispielsweise vom Erzrivalen müßig.

“Ein Abstieg wäre nach dieser Spielzeit hochverdient und nach dem unfassbaren Abschenken in Bremen am letzten Spieltag der alten Saison wäre es auch eine gerechte Strafe.”

Ralf: Also ich war insgesamt auch schon mal zittriger, was das Abstiegsthema angeht. Vielleicht bin ich nach bisher sechs Abstiegen auch schon zu sehr abgestumpft. Wenn’s passiert, passiert’s eben. Nicht schön, aber meine Fußball-Welt geht deswegen nicht mehr unter. Es wäre – da bin ich voll bei euch – nach dieser Spielzeit hochverdient und nach dem unfassbaren Abschenken in Bremen am letzten Spieltag der alten Saison wäre es auch eine gerechte Strafe. Dann stünden wir selbst nach einem 13:0-Rekordsieg ziemlich dumm da, wenn die beiden anderen Vereine die Frechheit besitzen und ihre Spiele doch gewinnen. Aber um es klar zu unterstreichen. Wünschen tue ich mir das trotzdem nicht. Alleine wegen des drohenden Finanzcrashs wäre der Verbleib in der Bundesliga enorm wichtig. Allerdings darf sich bei Klassenerhalt hier keiner feiern lassen, wie Kurt schon bemerkte. So oder so ist dann eine knallharte Analyse fällig. Eine, die auch spürbare Konsequenzen haben sollte.

Severin: Vielleicht gibt der Präsident der Saison dann ja die Note befriedigend minus. Das dürfte genug der knallharten Analyse sein. Aber gerade die finanzielle Situation ist es, weshalb es äußerst anzuraten wäre, am Wochenende den siebten Abstieg zu vermeiden. Habe ich Angst vor der sportlichen Konsequenz? Nein. Habe ich Sorge, dass der FC danach vielleicht nicht mehr aufsteht? Ohja! Aber wie Thomas schon sagte: Erst einmal Schalke putzen, das wird schwer genug – meine Nerven sind jedenfalls schon ordentlich angriffen.

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Ralf: … und aus dem Grund werden wir auch Schalke nicht im Vorbeigehen schlagen. Das wird ein Nervenspiel, eine Nervenschlacht gar. Jedenfalls befürchte ich das.

Lino: Am Samstag ist meines Erachtens alles möglich. Bremen, Bielefeld und der FC können je nach Spielverlauf verkrampfen, aber auch groß aufspielen. Aber wenn man es durchgeht: Bremen hat Schaaf und Heimspiel, da wird sicher versucht werden, vor dem Spiel wieder den „This is Osterdeich“ Motivationsmythos auszupacken. Und Bielefeld geht auf den Platz und weiß 90 Minuten wehtun, irgendwie gewinnen und scheiß egal, was die anderen machen, danach löten wir uns richtig einen rein. Der FC ist in der bescheidenen Situation gewinnen zu müssen, um überhaupt eine Chance zu haben. Psychologisch ist die Ausgangslage schlecht. Und ich weiß nicht, ob Verein und Mannschaft dem gewachsen ist. Man kann es nur hoffen. Ich bin nicht angespannt, aber doch gespannt, wie sich das alles ausspielt. Sollte der FC trotz Sieg absteigen, werde ich jedenfalls eine Minute traurig sein und dann sehr gespannt bis wütend auf das Gestammel der Mathegenies Funkel und Heldt sein, die mir nochmal nachrechnen dürfen, was das 0:0 von Berlin gebracht hat.

Foto: LEON KUEGELER/POOL/AFP via Getty Images

Thomas: Das sehe ich übrigens als größtes Hindernis am Samstag. Ich glaube, dass die Konkurrenz uns die Chance ermöglicht. Ob wir sie allerdings nutzen werde? Da bin ich skeptisch. Ein frühes Tor wäre für den FC Gold wert, um dem Nervenkostüm der Spieler ein wenig unter die Arme zu begreifen.

Ralf: Bezüglich der Konkurrenz bin ich weniger optimistisch. Bielefeld hat das Hinspiel gegen Stuttgart 3:0 gewonnen. Die wissen also, wie man die Schwaben schlägt. Und “Hoffnungsträger” Mönchengladbach? Die haben gerade mal fünf Punkte in der Rückrunde mehr als Bremen geholt. Bei den beiden Spielen ist wirklich alles komplett offen. Zum Schalke-Spiel, da gebe ich dir Recht, Thomas. Wir müssen unbedingt auf ein frühes Tor gehen, Abschlüsse suchen, Freistöße provozieren, um Andersson – sofern der spielen kann – die Pille auf die Rübe zu servieren. Vielleicht trifft ja auch Bornauw mal wieder. Wäre ein Top-Zeitpunkt für sein erstes Saisontor. Das würde alle beruhigen. Je länger es 0:0 steht …

Lino: Ja. Und gerät der FC irgendwann in Rückstand, wird es ganz hart. Dafür ist die Mannschaft nicht gebaut, jedenfalls muss sie mir erst das Gegenteil beweisen. Eine knallharte Analyse muss danach allerdings erfolgen, komplett unabhängig vom Ergebnis. Es muss sowieso aufhören, dass man in der Evaluierung das Resultat über den Prozess stellt, sonst ist es komplett egal, ob man absteigt oder nicht.

“Eine knallharte Analyse muss danach erfolgen, komplett unabhängig vom Ergebnis. Es muss sowieso aufhören, dass man in der Evaluierung das Resultat über den Prozess stellt, sonst ist es komplett egal, ob man absteigt oder nicht.”

Thorsten: Ich kann mich ganz dunkel erinnern, ganz in der Anfangsphase der Pandemie und vermutlich mit der damit verbundenen Resignation gesagt zu haben: “Alles, was besser ist als Relegation, übertrifft meine Erwartungen!” Also ehrlich, wo wir stehen, war vorhersehbar. Wir haben einfach nicht genügend Qualität im Kader und es wurde versäumt, eine Einheit aus dem vorhandenen Material zu formen. Deshalb verstehe ich Funkels Entscheidung. Wichtiger war, ein Tor zu verhindern als auf die sehr unwahrscheinliche Chance unserer Offensivabteilung zu hoffen. Wenn ich sehe, dass wir am vorletzten Spieltag keine Idee haben, wie wir in die gefährlichen Zonen kommen könnten, muss ich sagen: Wir sind ein verdienter Absteiger oder ein glücklicher Nicht-Absteiger. Es tut weh, aber so ist es, denn ich muss leider sagen, auch gegen Schalke werden wir nicht in die entscheidenden Zonen kommen.

Ralf: Hmmm, Thorsten, wir standen aber die meiste Zeit über dem direkten Abstiegs-Strich, haben uns zumeist zwischen Platz 14 und 16 aufgehalten. Erst seit Spieltag 28 stehen wir auf Platz 17. Da war meines Erachtens mehr drin, mein Tipp war immer zwischen Platz 12 und 15. Trotz des unausgewogenen Kaders bin ich der Meinung, dass es selten so leicht war, dennoch “drin” zu bleiben. Schalke hat ja gar nicht richtig an der Saison teilgenommen und Bielefeld ist vom Kader her weit hinter uns. Die haben allerdings die bessere Mentalität. Das könnte übrigens am Ende den Ausschlag geben.

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Sarah: Yo, beim Stichwort Mentalität muss ich mal einhaken. Welche Mannschaft werden wir denn am Samstag gegen Schalke sehen: eine, die sich gegen den Abstieg wehrt und dieses Spiel annimmt, oder die, die wir in dieser Saison so oft gesehen haben? Die anscheinend nicht begriffen hat, dass das hier ein Endspiel ist? Ansonsten bin ich wie meistens beim FC relativ defätistisch unterwegs. Dass ich seit rund einem Jahr kein Spiel mehr im Stadion gesehen habe, trägt dazu bei, dass ich mich da inzwischen emotional ganz gut abspalten kann. Was mir in der Seele weh tut, ist, dass diese Ambitionslosigkeit am Geißbockheim so fest zur DNA zu gehören scheint wie das selbst auferlegte Label des “Karnevalsvereins”. Mein Meme der Saison und passend zu Samstag steht: der traurige Clown aus dem Video der Trikotvorstellung.

Thorsten: Ja Ralf, Du meinst, vor dem Trainerwechsel war noch alles gut (lacht). Natürlich hast du recht, aber die Probleme waren ja die gesamte Saison über erkennbar. Und ja, die anderen haben schlechtere Kader, aber mehr Mentalität. Ein Problem der Kaderplanung in meinen Augen. Entweder ich verzichte auf Qualität auf Kosten der Mentalität oder andersrum. Qualitativ und mental starke Spieler können wir uns nicht leisten und das wird wohl leider so bleiben.

Köln vs. Leipzig 1.FC Köln vs. RB Leipzig, 30. Spieltag, 20.04.2021, 18.30 Uhr, Horst Heldt 1.FC Köln, Bild: *** Cologne vs Leipzig 1 FC Köln vs RB Leipzig, Matchday 30, 20 04 2021, 6 30pm, Horst Heldt 1 FC Köln , pic.

Foto: imago images / Herbert Bucco

Lino: Die beste Tabellenplatzierung war allerdings diese Saison Platz 12 – am ersten Spieltag nach der 2:3-Heimniederlage gegen Hoffenheim. Alle restlichen 32 Spieltage lag man unterhalb von Platz 12. Und man möge mich verbessern, aber der einzige wirklich überlegene und ungefährdete, 90 Minuten überzeugende Sieg war das 3:1 zuhause gegen Bielefeld. Das sind Kennziffern eines Absteigers, da war auch unterm Strich für mein Dafürhalten nicht mehr drin, auch wenn man nach dem 34. Spieltag überm Strich stehen sollte. Und den Anspruch auf mehr hat dieser Verein auch nie vermittelt. Man spielt seit August auf Klassenerhalt – das ist, als wenn man 90 Minuten auf Unentschieden spielt. Es geht meistens schief. Es ist ganz oben beginnend ambitionslos, schnippisch und im Falle eines Abstiegs wird man vermutlich wieder mit der gewohnten verbalen Arroganz durch die zweite Liga gleiten.

Ralf: Wir sind teilweise schon in der Analyse, da muss generell einiges auf den Tisch: Transfers, langes festhalten an Gisdol, Kommunikation usw. Da werden wir uns noch austoben können. Aber vielleicht doch noch mal zurück zum Spiel gegen Schalke. Was macht denn Mut? Viel habe ich nicht gefunden, aber immerhin haben wir gegen Schalke zumeist recht gut ausgesehen, selbst wenn sie uns sportlich überlegen waren, haben wir sie oft geschlagen. Was hättet ihr anzubieten, was Mut für Samstag macht?

Kurt: Aus meiner Sicht gibt es für Samstag wenig, das Mut macht, Ralf. Im Vergleich zu den Mitkonkurrenten finde ich die jetzige FC-Elf inhomogen, vom Ballfänger angefangen bis hinein in den am Stock gehenden Sturm. Wenn ich alleine Horn mit Pavlenka und Ortega vergleiche, wird ein Unterschied sonnenklar. Natürlich wird es auch darauf ankommen, wie sehr sich die Königsblauen im letzten Spiel noch ‘reinhängen werden, aber einen schwachen Gegner hatte der FC letzten Samstag auch – das Resultat ist bekannt.

“Es ist halt auch Schalke, gegen die man spielt. Die sind nochmal auf einer ganz anderen Ebene mies als der FC, da ist ein Sieg wirklich alles andere als ausgeschlossen.”

Thorsten: Ich habe komplett den Mut verloren. Liegt wohl auch zum Großteil daran, was Sarah sagte. Sei über einem Jahr nicht mehr im und am Stadion. Der Austausch mit Gleichgesinnten, die Fröhlichkeit, die Energie, die entstehen kann und sich dann auf die Mannschaft überträgt. All das fehlt mir. Und ich denke vielen anderen auch. Und trotzdem will ich irgendwie nicht aufgeben, ich nehme lieber einen glücklichen Nicht-Abstieg als einen verdienten Abstieg. Aber leider kann ich mir nicht seriös erklären, woher der Optimismus kommt.

Lino: Auf der anderen Seite ist es halt auch Schalke, gegen die man spielt. Die sind nochmal auf einer ganz anderen Ebene mies als der FC, da ist ein Sieg wirklich alles andere als ausgeschlossen.

Moritz: Erst einmal gilt es ja ohnehin selbst zu punkten – und da ist Schalke echt das Einzige, was mich positiv stimmt. Nicht, weil Schalke Letzter ist und als Absteiger feststeht, eigentlich dachte ich, dass es ein prädestiniertes Spiel sei, damit wir „mit runter gehen“. Aber Schalkes Sieg gegen Frankfurt hat das für mich verändert. Es ist ausgeschlossen, dass S04 nun noch einmal so auftritt und daher werden wir drei Punkte holen. Daher hege ich dann doch leichten Optimismus, dass entweder Bremen oder Bielefeld eben doch nur einen Punkt holen und es so unverdienterweise doch noch für Rang 16 reicht. Ich bin und bleibe Kölner. Und als Kölner habe ich immer Hoffnung. Anders geht da ja gar nicht.

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Severin: Immerhin einer, der hier Hoffnung hat. Ich bin auch eher guten Mutes, dass das am Samstag klappt. Irgendwie kriegt einen der Verein ja immer. Jetzt rede ich mich auch wieder selbst heiß, ohje. Also: Wir schlagen Schalke knapp, die anderen gewinnen nicht. Zack, Klassenerhalt! Was tippt ihr?

Ralf: Bei aller Meckerei, Enttäuschung, ja auch Zorn und der Erkenntnis, dass der Abstieg verdient wäre, setze und hoffe ich natürlich dennoch auf den Effzeh. Es muss immer unser Ziel sein, erstklassig zu spielen und ein kleines Pflänzchen Hoffnung, dass es mit einem Trainertypen wie Baumgart vielleicht mal in eine andere Richtung geht, das sehe ich schon. Natürlich ist mir ebenso bewusst, dass das auch mal wieder schief gehen kann. Aber die Hoffnung auf bessere Zeiten bewahre ich mir schon seit gut 30 Jahren. Warum sollte ich jetzt damit aufhören? Mein Tipp also: Der FC bleibt drin! Irgendwie.

Thomas: Irgendwie. Das ist das richtige Stichwort. Ich denke auch, dass es nächste Saison in der Bundesliga weitergeht. Hoffentlich nicht über die Relegation, das dürfte die Herzinfarktrate in der Stadt in ungesunde Höhen schrauben.

Foto: imago images / Eibner

Lino: Ich tippe 2:0 für den FC und eine Extrarunde in der Relegation gegen Fürth.

Severin: Uff, du willst uns aber auch richtig quälen.

Lino: Der FC will uns quälen. Es ist immer der FC!

Ralf: Eine Relegation wäre etwas völlig neues für den FC. Dabei waren wir 1986 schon mal sehr nahe dran. Vor dem letzten Spieltag waren wir Tabellenfünfzehnter, nur einen Punkt besser als Borussia Dortmund. Am letzten Spieltag gewannen wir dann 3:0 gegen den VfL Bochum. Der BVB musste dann in die Relegation gegen Fortuna Köln. Das Ende ist bekannt. Man stelle sich vor, der 1. FC Köln hätte gegen Bochum nicht gewonnen und wäre Sechzehnter geworden. Dann hätte man am 30. April und 6. Mai die Finals gegen Real Madrid um den UEFA-Cup gehabt. Danach zusätzlich am 13. und 19. Mai die Relegation gegen Schäng Lörings Fortuna. Nehmen wir es also als gutes Omen, dass der letzte Gegner diesmal wieder aus dem Ruhrpott kommt. Und ein europäisches Finale hätte zuvor eh zu viel Kraft gekostet. (lacht) So oder so: Eine Relegation, praktisch einen Nerventerror, wünscht man sich nicht, sondern nimmt sie dann, wenn nichts anderes mehr geht.

“So oder so: Eine Relegation, praktisch einen Nerventerror, wünscht man sich nicht, sondern nimmt sie dann, wenn nichts anderes mehr geht.”

Martin: Mein Tipp: Der Effzeh gewinnt 3:2, aber Bielefeld und Bremen siegen ebenfalls. Tja, blöd gelaufen. Hätte man besser in Berlin Mal auf Sieg gespielt…

Thorsten: Standardtipp 3:0 für den effzeh. Ich denke auch, dass es in die Relegation geht, da lieber Fürth als HSV.

Thomas: Den ersparen wir uns zum Glück so oder so in der Relegation. Simon Terodde, der uns in die 2. Bundesliga schießt: Das hätte ich nach dieser Saison nicht verkraften können. Bleiben wir einfach in der Bundesliga. Schalke schlagen, auf die anderen hoffen. So geht’s. Danke fürs Gespräch, Freunde!

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