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Analyse

0:0 bei Hertha BSC: Angst essen Seele auf beim 1. FC Köln

Durch ein torloses Remis bei Hertha BSC manövriert sich der 1. FC Köln in eine unangenehme Lage für den 34. Spieltag. Das lag auch an der taktischen Ausrichtung der „Geißböcke“, die im Berliner Olympiastadion das Risiko scheuten.

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Foto: imago images / Contrast

„Wir haben nicht gespielt wie ein Absteiger“ – mit dieser Einschätzung überraschte Timo Horn nach dem 0:0 seines 1. FC Köln bei Hertha BSC nach dem Abpfiff eines ebenso ereignis- wie niveauarmen Spiels doch schon ein wenig. Gegen die nach der Quarantäne durch die Nachholspiele ausgelaugten und enorm ersatzgeschwächten Berliner gaben die „Geißböcke“ die Chance aus der Hand, den Klassenerhalt aus eigener Kraft erreiche zu können. Ein Blick auf die Tabelle zeigt: Der 1. FC Köln muss, will er auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielen, das abschließende Saisonspiel gegen den FC Schalke 04 gewinnen – und gleichzeitig auf Schützenhilfe der Konkurrenz hoffen.

So wirkte es auch ein wenig wie Zweckoptimismus, dass der FC-Keeper den Glauben an den Ligaverbleib noch nicht aufgegeben hat. „Jetzt haben wir ein Endspiel. Wir stehen in der Verantwortung, für diesen Verein bis zuletzt alles zu geben und die drei Punkte gegen Schalke zu holen. Dann gucken wir, was die anderen machen“, betont Horn, der zugleich aber auch eingestehen musste, was für alle Beteiligten offensichtlich sein dürfte: „Unterm Strich stehen wir da zurecht, wenn man es resümiert. Wenn man fast eine ganze Saison spielt und am vorletzten Spieltag auf dem vorletzten Tabellenplatz steht, dann ist nicht alles richtig gelaufen.“

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No risk, no fun

Richtig gelaufen ist am Samstag im Olympiastadion aus Sicht des 1. FC Köln wenig, wenngleich die Verantwortlichen das anders sehen wollten. Ein kontrolliert agierender Gegner, der nur einen Punkt für den Klassenerhalt brauchte und dies auch angesichts der bekannten Umstände über die 90 Minuten deutlich zu verstehen gegeben hatte, ließ die „Geißböcke“ schier vor Schreck erstarren. Schon die Aufstellung, die FC-Coach Friedhelm Funkel wählte, hatte klar zum Ausdruck gebracht, was für die Kölner in der Hauptstadt zuvorderst angesagt war: Safety first! So begannen mit Benno Schmitz, Ismail Jakobs, Elvis Rexhbecaj und Dominick Drexler (statt Kingsley Ehizibue, Jannes Horn, Jonas Hector und Marius Wolf) die Sicherheitsoptionen für die Gäste, die eigentlich in Berlin auf Sieg hatten spielen müssen, aber irgendwie das Risiko scheuen wollte.

„So wie die Mannschaft aufgetreten ist, habe ich mir das zu 100 Prozent vorgestellt.“

Dass es angesichts der Ausgangslage beider Mannschaft, so unterschiedlich sie auch sein mochten, kein ansehnliches Spiel hatte werden können, war also vor dem Anpfiff schon klar. Die „Alte Dame“ wollte nicht so recht, der 1. FC Köln konnte einfach nicht. Nicht mit der Situation, nicht mit der Aufstellung, nicht mit dem Gegner. Es entwickelte sich dadurch wenig überraschend eine zähe Angelegenheit für alle Beteiligten: Die Berliner ließen die „Geißböcke“ kommen, überließen den Gästen zunächst vermehrt den Ball und konzentrierten sich tiefstehend auf die Abwehrarbeit und gelegentliche Konter. Dem FC fehlte es derweil in der Offensivreihe an Durchschlagskraft, an Tempo, an Esprit. Oder ums mit Friedhelm Funkel zu sagen: „So wie die Mannschaft aufgetreten ist, habe ich mir das zu 100 Prozent vorgestellt.“

Die Umstellungen gehen ins Leere

Mehr als offensichtlich schien das Motto auf beiden Seiten zu sein, das 0:0 auf jeden Fall mitzunehmen und darüber hinaus zu schauen, was überhaupt möglich war. „Wir hätten nicht mehr Risiko gehen sollen, das war alles ganz klar so abgesprochen. Wir haben es versucht, wollten Hertha aber nicht in die Falle laufen. Wir wollten das Spiel nicht verlieren“, bestätigte Funkel nach der Partie das, was jeder zuvor auf dem Platz hatte sehen können. Dass es beim FC nur beim Versuch blieb, ein sichtlich angeschlagenes Hertha BSC in Schwierigkeiten zu bringen, hatte neben der allgemeinen Herangehensweise allerdings auch mit den Umstellungen zu tun, die der Kölner Coach seinem Team verpasst hatte.

Fussball, Herren, 1. Bundesliga, Saison 2020/21, 33. Spieltag, Hertha BSC - 1. FC Köln, v. l. Dominick Drexler 1. FC Köln, Lukas Klünter Hertha BSC, Sebastian Andersson 1. FC Köln, 15.05. 2021, *** Football, men, 1 Bundesliga, season 2020 21, 33 matchday , Hertha BSC 1 FC Köln, v l Dominick Drexler 1 FC Köln , Lukas Klünter Hertha BSC , Sebastian Andersson 1 FC Köln , 15 05 2021, Copyright: xMatthiasxKochx

Foto: imago images / Matthias Koch

Jonas Hector, der zuletzt formstarke Kopf der Mannschaft, musste zwangsläufig ersetzt werden – hier setzte Funkel mit Rexhbecaj statt Salih Özcan auf die vermeintlich spielerisch bessere und offensivere Option und beließ den robusteren, kampfstärkeren Mittelfeldspieler auf der Bank. Durch die Herausnahme von Wolf und Ehizibue versuchten die „Geißböcke“ die rechte Seite zu stabilisieren, nahmen dadurch aber viel Dynamik aus der athletisch schon nicht sonderlich gesegneten Mannschaft. Dass Jakobs hinten links verteidigte, ließ sich durch die auf Konter setzenden Gastgeber zwar verargumentieren, aber der Kölner Juniorennationalspieler hatte zuletzt gegen Freiburg offensiv für wichtige Impulse gesorgt – dies lief durch die Hereinnahme von Drexler auf Linksaußen komplett ins Leere. Das gilt allerdings, wohlgemerkt nach dem Spiel betrachtet, für die gesamte Herangehensweise an diese Aufgabe.

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