Seine Jungs tollten über den Rasen, machten wilde Freudensprünge, stimmten lautstark Jubelgesänge an. Trainer Martin Heck war nicht nach lautem Jubel zumute, er schaute sich das bunte Treiben nach dem 4:0-Sieg gegen die Bayern von der Trainerbank aus an, seine Erschöpfung war spürbar. „Ich muss erstmal ʻrunterkommen.“, sagte er zu Beginn des Interviews mit effzeh.com. Aber er lächelte dabei, und seine Augen lachten mit. Wenn es stimmt, dass wahres Glück ganz leise ist, dann war Martin Heck in diesem Moment ein sehr glücklicher Mensch.
Seine Gedanken richteten sich dann aber sofort auf sein Team und das kommende Finale. „Ich möchte, dass sie das Spiel nächsten Sonntag einfach nur genießen und hoffe, dass es ein großes Finale wird.“ Das wünschen sich ganz bestimmt nicht nur die vielen Fans, die an dem Tag ins altehrwürdige Stadion Rote Erde pilgern, sondern auch die Zuschauer, die die Partie per Liveübertragung am Fernseher (Sport1, ab 12.55 Uhr) verfolgen werden.
Blick auf den Gegner: Die U17 des BVB
BVB-Trainer Sebastian Geppert brachte es nach dem gewonnenen Halbfinale gegen die U17 des VFL Wolfsburg auf den Punkt. Hätte man nur mit Youssoufa Moukoko gespielt, wäre man als Verlierer vom Platz gegangen. Der in Yaoundé, Kamerun, geborene, erst 14-jährige Stürmer, bringt natürlich alles mit, was einen Klasse-Angreifer ausmacht: großartige Technik, atemberaubende Schnelligkeit, körperliches Durchsetzungsvermögen und einen Torinstinkt, den er mit nicht weniger als 46 Toren in den 26 Partien der B-Junioren Bundesliga West und drei Toren in den beiden Halbfinalpartien gegen die Wolfsburger unter Beweis stellte.
Ich möchte, dass sie das Spiel nächsten Sonntag einfach nur genießen und hoffe, dass es ein großes Finale wird.
Allerdings weist das U17-Team des BVB neben Moukoko noch weitere herausragende Talente auf. So musste die Defensive lediglich 14 Gegentore in 26 Partien hinnehmen, was vor allem den sich abwechselnden Torhütern Nik Jonas Deubel und Leon Klußmann sowie den beiden zweikampfstarken Innenverteidigern Albin Thaqi, U16-Nationalspieler, und Tim Böhmer, U17-Nationalspieler, zu verdanken ist. Im zentralen defensiven Mittelfeld sorgten Maik Amedick und U16-Nationalspieler Dennis Lütke-Frie dafür, dass schon dort gegnerische Angriffe unterbunden wurden, und fütterten gleichzeitig die gefährliche Offensive der Dortmunder, die in der Bundesligasaison sagenhafte 93 Tore erzielte, mit präzisen Steilpässen.
Im linken offensiven Mittelfeld brachte es U17-Nationalspieler und Mannschaftskapitän Rilind Hetemi auf beachtliche 19 Assists in 26 Partien und erwies sich zudem als gefürchteter Distanzschütze. Im rechten offensiven Mittelfeld sorgte der wendige und ballsichere Ansgar Knauff für viel Gefahr und zeigte sich in den beiden Partien gegen den VfL Wolfsburg in ausgezeichneter Form. Als zweite Sturmspitze neben Moukoko stellte U17-Nationalspieler Ware Pakia seine Torgefährlichkeit mit elf Toren und sechs Assists unter Beweis. Genau wie Linksaußen Stanislav Fehler, der zur U19 von Schalke 04 wechselt, wird auch Pakia den Verein verlassen und sich der U19 des HSV anschließen.
Alles in allem geht die U17 des BVB als Favorit in das Finale am Sonntag, doch es gibt auch einige Dinge, die den Schützlingen von Trainer Martin Heck Mut machen sollten.
Die Mutmacher
Da ist zunächst einmal die Offensive des 1. FC Köln. Die schnellen Marvin Obuz und Jan Thielmann werden sicherlich genauso von den Dortmundern zu beachten sein wie Torjäger Jacob Anton Jansen, der es in der B-Junioren Bundesliga West immerhin auf 18 Tore brachte. Im offensiven Mittelfeld ragt Florian Wirtz heraus, der neben hervorragender Technik über enorm viel Tempo verfügt. Wie lange ist es her, dass die Profis des 1. FC Köln einen schnellen Mittelfeldspieler in ihren Reihen wussten?
In der Hinrunde erreichten die jungen Geißböcke immerhin ein 1:1 in Dortmund und trotzten dem in der ganzen Saison ungeschlagenen BVB eines von lediglich fünf Unentschieden ab.
Ein Blick in die Geschichte
Mut macht auch ein Blick in die Historie. Die Deutsche B-Jugendmeisterschaft wird seit 42 Jahren ausgespielt, der 1. FC Köln stellte bis dato zwei Teams, die das Finale erreichten – und dort jeweils den Meistertitel errangen. So war es 1990 das Team von Trainer Frank Schaefer mit Spielern wie Joschi Chang, Frank Ploeger, Guido Jörres und Pablo Thiam, die im Endspiel den favorisierten VFB Stuttgart mit 2:1 besiegten. 2011 schlugen die Mannen um Daniel Mesenhöler, Mitchell Weiser, Yannick Gerhardt und Fabian Schnellhardt unter ihrem Trainer Boris Schommers die U17 von Werder Bremen 3:2 nach Verlängerung und holten den Meistertitel an den Rhein.
Es wäre toll, wenn sich Geschichte wiederholen würde und der 1. FC Köln sich nach zwei erfolgreichen Finalteilnahmen zum dritten Male die gläserne Meisterschale sichern könnte. Martin Heck hätte ganz gewiss nichts dagegen, denn dann würde – zumindest aus Kölner Sicht – auch sein Wunsch von einem großen Finale in Erfüllung gehen.