Eine seltsame Diskussion entspannt sich aktuell rund um den 1. FC Köln: Nach dem eher biederen Auftritt im Auswärtsspiel bei Holstein Kiel, das dank eines grotesken Abstimmungsfehlers nur Remis endete, und dem zuvor desaströs verlaufenen Heimspiel gegen Schlusslicht Duisburg scheinen die „Geißböcke“ recht unzufrieden mit der Gesamtsituation zu sein. Und das, obwohl der effzeh nach zehn Spieltagen in der 2. Bundesliga an der Tabellenspitze thront. Oder gerade deswegen? Im Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim soll nun der stimmungslösende Befreiungsschlag her.
„Wir werden alles dafür tun, ein gutes Heimspiel zu absolvieren. Gerade zu Hause haben wir unsere Fans nicht mit gutem Fußball verwöhnt“, bekannte FC-Coach Markus Anfang auf der abschließenden Pressekonferenz vor der Partie gegen den Außenseiter freimütig. Falsch liegt er mit dieser Feststellung sicherlich nicht: Auf den Abnutzungskampf gegen Union Berlin (1:1) folgte ein Arbeitssieg gegen Aue (3:1) und das 3:5 gegen Aufsteiger Paderborn. Danach tat sich der effzeh gleich zweimal gegen das jeweilige Tabellenschlusslicht der 2. Bundesliga extrem schwer: Gegen Ingolstadt reichte eine dürftige Leistung noch zu einem glücklichen 2:1-Erfolg, gegen Duisburg setzte es dann eine verdiente 1:2-Niederlage.
Alles kann, nichts muss: Verlockende Ausgangslage für Heidenheim
Nun also Heidenheim – aktuell sowas wie der Inbegriff der 2. Bundesliga. Die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt geht trotz zuletzt starker Auftritte und Zweitliga-Legende Marc Schnatterer als klarer Außenseiter in die Partie. Zu verlieren gibt es für die Ostwürttemberger im Müngersdorfer Stadion nichts. Alles kann, nichts muss – eine verlockende Ausgangslage für den FCH, der derzeit mit 15 Punkten im Tabellenmittelfeld rangiert.
Eingeplant sind sicherlich keine Punkte, doch freiwillig wollen die Heidenheimer die Waffen auch nicht strecken. „Wir haben in Hamburg gezeigt, dass wir mit den Großen mithalten können. Da haben wir sehr unglücklich verloren. Wir haben in den letzten drei Spielen siebenmal getroffen und uns ein gewisses Selbstvertrauen erarbeitet. Wir wollen Köln vor Probleme stellen und dort um Punkte spielen“, verkündet Kapitän Schnatterer vor der Partie im Kölner „Express“.
Der effzeh derweil weiß, was ihn am Samstagmittag erwartet wird. Ein defensiv stabil stehender Gegner, der über Konter versucht zum Erfolg zu kommen. „Auch wenn es zweite Liga ist: Es sind keine Blinden, die da gegen uns spielen. Sie werfen alles in die Waagschale, um in Köln zu bestehen. Köln ist das Spiel, wo sie am wenigsten Druck haben”, formuliert Marco Höger in seiner neuen Kolumne auf der effzeh-Webseite die Herausforderung, die auf das Team auch gegen Heidenheim zukommen wird.
Dominanz und Stabilität: Der 1. FC Köln sucht die Balance
“Wenn die Mannschaften gegen uns verlieren, sagt jeder: ist ja normal. Für die Gegner ist das eine gute Ausgangslage. Das macht uns das Leben nicht leichter. Aber wir müssen das annehmen”, so der Mittelfeld-Routinier. Immer der Favorit zu sein sei eine neue Situation, man müsse lernen, damit umzugehen.
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„Wir müssen jetzt gucken, dass wir diese Dominanz ausstrahlen, dass für den Gegner wenig zu holen ist – egal ob zu Hause oder auswärts. Man wird immer mal das ein oder andere Spiel verlieren. Aber vom Auftreten her müssen wir einfach zeigen, dass wir unbedingt aufsteigen wollen. Es gibt Phasen, da tun wir das. Aber noch zu selten“, erklärt Höger, der für die Partie gegen den FCH aufgrund von muskulärer Probleme noch fraglich ist.
Gerade die mangelnde Dominanz und Stabilität waren es, die dem effzeh in den vergangenen Partien gerade von den eigenen Fans zu schaffen machten. Und auch erste Zweifel an der offensiven Spielweise unter Markus Anfang weckten. Dennoch: Vor dem Duell gegen den 1. FC Heidenheim ist das Team auf Kurs – der Punkteschnitt von zwei Zählern pro Partie hat in der 2. Bundesliga noch immer zum Aufstieg gereicht.
Anfang: “Druckvoll und mit Risiko spielen”
Viel wird gegen Heidenheim aufseiten der „Geißböcke“ darauf ankommen, die Fehlerquote gering und den Druck hoch zu halten, wie auch Markus Anfang unterstrich: „Natürlich müssen wir gegen viele Gegner geduldig sein. Trotzdem müssen wir druckvoll und mit Risiko nach vorne spielen, um uns Torchancen herauszuspielen. Die Jungs wissen das und setzen sich manchmal selbst zu sehr unter Druck. Das führt teilweise zu Fehlern, darf uns aber nicht aus der Bahn werfen“, fordert der effzeh-Coach.
Stabiler und konstanter müssten seine Schützlinge auf dem Rasen agieren, um die harte Nuss Heidenheim zu knacken. Ob die Kölner dabei auf das angeschlagene Trio, bestehend aus Marco Höger, Louis Schaub und Marcel Risse, zurückgreifen können, entscheidet sich vermutlich erst nach dem Abschlusstraining. Die Ausgangslage ist allerdings schon klar: Der Druck steigt beim 1. FC Köln.