Das Leid eines Menschen, der über Fußball schreibt, verdeutlich sich manchmal daran, dass sich der öffentliche Gesamteindruck über ein Spiel manchmal durch eine isolierte Aktion verändert, weil aus einem Sieg ein Unentschieden oder aus einem Unentschieden eine Niederlage wird. So geschehen auch beim Auftritt des 1. FC Köln in Kiel, dessen Ausgang eigentlich vorgezeichnet schien – Kiel schaffte im gesamten Spiel keinen Abschluss aufs Tor, die effzeh-Defensive stand solide, obwohl man nach vorne hin sicherlich kein Feuerwerk abbrannte. Ein Missverständnis zwischen Timo Horn und Jorge Meré brachte dann Heinz Mörschel in die Position, per Kopf den Ausgleich zu erzielen – aus eigentlich sicheren drei Punkten wurde nur einer, der Umgang mit dem Spiel veränderte sich auch.
Und wenn man jetzt in die Analyse des Spiels geht, darf man gerne emotional werden – aber auch ein sachlicher Blick kann vielleicht nicht schaden. Denn für den 1. FC Köln war es deswegen ein besonderes Spiel, weil aufgrund einiger Verletzungen Spieler zum Einsatz kamen, die bis dato in der Saison kaum Spielminuten auf dem Konto hatten – bei aller Frustration über das Ergebnis muss man diesen und andere Fakten für eine neutrale Analyse des Spiels und dessen Ergebnis betrachten.
Schwierige Ausgangslage: Balance und Verletzungen
Erinnern wir uns mal an die letzten Minuten des Heimspiels gegen Duisburg: Der 1. FC Köln rannte mit voller offensiver Man-Power einem Rückstand hinterher, prügelte einen langen Ball nach dem anderen nach vorne und hoffte auf einen glücklichen Ausgleich. Im Nachgang wurde bei unserer Analyse der fehlende Plan B im Offensivspiel des effzeh kritisiert, da die langen Bälle wenig erfolgsversprechend waren. Gleichermaßen wurde die mangelnde Balance im Spiel des Aufstiegsfavoriten bemängelt, der den Gegnern in einzelnen Spielen der Vergangenheit immer wieder große Räume eröffnete.
Die Vorbereitung auf das Spiel im Norden war dann auch schwierig: Mit Sobiech, Koziello und Clemens verletzten sich drei potenzielle Startelfkandidaten und eine Länderspielpause verhinderte mannschaftstaktisches Training im weitesten Sinne. Das Ansinnen, dem effzeh durch eine veränderte Startelf mehr Stabilität zu verleihen, war für Markus Anfang und sein Trainerteam dann offenkundig das Mittel der Wahl. Schließlich musste man mehrere Spieler integrieren, die entweder über längere Zeit nur wenig gespielt hatten – Schmitz, Hauptmann und Özcan sind hier zuerst zu nennen. Mit Hauptmann rückte nach Högers Verletzung gar ein Spieler kurz vor Anpfiff erst ins Team, nach Schaubs Verletzung dann auch der eingewechselte Simon Zoller. Kurzum: Die Vorbereitung auf das Spiel verlief nicht ideal.
Mehr Pragmatismus als Dogmatismus: Anfangs verändert Statik
Und so war beim effzeh dann neben der veränderten Viererkette auch eine andere Raumbesetzung in Spiel gegen den Ball zu beobachten. Bisher formierte man sich in einer 4-1-4-1-Stellung, mit Marco Höger als tiefem Sechser hat man dafür auch einen prädestinierten Spielertyp im Kader. Da Höger allerdings kurzfristig ausfiel, war Anfang gezwungen, die Statik des Spiels zu verändern. Mit Niklas Hauptmann rückte ein Verbindungsspieler ins Team, der überwiegend im Zehnerraum agierte. Einen einzigen tiefen Sechser gab es nicht, im Spiel gegen den Ball verteidigte der effzeh im 4-2-3-1 mit Özcan und Hector im defensiven Mittelfeld.
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