Nur wenige Augenblicke nach Abpfiff erschallten aus dem Gästeblock auf der Bielefelder Alm ungewohnte Töne vom Anhang des 1. FC Köln. „Lalalalalala, Cordo-Cordoba, Cordoba, Cordo-Cordoba“ – die effzeh-Fans feierten, wer hätte das vor Wochen gedacht, Jhon Cordoba, den so oft gescholtenen kolumbianischen Angreifer der „Geißböcke“.
Die verbalen Streicheleinheiten nach dem Abpfiff hatte sich Cordoba allerdings redlich verdient, denn soeben hatte er in der Nachspielzeit den 3:1-Siegtreffer für die „Geißböcke“ erzielt. Nach einem Freistoß der Bielefelder, die in den ihnen noch verbleibenden Sekunden alles nach vorne warfen, schickte Dominick Drexler den eingewechselten Stoßstürmer auf die Reise – allein vor Bielefelds Keeper Ortega blieb Cordoba eiskalt und tütete den dritten Sieg innerhalb von sieben Tagen ein.
Die Bilanz des 1. FC Köln lässt sich sehen
Nach dem Arbeitssieg in Sandhausen und dem hart erkämpften Erfolg gegen den FC Ingolstadt krönte der effzeh eine perfekte Englische Woche mit einem weiteren Triumph Marke „Augen zu und durch“. Nicht über die kompletten 90 Minuten präsentierte sich die Mannschaft von Trainer Markus Anfang souverän, nicht über die kompletten 90 Minuten in Bestform, doch letztlich setzten sich die Jungs mit dem Geißbock auf der Brust verdient durch und bauten die Tabellenführung auf vorerst sechs Zähler aus.
19 Punkte aus acht Spielen: Diese Bilanz lässt sich trotz aller Balanceproblemen, die sich auch in Bielefeld offenbarten, nun wahrlich sehen. Der effzeh wird von Saisonbeginn an der Favoritenrolle in der 2. Bundesliga gerecht – nicht nur auf dem Papier und nicht nur in der Tabelle. Vor allem die Offensive der „Geißböcke“ sucht in der Spielklasse ihresgleichen und war auch beim Trip nach Ostwestfalen nicht zu stoppen.
Terodde macht die 100 voll
Das lag wieder einmal an einer Person, die sich weiter ins rekordverdächtige Rampenlicht ballert: Simon Terodde schlug drei Tage nach seinem Doppelpack gegen den FC Ingolstadt auch auf der Bielefelder Alm gleich zweifach zu. Kurz vor dem Halbzeitpfiff nickte der effzeh-Goalgetter eine scharfe Hereingabe von Dominick Drexler ins Arminia-Tor und erzielte mit seinem 100. Zweitliga-Tor rechtzeitig zum Seitenwechsel die verdiente Führung für eine kontrolliert auftretende Kölner Mannschaft.
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Vom Spektakelfußball aus den Heimspielen war die Anfang-Elf in Bielefeld weit entfernt – und doch durfte Terodde auch in der zweiten Hälfte wieder jubeln. Der auffällige Drexler setzte den ehemaligen Kölner Salger auf der rechten Seite ins Karussell und legte in den Rückraum auf seinen treffsicheren Kollegen ab, der sich nicht zweimal bitten ließ. Die Saisontore elf und zwölf im sechsten Einsatz – TORodde on fire belohnte einen eiskalten effzeh, der mehr Wert auf Kontrolle legte als noch zuletzt.
Neues Startelf-Trio überzeugt
Gegen keineswegs schwache Bielefelder setzte Anfang dabei in der Zentrale auf Vincent Koziello, brachte auch Serhou Guirassy von Beginn an und vertraute auch Matthias Bader, der gegen Paderborn sicherlich zum Einstand keinen Glanztag erwischt hatte. Alle drei Neuen in der Anfangsformation rechtfertigten ihre Nominierung: Koziello war im Mittelfeld ein passsicherer Taktgeber, wenngleich er mitunter durchaus untertauchte.
Guirassy war, obwohl ihm das Abschlussglück nicht hold war, ein steter Unruheherd und zeigte sich enorm präsent. Bader ackerte auf der rechten Abwehrseite, nicht nur zuletzt eine Problemposition beim effzeh, und war vor allem defensiv stabil. Das galt insgesamt für die zurecht kritisierte Abwehrreihe der Kölner um die souveräne Innenverteidiger Lasse Sobiech und Rafael Czichos, die an diesem Freitagabend allerdings auch viel Unterstützung aus der eigentlichen Abteilung Attacke erhielten.
Zittern in der Schlussphase
Dass der 1. FC Köln nach soliden 90 Minuten trotz des Terodde-Doppelpacks noch einmal zittern musste, hatte er sich größtenteils selbst zuzuschreiben. Zum einen ließen die „Geißböcke“ in der Offensive beste Konterchance fahrlässig liegen – zum Beispiel, als Drexler beim Spielstand von 1:0 aus Kölner Sicht einen Querpass auf Guirassy zu lasch spielte und somit die frühzeitige Entscheidung verpasste.
Zum anderen wählte die effzeh-Hintermannschaft gegen eine leidenschaftlich, aber ohne große Durchschlagskraft anrennende Arminia nicht immer die schmucklose Lösung zur Bereinigung aller Probleme. Vor dem 1:2 hatte die Anfang-Elf mehrfach die Chance, die Situation zu bereinigen, doch Bader klärte stattdessen genau vor die Füße von Seufert, der direkt auf Staude ablegte. Dessen sehenswerter Distanzschuss war für Horn nicht zu halten, die Partie stand wenige Minuten vor Schluss überraschend wieder Spitz auf Knopf.
In der hektischen Phase behielt der effzeh kühlen Kopf, auch weil immer wieder Entlastung durch Gegenangriffe geschaffen werden konnte. Im ersten Anlauf scheiterte Cordoba noch mit einem harmlosen Abschluss an Ortega, doch nach einer abermals turbulenten Sequenz konnte der Tabellenführer den Ball aus der Gefahrenzone bringen. Drexler sah bei seiner dritten Torvorlage des Tages den mutterseelenallein stehenden Cordoba, der sich knapp 50 Meter lang überlegen konnte, wohin er den Ball denn unbedrängt vor Ortega schießen wollte.
Cordoba mit der effzeh-Erlösung
Die Erlösung in einer intensiven Partie, die trotz einer aufopfernd kämpfenden Arminia letztlich den verdienten Sieger fand. Selbst der zuvor ausgewechselte Doppelpacker Terodde, der nun in der ewigen Torjägerliste der eingleisigen 2. Bundesliga mit Bruno Labbadia auf Platz fünf gleichgezogen hat, sprintete in den Bielefelder Strafraum, um mit dem Kolumbianer in Kölner Diensten zu feiern.
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Die effzeh-Fans taten es ihrem Goalgetter gleich, ließen Cordoba lautstark hochleben und besangen die Tabellenführung des 1. FC Köln, der den vierten Auswärtssieg im vierten Auswärtsspiel der Zweitliga-Saison unter Dach und Fach gebracht hatte. Das perfekte Ende der Englischen Woche war zugleich ein perfekter Start ins Wochenende. Mit 19 Punkten im Gepäck kann sich der effzeh in Ruhe anschauen, was die Konkurrenz aus Hamburg, Berlin oder Fürth so anstellt.
Doch nicht nur deswegen können die Jungs mit dem Geißbock auf der Brust stolz auf der Couch liegen: In den letzten sieben Tagen hat das Team von Markus Anfang bewiesen, dass es die Aufgaben, die ihm in der 2. Bundesliga gestellt wird, verinnerlicht hat. Es läuft bei weitem noch nicht alles rund, es gibt noch genügend Luft nach oben, es gibt weiterhin berechtigte Zweifel an der Spielweise – und dennoch thront der 1. FC Köln klar an der Tabellenspitze. Es gibt schlimmere Sorgen in diesen turbulenten Tagen.