Ein Held sein – das wollte Hans Schäfer nie. Helden, so erzählte Horst Hrubesch zum 90. Geburtstag der effzeh-Legende über ihn, finden sich unter Feuerwehrleuten, Krankenschwestern und Ärzten. Dem dickköpfigen Kölner, der deshalb auch seinen Spitznamen „De Knoll“ erhielt, war der Ruhm zuwider, wenngleich ihm Anerkennung durchaus schmeichelte. Unvergessen ist in der Fanszene des 1. FC Köln, wie sich Schäfer nach der Choreographie zum 50. Jahrestag der ersten Meisterschaft, die ihn überlebensgroß mit der Meisterschale zeigte, bei den Ultras bedankte. Erst telefonisch, dann persönlich.
Die Liebe der Kölner Anhänger – sie war Hans Schäfer schon zu Lebzeiten gewiss. Kaum verwunderlich also, dass auch nach seinem von ganz Fußball-Deutschland betrauerten Tod die ihm zuteil werdende Anerkennung nicht geringer geworden ist. Mit einem Festakt vor dem ersten Saisonheimspiel gegen Union Berlin weihte der effzeh die Hans-Schäfer-Südkurve ein – in Beisein der Witwe, die zusammen mit Vizepräsident Toni Schumacher symbolisch das Band durchschnitt. Schumacher war es auch, der nach Schäfers Tod den Anstoß für die Umbenennung der Südtribüne im Müngersdorfer Stadion gegeben hatte.
Ein würdiges Denkmal für einen Giganten der FC-Historie
„Kölns Größter“ – nun auch groß in Müngersdorf verewigt. Weiße Schrift auf roter Bande. Zwischen den Stehplätzen im Unterrang und den Sitzplätzen im Oberrang. Nur der Name, sein unverwechselbares Konterfei und Hans Schäfers Unterschrift. Dezent und wirkungsvoll. Der örtliche Energieversorger, auch Namenssponsor des Stadions, verzichtete dafür auf die Bandenwerbung in diesem Bereich, auch über den Mundlöchern, von außen am Stadion und auf den Tickets ist der neue Name bereits zu sehen. Die größte Ikone des 1. FC Köln ist nun auch Namensgeber der wichtigsten Tribüne des Vereins – ein würdiges Denkmal für einen Giganten der effzeh-Historie.
Dass der Verein bei der Entscheidungsfindung die Fans außen vor gelassen hat, schmälert den Eindruck nur geringfügig (Update: Die AG Fankultur war an der Umbenennung beteiligt). Wer sich am Montagabend rund um das Stadion über das Thema unterhielt, fand vornehmlich wohlwollende Unterstützung für die Umbenennung vor. Dass der Festakt zur Einweihung vor dem Spiel und damit größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, hatte zu großen Teilen organisatorische Gründe. Die Bedürfnisse aller Beteiligten von Sponsoren und Medien über die effzeh-Fans und Vereinslegenden bis hin zur eigentlichen Hauptperson (Hans Schäfers Witwe Isis) unter einen Hut zu bekommen, dürfte ein hoffnungsloses Unterfangen gewesen sein.
Der Schönheitsfehler mit den Deppenleerzeichen
Ein Schönheitsfehler bleibt allerdings bei dieser angemessenen Ehrung: Dass letztlich zwei sogenannte „Deppenleerzeichen“ ihren Weg in die Benennung gefunden haben, macht nicht nur zwanghaften Sprachfetischisten ein flaues Gefühl im Magen. Das wird aber überlagert von der Gänsehaut, dem wohl wichtigsten Spieler in der effzeh-Geschichte ein würdiges Andenken gesetzt zu haben. Franz Kremer, Heinz Flohe, Hans Schäfer: Drei Typen im wahrsten Sinne des Wortes, die sich ein Denkmal nicht nur in den Herzen der effzeh-Fans verdient haben. Hoffentlich kommt in nächster Zeit außer für Hannes Löhr kein weiteres hinzu – das würde bedeuten, dass allen weiteren Vereinslegenden noch ein langes Leben vergönnt ist!