Ein Montag, auf den noch viele Montage folgen werden: Der 1. FC Köln tritt mit der 1:3-Niederlage bei Werder Bremen auch das letzte Fünkchen Hoffnung auf den Klassenerhalt aus.
Irgendwann werden interessierte Menschen mit weitem Abstand auf diese Saison des 1. FC Köln blicken und schwermütig mit dem Kopf schütteln. Sie werden sich fragen, was dort am Rhein während der Spielzeit 2017/18 passiert ist und wie es dazu kommen konnte. Wie aus Platz fünf und Europapokal-Euphorie der bittere und in allen Belangen verdiente Absturz in die 2. Bundesliga wurde. Wie viele wissend diesen Autounfall einer Saison voraussahen und gebannt verfolgten und doch wie Rehe im Scheinwerferlicht stehen blieben und letztlich von der Wucht der Geschehnisse überrollt wurden.
Auf diesen Montagabend in Bremen werden sie nicht explizit eingehen. Es wird einer von zahllosen Montagen sein, die in dieser Phase auf die effzeh-Fans warteten. Ein unerfreuliches Erlebnis, denn, seien wir ehrlich, das Unvermeidliche lässt sich nicht vermeiden. Auch die kühnsten Optimisten unter uns wissen nun: Der 1. FC Köln wird am Ende dieser Spielzeit zum sechsten Mal den bitteren Gang in die 2. Bundesliga antreten. Und das, wie sich beim Duell mit den ebenfalls abstiegsbedrohten Hanseaten zeigte, auch völlig zurecht. Es reicht schlichtweg auch mit voller Kapelle nicht für die Bundesliga-Tauglichkeit: Defensiv mit grotesken individuellen Fehlern, im Mittelfeld ein Ausbund an mangelnden Kernkompetenzen und im Angriffsverhalten häufig so ungeschickt wie harmlos.
Das immer gleiche Schauspiel – mit teils anderen Darstellern
Es reicht nicht für die Bundesliga – das muss nach dem traurigen Auftreten in Bremen klipp und klar gesagt werden. Eine komplett blutleere und spielerisch katastrophale Vorstellung in der ersten Hälfte, die in einem abermaligen Schlafmützen-Anfall bei einem gegnerischen Standard mündete. Ein Aufbäumen nach dem Seitenwechsel, gekrönt durch den Ausgleich von Yuya Osako und den prompten Rückschlag nach einem plumpen Ballverlust. Wie so häufig riss das Team mit dem Arsch gedankenlos ein, was es sich mühsam aufgebaut hatte. Es folgte viel ertragloser Leerlauf, verzweifeltes Anrennen und der Knockout nach einem weiteren individuellen Aussetzer kurz vor Abpfiff. Es ist das immer gleiche Schauspiel mit teils anderen Darstellern – eine von vorne herein verkorkste Saison, die am Ende bittere Folgen für den Verein haben wird.
Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images
Die Fehlerkette, die zum mindestens 50 Millionen Euro teuren Abstieg führt, hört nicht auf bei Eifersüchteleien bei den Entscheidern, die entweder ihren Anteil an der Krise nicht einsehen oder gar bei ersten kleinen Hauch von Kritik beleidigt den Absprung machen (aber nicht die Abfindung vergessen!). Sie hört nicht auf bei einem außerhalb der nachträglichen verbalen Tätlichkeit abwesenden Präsidium, das entweder zu blind war, die zwischenmenschlichen Probleme auf der Entscheiderebene zu erkennen, oder diese gar wider besseren Wissens ignoriert hat. Sie hört auch nicht auf bei höheren Mächten, die dem effzeh in dieser Saison schwer zugesetzt und ihm Verletzungspech und unglückliche Schiedsrichterentscheidungen gesandt haben. Es muss, so schwer es angesichts der wirklich ausgeprägten Moral dieser Mannschaft auch fällt, ebenfalls auf dem Platz angesetzt werden.
Nach Bremen: Viel Gesprächsbedarf beim 1. FC Köln
Es muss darüber geredet werden, dass vermeintliche Leistungsträger ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht wurden. Es muss darüber geredet werden, dass dieser Kader, so wie er aktuell daherkommt, an der Kante zur Bundesliga-Tauglichkeit ist. Es muss darüber geredet werden, dass viele Akteure an ihrem Limit spielen müssen, um in dieser Liga zu bestehen – und es spätestens seit Anfang dieser Saison nicht tun. Es muss darüber geredet werden, dass Wille, Einsatz und Leidenschaft nicht alles sein kann, sondern es auch die nötige Portion Qualität braucht, um in der Bundesliga zu bleiben. Es muss darüber geredet werden, dass ein beinahe 40-Jähriger am Montagabend in Bremen der beste Kölner auf dem Platz war. Es muss über vieles geredet werden beim effzeh – jetzt ist der Zeitpunkt, damit endgültig anzufangen und nicht in Durchhalteparolen zu verharren.
Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images
Über den Klassenerhalt muss jedenfalls nicht mehr geredet werden. Der Abstieg, er hat sich nicht bei einer vermeidbaren 1:3-Niederlage bei Werder entschieden. Auch nicht in den Heimspielen gegen Augsburg, Hannover und Stuttgart. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile – auch bei diesem Desaster. Ob es jetzt die fehlende Spritzigkeit und Fitness war, für die Spieler und Trainerteam gleichermaßen die Verantwortung tragen. Oder die absurden Fehlentscheidungen auf dem Transfermarkt, die sich auch am Montagabend im Weserstadion wieder offenbarten. Oder doch die fehlende Qualität, die in den letzten Jahren durch einen überragenden Torjäger, eine starke Organisation und jeder Menge Glück überdeckt wurde. Es ist all das und noch viel, viel mehr. Die Hoffnung, sie ist endgültig gestorben. Das Spiel ist aus, Game over!