Es klingt komisch, ist aber so: Zum Auftakt des 21. Spieltags kehrt Peter Stöger als Trainer von Borussia Dortmund zum 1. FC Köln zurück. Wir blicken voraus auf das emotionale Aufeinandertreffen.
“Die Zeit heilt alle Wunden”: Dieses Sprichwort gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen in der deutschen, englischen, spanischen, französischen und italienischen Sprache. Aus linguistischer Sicht scheint diese Ansicht dann so falsch nicht zu sein, denn wie hätte sich sie sonst in allen fünf Sprachen durchsetzen und bis heute halten können? Der Erfolg dieses Sprichworts hängt wohl mit der Tatsache zusammen, dass wir der Gegenwart eine zu große Bedeutung beimessen, obwohl der flüchtige Augenblick durch das Fortschreiten der Zeit immer schnell an Wert verliert.
Zwar nimmt man als junger Mensch “Zeit” als etwas Lästiges war, was nur langsam vergeht – je älter man dennoch wird, umso rasender ziehen Tage, Wochen und Monate an einem vorbei. Als Schüler erschienen mir jedoch zwei Monate als unendlich lange Zeit, von der ich dachte, dass man in ihr unendlich viele Dinge würde anstellen können – sie fühlten sich eher an wie zwei Jahre.
Stögers Abschied auf Schalke
Zwei Monate ist es dann auch fast her, dass Peter Stöger nach viereinhalb Jahren auf der Trainerbank von seinen Aufgaben entbunden wurde. Anfang Dezember mehrten sich bereits die Vorzeichen, dass Vorstand und Geschäftsführung des 1. FC Köln dem Österreicher nicht mehr genügend Vertrauen entgegenbrachten, weshalb Stöger dann am Tag nach dem 2:2 auf Schalke in einer denkwürdigen Pressekonferenz entlassen wurde. Ihm selbst war schon vorher klar gewesen, dass die Partie im Ruhrgebiet seine letzte als Trainer des 1. FC Köln sein würde.
Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images
Was folgte, waren Tage und Wochen angeregter Diskussion in den Medien und sozialen Netzwerken, in denen das Für und Wider der Entlassung abgewogen wurde. Unterdessen übernahm Stefan Ruthenbeck die sportlich, körperlich als auch mental angeschlagene Mannschaft des 1. FC Köln, reiste nach Belgrad, schied dort aus der Europa League aus, um am darauffolgenden Sonntag nach einer 3:0-Führung noch gegen den SC Freiburg zu verlieren.
Nur eine Woche ohne Job: Der schnelle Wechsel zum BVB
Dieser Sonntag sollte dann in dieser für Fans, Verantwortliche und Mannschaft des 1. FC Köln bewegenden Hinrunde ein weiterer bedeutender Tag werden: Der BVB hatte nach der ernüchternden 1:2-Heimniederlage gegen Bremen seinen vorherigen Trainer Peter Bosz entlassen und für den folgenden Tag eine Pressekonferenz angekündigt. Am Mittag des 10. Dezember stellte sich dann, nur wenige Tag nach seiner Entlassung in Köln, Peter Stöger den Dortmunder Medienvertretern vor.
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“Für mich selbst logischerweise ist es eine überraschende Situation, aber eine außergewöhnliche Möglichkeit. Ich freue mich riesig darauf, Trainer bei dieser Mannschaft sein dürfen. Ich gehe diese Geschichte mit sehr viel Freude und vielen Emotionen an”, bekannte der Österreicher, der am Tag zuvor erst von den Dortmunder Verantwortlichen kontaktiert worden war. Eine Notlüge, wie BVB-Sportchef Michael Zorc später unumwunden zugab: Zwischen der Entlassung in Köln und der Entscheidung gegen Peter Bosz hatte die Borussia bei Stöger vorgefühlt.
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Seine dringlichste Aufgabe: Die instabile Dortmunder Mannschaft wieder zu einer soliden Einheit formen, die defensiv weniger anfällig ist und konstante Ergebnisse einfährt. Zuvor hatte der Niederländer Bosz mit seiner durchaus radikalen Idee des Fußballs für einige Leistungsausschläge nach unten gesorgt. Mit Stöger versprachen sich die BVB-Bosse, einen Weg der Stabilisierung zu wählen, damit das Saisonziel, die Qualifikation für die Champions League, nicht gefährdet werde.
In Köln betrachtete man diese Entwicklung ganz unterschiedlich: Einige freuten sich darüber, dass Peter Stöger, nachweislich ein guter Fußballtrainer, bereits schnell eine neue Aufgabe gefunden hatte. Anderen hingegen stieß sauer auf, dass der Österreicher es nur eine Woche ohne neuen Job ausgehalten habe. Nach viereinhalb Jahren intensiver Arbeit in Köln hätten sich wohl viele gewünscht, dass Stöger erst einmal die Beine hochlegen würde – in der Unterhaltungsmaschinerie Fußball ist jedoch nichts so alt wie der Erfolg von gestern und auch die Spitzenkräfte müssen sehen, dass sie einen Job bekommen.
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