Durch ein 0:1 beim FC Schalke 04 verabschiedet sich der 1. FC Köln aus dem DFB-Pokal. Doch Interimstrainer Ruthenbeck könnte FC-Coach bleiben.
Genau 17 Tage, nachdem sich Peter Stöger im Wissen um den feststehenden Abschied vom 1. FC Köln nach einem 2:2-Unentschieden auf Schalke vom Gästeblock hatte ausgiebig feiern lassen, bestreitet sein (noch) interimsmäßiger Nachfolger Stefan Ruthenbeck an gleicher Stelle mit den Geißböcken das letzte Spiel des Jahres. Durch die 0:1 (0:0)-Niederlage scheidet der effzeh zwar im Achtelfinale aus dem Pokal aus, die Chancen dafür, dass Ruthenbeck mit der Mannschaft auch ins neue Jahr geht, stehen allerdings nicht allzu schlecht.
So wiederholte der neue Geschäftsführer Sport, Armin Veh, vor dem Spiel seine lobenden Worte für den bisherigen Trainer der Kölner U19: „Er macht seine Sache gut, nach 27 Trainerjahren kann ich das beurteilen. Er arbeitet sehr akribisch und kommt bei der Mannschaft gut an.“ Vorwegnehmen wollte der neue starke Mann eine Entscheidung bezüglich der Zukunft Ruthenbecks allerdings nicht: „Wie das aussieht, kann ich nicht sagen.“
Der Gelobte selbst gab sich vor dem Spiel unaufgeregt: „So viele Gedanken mache ich mir nicht. Der FC ist mein Verein, dem ich treu bleiben werde. Wenn ich weitermachen darf, werde ich das euphorisch angehen, ansonsten freue ich mich wieder auf meine U19“, sagte Ruthenbeck, der während des Spiels an der Seitenlinie wieder komplett mitging, seine Spieler in der Pause und auch nach der Partie einzeln abklatschte, aber auch Mut bei personellen Entscheidungen im Spiel bewies.
Kölner Kanonenstart auf Schalke
Im Vergleich zum Ligasieg über den VfL Wolfsburg begannen die Geißböcke mit einer Veränderung in der Startelf. Für den verletzten Youngster Birk Risa rutschte Pawel Olkowski ins Team der Kölner, die mit einer defensiven Fünferkette und dem Polen auf der Rechtsverteidigerposition begannen. Das Überraschungsmoment auf seiner Seite, begann der FC forsch. Olkowski brachte bei seinem ersten Vorstoß mit einem etwas verunglückten Kurzpass Lukas Klünter ins Spiel und der Aushilfsstürmer setzte den Ball aus spitzem Winkel mit merkwürdiger Flugkurve aufs Tornetz (2.). Die Schalker spielten den Abstoß schnell und hatten wohl nicht damit gerechnet, dass der Gast sie im Aufbauspiel unter Druck setzen würde. Prompt verloren die Königsblauen das Spielgerät an Chris Führich, der Milos Jojic bediente, dessen Schuss allerdings zur Ecke abgefälscht wurde (3.).
Nach diesem Kölner Kanonenstart verflachte das Geschehen allerdings. Gegen den Ball präsentierten sich Führich, Jojic und Klünter als offensive(re) Dreierreihe, die allerdings erst kurz hinter der Mittellinie Druck auf den ballführenden Gegenspieler ausübte. Gegen tiefstehende und robust verteidigende Kölner fehlten den Gastgebern, immerhin seit zwölf Pflichtspielen ohne Niederlage, die Ideen. Passenderweise flog der erste Schalker Abschluss aus halbwegs torgefährlicher Distanz ins Seitenaus (7.). Angeführt von einem erneut zweikampfstarken Dominique Heintz verteidigte der FC diszipliniert, im Spiel nach vorne fehlte aber merklich eine offensive Anspielstation im Zentrum. Auch stellten sich die Gelsenkirchener im Zweikampf cleverer an, als es zuletzt der VfL Wolfsburg getan hatte, sodass Führich und Klünter kaum einmal ins Tempo kamen. Nur einmal entwischte Führich dem fast gleichaltrigen Thilo Kehrer, der ihn mit einer rüden Grätschte stoppte, was eine verdiente Verwarnung nach sich zog (44.).
Ruthenbeck nimmt Olkowski noch vor der Pause raus
Zuvor waren die Gäste offensiv allerdings komplett abgetaucht. Harit (31.) und di Santo (34.) kamen zum Abschluss, stellten FC-Keeper Timo Horn damit aber nicht vor Probleme. In dieser Phase agierte der FC viel zu passiv. Erst zwanzig Meter hinter der Mittellinie kamen die Gäste nun in die Zweikämpfe und insbesondere Olkowski hatte auf seiner Seite immer wieder Probleme im Zweikampf. Ruthenbeck reagierte prompt, nahm den nicht verletzten Polen frühzeitig aus dem Spiel und brachte Christian Clemens (39.). Olkowskis Position übernahm Klünter und Clemens orientierte sich auf die vordere rechte Seite. Eine richtige und zu diesem frühen Zeitpunkt ebenso konsequente wie mutige Entscheidung. Die Geißböcke überstanden die Schlussphase der ersten Hälfte unbeschadet und Ruthenbeck nahm sich beim Gang in die Kabinen jeden Akteur einzeln vor und klatschte ihm Mut zu.
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Mut, den seine Mannschaft zu Beginn des zweiten Durchgangs prompt – wie zum Start von Halbzeit eins – wieder an den Tag legte, wenngleich auch der FC Schalke deutlich motivierter aus der Pause kam. So nahm die Partie etwas mehr Fahrt auf als in der ersten Halbzeit, was auch daran lag, dass es den Kölnern zunächst gelang, die Partie offener zu gestalten. Nach einer Schalker Ecke war es dann einmal mehr Timo Horn, der mit einer starken Fußabwehr gegen Nastasic den Rückstand verhinderte (61.). Der Serbe war aus kurzer Distanz zum Abschluss gekommen, nachdem Klünter das Spielgerät zuvor über den Scheitel gerutscht war.
Zwei Minuten später war es dann aber soweit: Max Meyer lief nach Ecke von Oczipka am kurzen Pfosten in den Ball, Matthias Lehmann war nicht nah genug dran, und der kleine Mittelfeldspieler traf mit dem Hinterkopf ins lange Eck (63.). Timo Horn war chancenlos und am zweiten Pfosten war kein Abwehrspieler postiert, der den Einschlag des Balles möglicherweise noch hätte verhindern können. Dem kompletten Knockout entgingen die Geißböcke kurze Zeit später, weil Guido Burgstaller nach Zuspiel von Harit bei seinem Treffer deutlich im Abseits gestanden hatte (68.).
Doppelwechsel und Profidebüt
Um neue Akzente bemüht, brachte Ruthenbeck Marco Höger und den jungen Kevin Goden für Lukas Klünter und Chris Führich ins Spiel (70.). Für den 18-jährigen Goden, der seit 2009 für den FC spielt und zuvor beim 1. SF Brüser Berg in Bonn kickte, bedeutete die Einwechslung sein Profidebüt. Der FC kam nun, den Schuss von Sörensen konnte Schalkes Schlussmann Ralf Fährmann aber sicher parieren (73.). Den nächsten Schuss gab Goden ab, und diesmal musste sich Fährmann schon deutlich strecken (75.). Auf der Gegenseite verhinderte wiederum Horn gegen den eingewechselten Embolo das 0:2 (80.).
Der FC, mittlerweile mit Viererkette unterwegs, war in der Schlussphase sichtlich bemüht, sein Offensivspiel anzukurbeln, in den Zweikämpfen gingen die Geißböcke aber immer wieder allzu leicht zu Boden und haderten dann mit Entscheidungen des insgesamt guten Schiedsrichters Robert Winkmann. Ein Distanzschuss von Heintz, der über die Latte strich, stellte die bis dato beste Ausgleichschance dar (86.). Zwar hielt es Heintz und Sörensen in den Schlussminuten nicht mehr hinten, doch wirklich Druck aufs Schalker Tor konnten die Geißböcke nicht mehr aufbauen. Und so endete die Pokalsaison 2017/18 des 1. FC Köln an diesem 19. Dezember um 22.36 Uhr.
“Zum Schluss haben die Körner gefehlt”
Aufmunternden Applaus gab es von Stefan Ruthenbeck nach dem Abpfiff trotzdem für seine Mannschaft. „Es gab schon die ein oder andere Möglichkeit, aber wir haben es nicht gut ausgespielt und zum Schluss haben dann die Körner gefehlt“, analysierte Ruthenbeck im Anschluss an die Partie nüchtern. Zu seiner Zukunft wollte er sich zu diesem Zeitpunkt nicht äußern. Vor 17 Tagen endete nach einem Unentschieden auf Schalke die Ära von Peter Stöger beim 1. FC Köln. Ob eine Niederlage an gleicher Stelle gut zwei Wochen später das Aus für Interimscoach Ruthenbeck bedeutet? Das darf durchaus bezweifelt werden.