Armin Veh spricht über Stefan Ruthenbeck, doch ein Nebensatz wirkt wie Nachtreten in Richtung Peter Stöger. Das war wohl nicht das Anliegen des Neu-Geschäftsführers, unnötig war es dennoch.
Vielleicht gehört der Rosenkrieg zu Trennungen einfach dazu. Schließlich redet man danach oft nicht mehr mit, sondern nur noch übereinander. Ob in der Liebe oder im Fußball – wenn etwas zu Bruch geht, wird danach gerne dreckige Wäsche gewaschen. Genutzt hat das freilich noch keinem irgendetwas. Und so ist auch die Nebensatz-Kritik von Neu-Geschäftsführer Armin Veh an Ex-Trainer Peter Stöger einzuordnen.
Der Nachfolger von Jörg Schmadtke hatte am Samstag im Interview mit dem TV-Sender „Sky“ vor der Partie gegen den VfL Wolfsburg Rede und Antwort gestanden, wollte mit seinen Antworten vorsorglich Interimstrainer Stefan Ruthenbeck aus der Schusslinie nehmen, kritisierte dabei aber indirekt den nach wie vor populären Österreicher. Die Mannschaft sei “mental und vor allem körperlich schwer angeschlagen” erklärte Veh die Ergebnisse seiner ersten Analyse und schob hinterher: “Da kann mein jetziger Trainer überhaupt nichts dafür. Dementsprechend hat das ein anderer zu verantworten.”
Das mag inhaltlich ein legitimer Standpunkt sein. Der Cheftrainer trägt natürlich auch für den Fitnesszustand schlussendlich die Verantwortung. Die Faktoren Kaderzusammenstellung angesichts der Dreifachbelastung, Verletzungen und die offensichtlichen Uneinigkeiten mit Fitnesstrainer Yann-Benjamin Kugel fanden in Vehs Worten allerdings keine Berücksichtigung. So kam schnell der Eindruck auf, der neue Geschäftsführer wolle mit seiner Aussage dem Ex-Trainer die alleinige Verantwortung für die Kölner Krise anlasten. Oder anders ausgedrückt: Die Aussage wurde als Nachtreten Vehs in Richtung Stöger gewertet. Und „Sky“ nutzte auch prompt die Gelegenheit, den Österreicher vor der Partie des BVB gegen Hoffenheim mit den Aussagen Vehs zu konfrontieren.
Stöger reagiert souverän auf die Kritik
Stöger wirkte im Live-Interview kurz irritiert, reagierte dann aber in der ihm eigenen Art und Weise. “Es ist, wie es ist”, erklärte der Neu-Dortmunder leicht angesäuert und fügte hinzu: “Wenn es so bewertet wird, dann möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich das so übergeben habe.” Die Kritik erklären könne er sich nicht, führte der Ex-Kölner aus und fügte mit Blick auf Veh durchaus sarkastisch an: “Er ist ein paar Tage da und hat sich wahrscheinlich einen großen Überblick verschafft. Ich schätze ihn sehr und kenne ihn einigermaßen gut. Er hat bei mir einen guten Eindruck hinterlassen. Er wird das analysiert und bewertet haben. Deswegen schicke ich Grüße nach Köln. Es tut mir leid.”
In den Augen der meisten Beobachter hatte Stöger mit dieser Reaktion das Stil-Duell im Vorbeigehen gewonnen – ungeachtet dessen, wie man die Verantwortlichkeiten inhaltlich nun verteilen will. Kölns neuer Geschäftsführer war zuvor auch nach dem Sieg gegen Wolfsburg bei seine Worten geblieben. Er stehe dazu, erklärte Veh. “Ich bin nicht dafür da, weiche Aussagen zu tätigen, sondern solche, die ich für richtig halte.” Ein Diplomat will Veh nicht sein. Das alleine wäre aber ja auch kein Problem, vielleicht sogar ein Fortschritt für den Verein. Dass sein erster Schachzug aus der „Abteilung Attacke“ sich ausgerechnet gegen Stöger richtete, ist jedoch irritierend.
Unnötiger Verbalunfall ohne böse Absicht
Denn zum einen hat der 1. FC Köln keinerlei Vorteile, wenn der Club selbst die Debatte um die Trennung vom einstigen Erfolgscoach weiterbefeuert. Zum anderen hat Stöger nicht nur das merkwürdige Theater am Wochenende seines Abschieds im Sinne des Clubs mitgespielt, der Österreicher hat sich auch davor oder danach nie negativ über seinen ehemaligen Arbeitgeber geäußert oder irgendwelche Interna ausgeplaudert. Dabei, und das dürfte am Geißbockheim jedem klar sein, hätte Stöger sicherlich genug Munition, um sich zu wehren, wenn er es denn wollte.
Das wird der Ex-Trainer allerdings nicht tun. Zumal es Veh ohnehin nicht primär darum gegangen sein dürfte, Stöger zum Sündenbock zu erklären. Vielmehr wollte der Geschäftsführer seinem Interimstrainer vor der Partie gegen Wolfsburg den Rücken stärken, schließlich hätte es dort auch die nächste Pleite für den FC geben können. In Vehs Überlegungen, wie man die Rückrunde bestensfalls angehen sollte, spielt, so kann man es aus dem Club vernehmen, auch ein Verbleib des Interimstrainers derzeit eine große Rolle. Boshaftigkeit war es wohl nicht, die aus Veh sprach. Man kann das ganze also auch als kleinen Verbalunfall verbuchen, der durch die Sensationsgeilheit der Presse hochgejazzt wurde. Unnötig bleibt es aber trotzdem.
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Schließlich würde es dem Verein insgesamt gut zu Gesicht stehen, nach einer kommunikativ wie sportlich katastrophalen Hinrunde, wieder gänzlich zu einem souveränen, guten Stil zurückzukehren. Veh sollte hier, gerade als neues Gesicht, den Anfang machen, statt direkt die nächsten mindestens ungeschickten Aussagen abzuliefern. Notwendig waren sie jedenfalls nicht. Und den Vorgänger zu kritisieren, hat noch keinen Nachfolger besser gemacht. So viel sollten wir alle aus Rosenkriegen – ob als Akteur oder Beobachter – doch gelernt haben.