Die Gegenwart des 1. FC Köln ist erschütternd traurig. Für eine erfreulichere sportliche Zukunft müssen nun auch auf dem Platz die Weichen gestellt werden. Ein Kommentar.
Sagen wir, wie es ist: Der 1. FC Köln ist am Totensonntag endgültig abgestiegen. Nicht rechnerisch. Aber mental. Die Niederlage gegen Hertha BSC, das 13. Bundesliga-Spiel ohne Sieg, das nahezu chancenlose Auftreten hat der Moral rund um die „Geißböcke“ den entscheidenden Stoß über die Klippe hinweg gegeben. Selbst die größten Optimisten glauben angesichts der Herkulesaufgabe, die vor dieser qualitativ so offensichtlich mangelhaft bestückten Mannschaft liegt, nicht mehr an eine realistische Chance auf den Klassenerhalt.
Dieser Konsequenz ins Auge schauen müssen nun auch endlich die Verantwortlichen am Geißbockheim: Diese Saison ist für uns nach etwas mehr als einem Drittel gestorben – und peinliche Reanimationsversuche sollten, wenn möglich, zwingend unterlassen werden. Bei einem für den Klassenerhalt von nun an benötigten Punkteschnitt von 1,5 bis 1,7 Zähler pro Partie (eine Bilanz, die nicht einmal die vergangene Traumsaison hergibt) sollte beim effzeh davon abgesehen werden, irgendwelche Feuerwehrmänner (oder – frauen) ins Rennen zu schicken oder nochmals eine teure Unsinnsaktion wie die Verpflichtung von Claudio Pizarro, des bestbezahlten Mentaltrainers der gesamten Liga, zu starten.
Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images
Im Gegenteil: Es wird Zeit, klare Kante zu fahren und diese Entscheidungen auch dementsprechend zu kommunizieren. Zuvorderst steht die Frage nach dem Trainer: Geht der effzeh mit Peter Stöger trotz der desaströsen Bilanz auch „durch et Füer“, wie es der SC Freiburg beispielsweise mit Christian Streich vorgemacht hat? Oder ist in Köln angesichts der Talfahrt der verständliche Wunsch nach Veränderung zu groß, um einen Neuanfang mit einem unbelasteten Trainer zu widerstehen? Das ist die Kernfrage, der sich der Verein in den kommenden Tagen und Wochen stellen muss. Den Verbleib in der Bundesliga, das sollten selbst die letzten Träumer begriffen haben, kann sich der effzeh abschminken – nun gilt es möglichst frühzeitig die Weichen für die kommende Saison zu stellen.
Klare Kante für die nähere Zukunft
Und da empfiehlt es sich tatsächlich, in diesem aktuellen Tohuwabohu direkt Tabularasa zu machen. Sprich: Schon jetzt auf diejenigen setzen, die in der kommenden Spielzeit der 2. Bundesliga und darüber hinaus den Stamm bilden werden. Junge, hungrige und entwicklungsfähige Spieler wie Tim Handwerker, Nikolas Nartey oder dem gestern überzeugenden Yann-Aurel Bisseck können ab sofort 21 Bundesliga-Spiele lang lernen, Erfahrungen sammeln und sich auf diesem Niveau mit den Gegnern messen, um 2018/19 ein Stück weiter in der Entwicklung zu sein. Der 1. FC Köln wird es brauchen, nach fünf Jahren mit nahezu unverändertem Kader ist ein Umbruch unvermeidlich, auch wenn er durch die Vertragssituation nicht befördert wird. Ihn dennoch in der Bundesliga bereits jetzt anzugehen, wäre ein mutiger Schachzug – den verdienten Akteuren verbleiben meinetwegen ja noch die zwei Pokalbegegnungen in Belgrad und auf Schalke.