Der Eine fehlte die halbe Saison, der Andere nur zwei Spiele: Dennoch wurden Bittencourt und Osako beim effzeh zuletzt schmerzlich vermisst. Wir erklären, warum die Rückkehr der beiden Anlass zur Hoffnung gibt.
Die Statistiken sprachen nicht wirklich für den 1. FC Köln am vergangenen Samstag: Weniger Ballbesitz, weniger gespielte Pässe, weniger Torschüsse. Das Prestigeduell gegen den rheinischen Rivalen ging völlig verdient verloren. Auch die Rückkehr von Yuya Osako, der in der zweiten Hälfte wieder zum Einsatz kam, konnte daran nicht viel ändern, obwohl sich der effzeh in der zweiten Hälfte durchaus verbessert zeigte. Mit Leonardo Bittencourt fehlte ein weiterer wichtiger offensiver Baustein, auf den für den Rest der Saison allerdings wieder gesetzt werden kann. Kommt das Duo in der effzeh-Offensive zum Einsatz, verändert sich das Spiel – und hoffentlich bald auch wieder das Ergebnis.
Die Krankenakte Bittencourt
Nein, es war bisher nicht wirklich die Saison des Leonardo Bittencourt. Der 23-Jährige fehlte dem 1. FC Köln in dieser Saison bereits in 18 Spielen aufgrund unterschiedlich gelagerter Verletzungen. Zuletzt fehlte der Flügelspieler im Derby gegen Mönchengladbach, weil er sich zuvor im Spiel gegen Frankfurt zu sehr verausgabt hatte. Die 45 Minuten, die er nach seiner Einwechslung gegen die SGE absolvierte, waren wohl etwas zu viel für den geschundenen Körper, sodass Bittencourt seinen Kaderplatz für das Spiel gegen die Borussia freiwillig (?) abgab. Klar ist: Bittencourt kann nach seinen drei langwierigen Verletzungen in dieser Saison nicht mehr die Spielfitness erreichen, um in den restlichen Spielen jeweils über 90 Minuten gehen zu können.
Im Herbst fehlte er aufgrund einer Oberschenkelverletzung, um dann gegen Ingolstadt und Berlin noch einmal zu zwei Kurzeinsätzen zu kommen. Im Anschluss daran setzte ihn ab Oktober eine Sprunggelenks-Blessur außer Gefecht, sein Comeback gab er erst wieder im Jahr 2017 gegen Mainz. Danach spielte er sogar dreimal von Beginn an, bevor ihn Mitte Februar ein Sehnenanriss zum Zuschauen verdammte. Überraschenderweise stand er in der vergangenen Woche beim Duell gegen die Frankfurter Eintracht wieder zur Verfügung – sein Mitwirken ließ, zusammen mit der Unterstützung der Südkurve, eine schwache erste Halbzeit vergessen machen und brachte durch das Jojic-Tor einen 1:0-Heimerfolg.
Mit Bittencourt kann der effzeh zum Linksfokus zurückkehren
Es wäre übertrieben, von Bittencourt zu erwarten, jetzt der Heilsbringer in einer effzeh-Mannschaft zu sein, die in diesem Jahr durchaus zu kämpfen hat. Das Leistungsvermögen des Deutsch-Brasilianers bringt allerdings Elemente, die dem 1. FC Köln letzthin ein wenig fehlten: Mut und Dynamik im offensiven Ballbesitz, Erfolgswahrscheinlichkeit bei Dribblings und das Unerwartete, das Unvorhersehbare. Hinzu kommt, dass Bittencourt im Anlaufverhalten der gegnerischen Mannschaften sehr hartnäckig ist, manchmal sogar unkonventionell.
Bislang kommt Bittencourt in seinen zehn Einsätzen auf ein Tor und fünf Scorerpunkte. Leider absolvierte der Flügelspieler nie mehr als drei Partien am Stück, sodass er weit davon entfernt ist, Selbstverständlichkeit und -vertrauen in seinem Spiel zu haben. Mit dem Offensivallrounder auf dem Feld verlor der effzeh allerdings nur zweimal in dieser Saison – in Berlin und in Freiburg.
Auf der linken Seite könnte er in einigen der verbleibenden Spiele zusammen mit Jonas Hector wieder den Linksfokus im Spiel des effzeh aufleben lassen, der eigentlich seit dem Wiederaufstieg besteht und auch Erfolg brachte. Nationalspieler Hector, selbst häufig auf kleinräumiges Kombinationsspiel aus, dürfte von der Rückkehr des wuseligen Wirbelwinds profitieren. Außerdem ermöglicht Bittencourts Mitwirken, dass Hector selbst wieder seine hohe Position auf dem Flügel einnehmen kann, die vorher durch den relativ eindimensionalen Rausch eingenommen wurde. Wie sehr Bittencourt dem effzeh in dieser Saison noch helfen kann, hängt allerdings in erster Linie von seinem körperlichen Zustand ab. Für das Wochenende gegen Augsburg ist ein Joker-Einsatz am wahrscheinlichsten.
Osako: Der Fixpunkt in der Ballzirkulation
Yuya Osako ist für die Offensive des effzeh so etwas wie der unbesungene Held: Der Japaner weist mit sechs Toren und sieben Assists in 26 Spielen jetzt keine sensationellen Statistiken auf, seine Bedeutung ist dennoch riesig. Mit seinen Fähigkeiten in der Ballverarbeitung und -weiterleitung sorgt er dafür, dass die langen Schläge aus der Defensive mehr oder weniger zielgerichtet in der Offensive ankommen. Um Modeste herum zu spielen ist für Osako dabei von Vorteil – er selbst muss die Tiefe und den Abschluss nicht unbedingt suchen, sondern kann dies dem treffsicheren Franzosen überlassen. Pro Spiel kommt der Japaner dabei durchschnittlich auf mehr als 40 Ballkontakte, was vergleichsweise ein hoher Wert ist. Auch die Passquote von bisher durchschnittlich 71 Prozent weiß zu überzeugen.
Mit Bittencourt und Osako mehr Torgefahr?
Osakos Verletzung, die er sich bei der Nationalmannschaft zugezogen hatte, kam für den effzeh also zur Unzeit. Zwar verpasste er im Endeffekt nur zwei Spiele, die Regeneration und das Wiedererlangen der Spielfitness dürfte allerdings ein wenig länger dauern – wenn auch nicht so lange wie bei Bittencourt. Osako kam schließlich sonst in dieser Saison in jedem Spiel zum Einsatz. Am Samstag gegen Augsburg dürfte er wieder zur Startelf gehören und dem effzeh in einem schwierigen Spiel wieder zur Verfügung stehen.
Mit Bittencourt als Joker und Osako in der Startelf wird der effzeh von der eher reaktiven Spielweise abrücken, die zuletzt noch festzustellen war und durchaus für Diskussionen sorgte. Wenn es Osako gelingt, in der Offensive Bälle zu halten und weiterzuleiten, dürfte die Ballbesitz-Quote steigen – und damit auch die Chance auf Torerfolge.