Folge uns
.

Meinung

Vor Leverkusen: Meckern auf hohem Niveau zum effzeh-Jahresende

Zwischen Bremen und Leverkusen, zwischen verständlichem Ärger und Zufriedenheit – man meckert auf hohem Niveau zum effzeh-Jahresende. Es wird nicht langweilig in Köln.

Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images

Zwischen Bremen und Leverkusen, zwischen verständlichem Ärger und Zufriedenheit – man meckert auf hohem Niveau zum effzeh-Jahresende. Es wird nicht langweilig in Köln.

Auch zwei Tage nach dem Unentschieden in Bremen weiß man immer noch nicht so richtig, wie man das Ergebnis einordnen soll. Ein Punkt gewonnen, zwei Punkte verloren? Neben dem Ärger über Wolfgang Stark waren es für mich persönlich jedoch die Vielzahl an Kontersituationen, die der effzeh nicht sauber zu Ende spielen konnte. Wäre man dort etwas konzentrierter gewesen, hätte sich die Frage nach dem Elfmeter in der Schlussminute gar nicht erst gestellt.

Meckern auf hohem Niveau

Foto: Lukas Schulze/Bongarts/Getty Images

Ähnlich war es ja auch in der Woche nach dem Dortmund-Spiel, wo man aufgrund der vielen Ausfälle ja schon geneigt war, das Unentschieden zu akzeptieren. Vielleicht ist es ratsam, in einer solchen Situation mal ein wenig Abstand vom Tagesgeschäft zu nehmen und zu überlegen, wo der effzeh herkommt und was die eigentlichen Ziele sind. Bereits ein kurzer Blick in die Vergangenheit zeigt, dass man nach dem Hoffenheim-Spiel, wo sich die Risse-Verletzung als Negativerlebnis einprägte, eigentlich davon ausgegangen war, dass der effzeh in diesem Jahr gar keine Punkte mehr holen würde. Und nun, ein paar Wochen später, geht man voller Selbstvertrauen in das Nachbarschaftsduell/Derby/Spiel gegen Leverkusen.

effzeh-Jahresende: Grund zur Zufriedenheit

Gewiss, an der Verletztenlage hat sich nicht viel geändert. Mit Marco Höger fällt aus nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen einer der besten Spieler der Saison aus. Doch ist das tatsächlich ein Grund, die Winterpause herbeizusehnen? Kurz vor der Weihnachtspause ist es dann vielleicht mal an Zeit, einmal inne zu halten und trotz des ausstehenden Spiels am Mittwoch zu schauen, wie sich der glorreiche 1. FC Köln in diesem Kalenderjahr so geschlagen hat.

Allen Widrigkeiten zum Trotz erleben wir immer noch etwas, was der Idealvorstellung eines Saisonverlaufs ziemlich nahekommt. Projiziert man die Ergebnisse des effzeh auf das gesamte Jahr, steht unter dem Strich eine sehr gute Bilanz. Der 1. FC Köln konnte im Jahr 2016 in der Bundesliga 48 Punkte einfahren und verlor von den bisherigen 32 Partien nur neun. Anders ausgedrückt: in 23 von 32 Bundesligaspielen konnte der effzeh mindestens einen Punkt einfahren! Dabei schossen die Stöger-Schützlinge sogar ein positives Torverhältnis heraus (40:35).

Auch interessant
Zufriedenheit trotz Schiri-Ärger beim effzeh

Das sind die harten, die messbaren und sportlichen relevanten Fakten. Hinzu kommt, dass der effzeh in diesem Kalenderjahr einen Transferüberschuss von 10,9 Millionen Euro erzielen konnte und somit den Weg der finanziellen Gesundung weiter störungsfrei beschreitet. In der Außendarstellung liegt ein weiteres Jahr hinter uns, in dem der effzeh zwar noch nicht perfekt, aber zumindest überdurchschnittlich gut unterwegs war. Vom China-Deal mag man halten, was man will, aber wahrscheinlich gehört so etwas zu einem modernen Bundesligisten dazu, was ja nachweislich das Ziel des effzeh ist.

Hector: “Gutes Auswärtsspiel von uns”

Wenn dann ein Schiedsrichter in einem dieser 32 Spiele eine Fehlentscheidung fällt, ist der Ärger darüber natürlich vollkommen verständlich. Mit einer richtigen Entscheidung von Wolfgang Stark wäre der effzeh höchstwahrscheinlich als (verdienter) Sieger vom Platz gegangen, niemand hätte sich beschweren dürfen. Dazu war der Auswärtsauftritt trotz der vielen Ausfälle zu gut. Ins Auge stach dabei insbesondere das defensive Mittelfeld, in dem Nationalspieler Jonas Hector einen guten Tag erwischte. Der Linksfuß leitete mit einem guten Pass in die Schnittstelle das 1:0 durch Artjoms Rudnevs ein.

Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Im Anschluss zeigte er sich im Gespräch mit FC-TV zufrieden: “Gerade in der ersten Halbzeit war ein gutes Auswärtsspiel von uns. Wir haben die ein oder andere Situation liegen lassen, nach der Pause war es ein Auf und Ab. Mit ein wenig mehr Glück gehen wir als Sieger vom Platz.” Dass gerade in diesem Spiel der letzte Pass gefehlt habe, sei für ihn absolut zutreffend gewesen. Angesprochen auf die etwas offenere zweite Halbzeit sagte Hector: “In der zweiten Halbzeit waren wir defensiv nicht ganz so kompakt wie in der ersten Halbzeit. Es war schwerer, Zugriff auf die Bremer zu bekommen”. Ein Sieg gegen Leverkusen wäre für ihn ein schöner Ausklang zum effzeh-Jahresende.

Auch interessant
Risse verteidigt Titel beim "Tor des Monats"

Modeste fehlt momentan ein wenig die Präzision

Das Angenehme an Jonas Hector ist neben seiner fußballerischen Eleganz auch seine Fähigkeit, das Spielgeschehen saarländisch sachlich und meist zutreffend einzuordnen. Wenn der Nationalspieler davon spricht, dass “die ein oder andere Situation” nicht gut ausgespielt wurde, kommt man unweigerlich auf etwas zu sprechen, was dann auch in diesem Jahr nicht perfekt lief. Hätte der 1. FC Köln jede sich ihm bietende Chance genutzt, wären der Verein mit ziemlicher Sicherheit im Sommer Meister geworden und momentan uneinholbar. Doch das offensive Triumvirat aus Rudnevs, Osako und Modeste ist nicht unfehlbar. Stichwort Modeste: Der Franzose arbeitet momentan hart, die Selbstverständlichkeit im Torabschluss ist ihm allerdings ein wenig abhanden gekommen.

Beispielhaft dafür war eine Szene im Bremen-Spiel, als Modeste nach 64 Minuten einen sehr guten Steilpass von Osako erhielt, den Ball aber so schlecht mitnahm, dass er zu weit vom Tor abschließen musste. Der stramme Schuss strich trotzdem relativ knapp am Tor vorbei, obwohl mit einer besseren Ballkontrolle deutlich mehr drin gewesen wäre.

Auch interessant
Die besten Fotos von #SVWKOE

effzeh-Jahresende: Beste rheinische Mannschaft

Trotz allem war dabei jedoch offenkundig, dass am Samstag in Bremen eine Mannschaft spielte, die in punkto Spielstärke, Stabilität in individual- und gruppentaktischen Belangen und Engagement ziemlich entspannt die Klasse halten dürfte – und damit ist nicht Werder Bremen gemeint. Von daher sollte man versuchen, sich von all den negativen Gedanken (Verletztensituation, Schiedsrichterentscheidungen, die Frisur von Timo Horn) zu lösen und den Moment zu genießen.

Immerhin bietet sich für den 1. FC Köln am Mittwoch zum Jahresende die Möglichkeit, im direkten Duell mit einer anderen Mannschaft vom Rhein die neu geschaffenen Kräfteverhältnisse bis auf weiteres zu zementieren. Und selbst wenn das nicht gelingen sollte, war das Jahr 2016 immer noch herausragend gut.

Mehr aus Meinung

.