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Stadion

Alles Roger in Kambodscha

Es ist fast alles gesagt zum #noderby. Deswegen begibt sich das Vorspiel schweren Herzens ins Feindesland und macht eine erschreckende Erkenntnis

Foto: Dirk Unschuld

Der Effzeh empfängt Bayer 04 zum #noderby. Da muss man sich ja als gewissenhafter Schreiberling mal über den Gegner informieren, der, wenn die A1 denn mal tatsächlich frei wäre, nur wenige Autobahnminuten vom RheinEnergie Stadion entfernt Fußball spielt, in der Tabelle aber seit ewig Lichtjahre entfernt scheint. Geschrieben wurde mal wieder viel über das Duell zweier Vereine, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Viel Neues hat man trotzdem nicht erfahren. Also wagte sich das effzeh.com-Vorspiel ins Feindesland: Was sagt eigentlich so die Bayer-Homepage?

Ausgangslage

Der Klick mit der linken Maustaste hat sich schon nicht gut angeführt. Bei Google wird die Seite vom Chemieverein ganz professionell als Bayer 04 Leverkusen Fussball GmbH vorgestellt. Da weiß man direkt, wo man dran ist. Erste Meldung auf der Seite: Gonzalo Castro operiert. Schon mal nicht schlecht für den effzeh, war der Allrounder zuletzt so etwas wie das Herzstück der Werkself®. Danach: Pressekonferenz mit Roger Schmidt zum Spiel um 12 Uhr. Kurz auf die Uhr geschaut: 11:44 Uhr. Könnte man sich ja eigentlich mal anschauen, die PK mit diesem Dr. Sympathikus, dessen Lebenslauf einen Wechsel von Red Bull Salzburg zu Bayer Leverkusen beinhaltet, der im Hinspiel gegen die Spielweise der rot-weißen Götter giftete und der von außen schon wie ein Kerl aussieht, den man einfach lieb haben muss.

Foto: Dirk Unschuld

Foto: Dirk Unschuld

Einfach so Reinschauen ist aber nicht. Erstmal muss man sich im Bayer-Netzwerk anmelden. Gesagt getan. Mit dem Nick Xaver von Noderby (Geburtsdatum: 13.2.1948) angemeldet, kurz in sich hineingekichert wie ein kleiner Junge, der etwas Verbotenes tut und sich dabei total lustig fühlt. Schon ist Xaver drin im Bayer-Netzwerk. Die Erwartungen waren groß. Vielleicht würde Roger ja wieder ein paar Giftpfeile abschießen, damit man dann wieder ein Hassobjekt hat, denn für solche Spiele braucht man ja irgendein Hassobjekt rund ums Spielfeld. Schlimm genug, dass bei Mönchengladbach mittlerweile der liebe Lucien Favre mit seinem Dackelblick am Spielfeldrand steht und bei Bayer mit Leno, Rolfes, Brandt, Bender und Co alles so nette Schwiegersöhne auf dem Feld stehen. Die Erwartungen an Roger waren also hoch.

Doch die Pressekonferenz war enttäuschend. Sie war wie die meisten PK’s vor so einem Spiel, also ziemlich nichtssagend. Roger gab sich versöhnlich, tat seine Kritik an der Kölner Spielweise als “alte Kamelle” ab und entschuldigte sich noch einmal, dass er sich falsch ausgedrückt hätte, dies aber nun aus seiner Sicht ausgeräumt sei. Sowieso meinte Schmidt, dass die Kölner Leistung ja bemerkenswert sei. Stabil, konstant, hervorragend. Noch ungefähr 50 Mal fiel das Wort Derby. “Für unsere Fans sehr wichtig, dieses Derby”, betonte Schmidt und fügte an: “Derby immer etwas Besonderes.” Dann wurde er noch auf das Duell der deutschen Nationalspieler angesprochen. Hector gegen Bellarabi. Aber auch da ganz klar: “Ich will so eine Spiel nicht auf ein Duell beschränken, wir leben von der mannschaftlichen Geschlossenheit.”

Nach 15 Minuten war Schluss, der Pressesprecher betonte noch voller Stolz, dass ganze 4000 Fans in Köln dabei wären und Xaver von Noderby trat ganz schnell wieder aus dem Bayer-Netzwerk aus mit der fürchterlichen Erkenntnis, dass dieser Roger Schmidt doch gar nicht so mega-unsympathisch wirkte. So ist die Ausgangslage klar: Beide Teams sind gut drauf, Bayer ist haushoher Favorit, doch Leverkusens Spielweise liegt dem effzeh, der das Hinspiel bei einer vernünftigen Schiedsrichterleistung und ohne das schlechteste Saisonspiel von Timo Horn gut und gerne hätte gewinnen können. In Leverkusen hat man jedenfalls Respekt vor dem großen 1. FC Köln. Immerhin sprach die Bayer-Homepage auch von den “Innenverteidigungs-Hünen Dominic Maroh und Kevin Wimmer” und einer “Japan-Connection im Aufwind”. Die sollen dann auch dafür sorgen, dass sich der wunderbarste Verein der Welt endgültig aller Abstiegssorgen entledigt und endlich wieder gen Europa blicken kann.

Foto: Dirk Unschuld

Foto: Dirk Unschuld

Personelle Lage

Wie oben bereits erwähnt, muss Bayer in Köln auf den verletzten Gonzalo Castro verzichten. Wie sich das für ein Spitzenteam gehört, merkt man zumindest beim Durchgehen der Aufstellung aber nicht, dass ein riesiger Qualitätsverlust mit dem Ausfall einhergeht. Etwas größer ist der Qualitätsverlust, den Pawel Olkowskis Fußbruch in die Kölner Starformation bringt. Doch während Slawomir Peszko den in Berlin noch verletzten Marcel Risse in keinster Weise ebenbürtig ersetzen konnte, überzeugte Miso Brecko zumindest mit einer soliden Leistung in der Defensive.

So wird der Kapitän auch gegen Vizekusen® wieder als Rechtsverteidiger auf dem Feld stehen, sich dieses Mal aber nicht den Angriffen von Genki Haraguchi oder Valentin Stocker stellen dürfen, sondern gegen etwas größere Kaliber wie Julian Brandt, Heung-Min Son oder Hakan Calhanoglu bestehen müssen. Wer Miso aber kennt, der weiß, dass er an seinen Aufgaben wächst. Nachzufragen bei Franck Ribery.

Ansonsten fehlen Peter Stöger vorne weiterhin die verletzten Deyverson und Patrick Helmes. Ist aber nicht schlimm, da sich Yuya Osako und Anthony Ujah scheinbar gut ergänzen und für ordentlich Gefahr sorgen können, wenn sie, anders als zuletzt in Berlin, auch mal einen Ball zugespielt bekommen.

effzeh: Horn – Brecko, Maroh, Wimmer, Hector – Lehmann, Voigt – Risse, Nagasawa – Osako, Ujah

Bayer: Leno – Hilbert, Toprak, Papadopoulos, Wendell – Bender, Rolfes – Bellarabi, Calhanoglu, Brandt (Son) – Kießling

Schiedsrichter: Man muss schon immer zweimal hinsehen, aber hin und wieder beweist der DFB ja auch Humor. Denn wer darf den Effzeh gegen Leverkusen pfeifen? Richtig, der Mann, der diesen dämlichen Freistoß in Gladbach gepfiffen hat, der dann schließlich zum 0:1 geführt hat. Vielleicht erinnert sich Deniz Aytekin ja daran und schenkt uns nun auch mal so ein Ding. Und gegen Augsburg pfeift dann einfach wieder Thorsten Kinhöfer.

Ausblick

Das Hinspiel hat gezeigt: Der effzeh ist in der Lage Bayer zu knacken. Nur noch ein Sieg und der Abstieg ist endgültig abgewendet. Doch in Köln wäre man auch mit einem Unentschieden zufrieden. Man munkelt, dass Peter Stöger es sogar gar nicht so schlimm fände, wenn man gegen Bayer 0:0 spielt. Das wäre zweifellos eine weitere gute Defensivleistung, schließlich hat Bayer in den letzten zehn Ligaspielen immer getroffen (sagt zumindest die Leverkusen-Homepage). Die Werkself® ist momentan in Top-Verfassung, hat weder Doppel- noch Dreifachbelastung und strebt nach der direkten Champions-League-Qualifikation.

So sind die Leverkusener natürlich Favorit im RheinEnergie Stadion. Wer schon einmal ein Kölner Spiel in dieser Saison gesehen hat, der wird aber sicher auch bemerkt haben: Dieses Außenseiterding findet der effzeh gar nicht so schlecht. Und wenn man am Ende ehrlich ist, dann ist klar: Wer in die Europa League will, der muss auch mal solche Mannschaften schlagen.

Stimmen zum Spiel

Lukas: “Zwar wird sich der Verlauf aus dem Hinspiel nicht wiederholen, jedoch bestehen berechtigte Zweifel, dass Punkte in Köln bleiben. Egal! Nichtabstieg sollte bei konzentrierter Spielweise in den letzten vier Partien kein Thema mehr sein.”

Tim: “Derby Groß = Galdbach – Derby klein = Düsseldorf – Möchtegern-Derby = Leverkusen,was bilden die sich eigentlich ein, Geld kauft keine Traditon, deshalb 2:0 effzeh denn Tradition schlägt diesmal das Geld”

Rolf: “Bleibe dabei, es wird ein Punkt.”

Patrick: “Feuerprobe für mein Glücksschwein. Hat drei Heimspiele live im Stadion gesehen, drei Siege. Diesmal ist sie wieder dabei. Wenn das klappt, suche ich jemanden, der für Sieggarantien in der nächsten Saison seine Dauerkarte hergibt.”

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