Es gab einmal Zeiten, in denen mich mein Freund Gerrit müde belächelte, wenn diese Paarung anstand. Mein Freund Gerrit ist nämlich glühender Werder-Fan, und früher war es immer so, dass ich mit ihm wetten wollte, wenn sich unsere Lieblingsvereine in der Bundesliga begegneten. Dazu muss man erwähnen, dass ich bei solchen Wetten etwas zum Größenwahn neige. Was unter anderem durch die Wetteinsätze zu dokumentieren ist: Beim meinem immer gleichen Tipp von 3:0 schlug ich teilweise vor, der Verlierer der Wette müsste sich als Kandidat bei Big Brother bewerben oder aber im Berliner “Paules Metal Eck”, einer Kneipe, die genauso ist, wie sie heißt, mit einem weißen Trainingsanzug bekleidet, an der Theke seinen Musikwunsch äußern: “Habt Ihr auch deutschen Hip-Hop?”
Während der Entstehung dieser Zeilen wird mir klar, dass ich diesen Artikel niemals meinem Freund Gerrit zum lesen geben darf, denn das würde ihn nur daran erinnern, und das ist mir zwar extrem peinlich, denn Wettschulden sind Ehrenschulden, dass ich unsere Wetten zwar stets verlor, die Strafen aber nie über mich habe ergehen lassen.
Ausgangslage
Wie heute wohl eine Wette bezüglich des Spielergebnisses aussehen würde? Zumindest haben sich die Zeiten geändert. Während bei früheren Aufeinandertreffen der effzeh eher in der Außenseiterrolle zu finden war, unser kommender Gegner aber auch Spieler wie Klose, Diego, Micoud oder Özil beherrbergte und natürlich Wiese, steckt Werder nun in der tiefsten Krise aller Zeiten. Zumindest gefühlt. Als die Bremer 2004 das Double holten, schrieb mir Gerrit noch eine SMS, er würde vor lauter Glückseligkeit beinahe mit Tränen in den Augen tanzen, ganz so wie von Ultravox besungen. Ich befürchte, dass in letzter Zeit noch einige Tränen hinzukamen, nur nicht mehr aus Freude. Schließlich hat Werder in dieser Saison noch kein Spiel gewinnen können, bei einer miserablen Gegentorstatistik von 22 Treffern. Ich persönlich wünsche den Nordlichtern, dass sie die Kurve kriegen, allerdings nicht unbedingt am Freitag gegen den effzeh. Am vergangenen Wochenende musste man bei jedem Tor der Bayern als effzeh-Fan schlucken. Eine 6:0-Klatsche, wie sie Bremen widerfahren ist, kann einiges auslösen. Bleibt für uns zumindest für den Moment zu hoffen, dass die Trotzreaktion ausbleibt, im hochgejazzten Endspiel für Dutt.
Der effzeh auf der anderen Seite hat mit einem verdienten 2:1-Sieg gegen den Champions League-Teilnehmer und Vizemeister Borussia Dortmund ein echtes Ausrufezeichen gesetzt. Dementsprechend selbstbewusst sollten die Jungs sein, vor allem wenn man unter der Woche gesehen hat, wie die Westfalen Galatasaray auseinandernahmen, womit klar sein dürfte, dass die Dortmunder eigentlich nun wirklich nicht in unserer Liga spielen. Der effzeh hat somit drei Punkte gesammelt, mit denen nicht zu rechnen war. Also gilt es, diese nun im Auswärtsspiel im hohen Norden zu vergolden, der Jahreszeit angepasst. Außerdem steht da ja noch der Familienkrach im Hause Wontorra an, den der effzeh durch einen Sieg auslösen könnte (Boulevardblabla eingebauen: Check!).
Personelle Situation
Die Bremer werden wohl an einigen Stellen schrauben, um mit aller Macht das Unheil abzuwenden. So könnte beispielsweise Caldirola für Lukimya, der zuletzt häufig patzte, auflaufen. Dabei handelt es sich um eben den Lukimya, man wird sich dunkel erinnern, der auch schon einmal einen effzeh-Vertrag unterzeichnet hatte, in einer Zeit, die grau war, gleichzeitig hysterisch und düster. Außerdem spekuliert der Kicker, dass eventuell Nils Petersen neben di Santo im Sturm beginnen könnte. Eben dieser Petersen wäre auch mal beinahe beim effzeh gelandet, als er seinerzeit in Cottbus nach Belieben einnetzte, man wurde sich schließlich finanziell nicht einig.
Der effzeh kann nach überstandener Krankheit Marohs wieder (mit Ausnahme von Helmes) aus dem Vollen schöpfen. Womit Stöger vor die Frage gestellt wird, ob er unseren Abwehrchef der vergangenen Spielzeiten wieder ins Team nimmt, oder aber Mavraj eine weitere Bewährungschance gönnt, der im Großen und Ganzen, von ein paar Wacklern abgesehen, gegen den BVB durchaus zu überzeugen wusste. Maroh betonte unter der Woche gegenüber dem Kicker, er stehe “hinter jeder Entscheidung des Trainers, egal, wie sie ausfällt”. Er sei ob der anstehenden Personalentscheidung aber auch “ganz ruhig”, schließlich hätte er das effzeh-Trikot bislang nur dann im Schrank oder auf der Bank lassen müssen, wenn er gesperrt oder angeschlagen ausfiel. Davon abgesehen ist nicht mit vielen Wechseln zu rechnen.
Mögliche Aufstellung
Werder Bremen: Wolf – Fritz, Prödl, Cardiola, Garcia – Junuzovic, Makiadi – Bartels, Hajrovic – Petersen, di Santo.
effzeh: Horn, Olkowski, Maroh, Wimmer, Hector – Vogt, Lehmann – Risse, Halfar, Svento – Zoller.
Ausblick
Aktuell liegt der effzeh bei neun Punkten, was eine sehr ordentliche Bilanz darstellt. Die Möglichkeit, sich nun am Freitag durch einen oder gar drei weitere Zähler weiter von der miefigen Abstiegszone zu distanzieren, sollte man beim Schopfe packen, dann wäre der unverhoffte Sieg gegen den BVB tatsächlich Gold wert gewesen. Der effzeh hat, mit Ausnahme des Bayernspiels, bislang stets unter Beweis gestellt, sich perfekt auf den Gegner einstellen zu können. Auch in Hannover hätte man punkten können, wenn nicht müssen, ebenfalls gegen Frankfurt. Die jeweiligen Niederlagen waren, so schien es, einem Reifeprozess des Teams geschuldet, das in einzelnenen Momenten nicht richtig präsent war und sich dadurch um den verdienten Lohn brachte. Gegen Dortmund hielt man die Konzentration länger und besser hoch, und wenn das das Startsignal in eine neue Entwicklungsstufe der immer noch recht jungen Mannschaft gewesen sein sollte, könnte man im tristen Herbst, der aktuell in die nassen und kalten Trikots der Spieler und Zuschauer kriecht, die nötigen Punkte einfahren, die dazu beitragen könnten, einigermaßen entspannt den bald nahenden Jahreswechsel anzustreben. Daher gehe ich von einem geschmeidigen 3:0 für unseren effzeh aus. Wetten?
Stimmen aus der Redaktion
Thomas Reinscheid: Alles spricht für uns: Bremen als Tabellenschlusslicht in der Krise, Dutt vor der Entlassung, das Abstiegsgespenst geht um. Wir dagegen ohne den großen Druck nach dem BVB-Sieg, mit guten Leistungen und breiter Brust. Klassisch 3:0 für Werder!
Lukas Pansegrau: Ich kann mich dem Thomas da leider nur anschließen. Die Vorzeichen sind so positiv, dass wir auf jeden Fall verlieren. Allerdings in einem Grottenkick durch ein 1-0 in der Nachspielzeit.
Stimme aus dem Off
Laura Wontorra: Ein 5:3 für Werder und ein Hattrick von Simon.