Viermal zu Null. Und das Hintereinander! Nach den ersten vier Spieltagen jubelte nicht nur die nationale sondern sogar die kölsche Presse den effzeh und sein taktisches Genie an der Spitze in den Himmel. Peter Stöger hatte geschafft, was vor der Saison niemand für möglich gehalten hatte: Ungeschlagen und ohne Gegentor aus Spielen gegen Gegner wie Gladbach und den HSV herauszugehen. Der kölsche Defensivfußball wurde zum Synonym für taktische Akribie und dem Glauben daran, dass man mit einem guten Trainer und ihn respektierende Spieler alles erreichen kann.
Mit dem ersten Spiel in einer englischen Woche kam die Ernüchterung. Aus der Traum vom ewigen Bundesligarekord mit den wenigsten Gegentoren. Gegen Hannover wurde ein Tor kassiert und keins geschossen. Und schnell wurde der Schuldige ausgemacht: die Offensive trifft nicht! Rufe nach Ujah statt Osako wurden laut – wohlgemerkt genauso auch schon andersrum gehört. Dass man den Vorjahres Zehnten über die letzten 60(!) Minuten dominierte war egal. Aber so ist halt der Fußball und vor Allem seine Fans.
Dann kam das Bayern Spiel und damit eine Darbietung sondergleichen. Der Rekordmeister zeigte Stöger und seinen Jungs die Grenzen des taktischen und vor Allem fußballerischen Könnens auf. Nicht dass man zwei Tore kassierte sondern die Tatsache, dass man in der Vorwärtsbewegung keine Gefährlichkeit generierte machte den Fans ab da Angst und Bange und bestätigte die Befürchtungen des Spiels 4 Tage zuvor. Vergessen die Zeiten, dass Defensive Meisterschaften gewinnt und Offensive wenn überhaupt nur Spiele. Fußballweisheiten, die das Schießen von Toren in Verbindung mit dem Gewinnen an sich bringen (ach!) oder der einfache Ruf nach mehr Offensive wurden immer lauter.
Nun gegen Frankfurt musste gepunktet werden. Endlich mal Offensive, endlich mal Tore forderten die Fans. Und Stöger lieferte. Und Stöger machte alles falsch. Zumindest laut den Kölner Fans. Zwar zeigten die 11 auf dem Rasen tollen Offensivfußball und schossen sogar zwei Tore – nur leider bekam man hinten auf einmal drei hineingezaubert durch Lücken, die vorher nie da waren.
Und ganz Köln stellt Pitter dem Großen Taktikfuchs die Königsfrage: „Warum? Warum können wir nur das eine oder das Andere und nicht Beides gleichzeitig?“ Und vor Allem ist ja immer das System an allem Schuld. Zu oft wechsele er dieses. Im Gegenteil zum Anfang der Saison. Dort hat er es ja viel zu selten gewechselt. Die kölsche Presse und ihre Anhänger legen sich halt gerne fest. Nur halt nach jedem Spieltag auf eine andere Position. Gegen Hamburg zu defensiv, gegen Bayern sowieso und gegen Frankfurt zu offensiv. Und diese wacklige Abwehr. Bestimmt weil er da zwei Stürmer aufgestellt hatte.
Apropos Stürmer: Erst setzt er mal auf diesen dann auf jenen, dann mal zwei auf die Tribüne, die dann im nächsten Spiel wieder in der Startelf stehen. Was kann dieser komische Österreicher überhaupt? Erst 4-5-1 dann 4-4-2 und immer treffen die Stürmer nicht. Pffft.
Stöger knows
Aber liebe effzeh Anhänger. Macht ihr euch das Leben da nicht ein bisschen einfach? Insbesondere das taktische Verständnis vieler Anhänger dürfte bei obigen Gedankengängen ziemlich auf der Strecke geblieben sein.
Denn auch wenn es der gemeine Fußballfan nicht sieht ist das System Stögers da. Und es ist bemerkenswert, wie genau die Mannschaft darauf eingeht. So sieht man beispielsweise einen Vogt – also ein nominaler Sechser – gegen Frankfurt auf der Zehn. Und zwar in einer Raute, also noch vor den beiden Außen Risse und Halfar. Dass dieses überraschende Element Wirkung zeigt war gut beim 1-0 durch Marcel Risse erkennbar: Ein Ballgewinn auf rechts durch Halfar wird direkt in die Mitte auf Vogt durchgesteckt. Dieser hat zwar nun die Viererkette des Gegners vor sich, aber die Stürmer ziehen diese auf eben die Seite des Ballgewinns. Dadurch entsteht freier Raum auf links, in den Risse stößt und so frei vorm Torwart zum Abschluss kommen kann.
Die Gefahr dieser Variante besteht durch die offensive Interpretation Vogts. Denn wird der Ball nicht erobert, kann der Gegner in den Raum zwischen Vogt und Lehmann passen. Zwangsweise muss nun Risse nach innen ziehen um den Ballführenden unter Druck zu setzen. Der frei gewordene Raum auf seiner Seit kann für ungedeckte Flanken genutzt werden. 2-1 Frankfurt. Mal passt es – mal nicht. Dass das Ganze auch defensiver geht wurde in vielen Spielen vorher bewiesen.
Die Mär vom unterschiedlichen System gab es unter Stöger bisher nicht. Egal ob nominell im 4-5-1 oder 4-4-2. Die Spieler werden nicht als Stürmer oder Mittelfeldspieler definiert sondern anhand ihrer individuellen Fähigkeiten aufgestellt. Mit Zoller und Osako wird viel Laufarbeit in der Spitze betrieben um gegnerische Abwehrketten auseinander zu ziehen. Gefahr darf hier mehr von den Mittelfeldspielern erwartet werden. Passt dies nicht zum Gegner, wird etwas brachialer und durchsetzungsstärker gespielt. Ujah ist hier die Wahl.
Dass dies Allem dem gleichen Grundsystem unterliegt erkennt man an den Reaktionen der Spielweise durch Auswechslungen. Alleine durch den Wechsel auf schnelle Spieler, kann die Mannschaft weg von hoch und lang auf Flachpassspiel kommen ohne die Positionen großartig zu wechseln. Soll heißen: Läuft es mal nicht, kann der Trainer von der Bank aus dem kompletten Spiel eine andere Richtung geben.
Die komplette Ausrichtung auseinander zu nehmen würde hier nun deutlich zu viel Platz einnehmen und so sei zum Ende hin gesagt:
Schafft Stöger es die Übergänge von einer defensiven in eine offensive Grundordnung fließender zu gestalten, wird der effzeh ein überaus unliebsamer Gegner. Kommt dann noch ein guter Ballverteiler hinzu und die Schüsse kommen präziser gibt’s nur eins: Europapokal!
In diesem Sinne: COME ON EFFZEEEHH!!!!
Mach weiter so Pitter.