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Es riecht nach Erstklassigkeit am Geißbockheim. Der Aufstieg ist, so kann man in der Breyer’schen Diktion sagen, durch. Eine Nachricht steigert die Freude des derzeit chronisch begeisterten effzeh-Anhangs noch mehr: Der umworbene Linksverteidiger Jonas Hector, kommender Nationalspieler, verlängert bei den Geißböcken bis 2018. Nach Yannick Gerhardt (2018) und Kevin Wimmer (2019) das dritte Talent, das seine Zukunft langfristig beim 1. FC Köln sieht.
Es ist ein Zeichen. Ein Zeichen, dass der Verein weiterhin die Konzeption mit jungen Spielern weitergehen will. Ein Zeichen, das beim effzeh endlich wieder professionell gearbeitet wird. Ein Zeichen, dass ein zweiter Fall Helmes nicht mehr vorkommen soll. Ablösefreie Abgänge unserer Toptalente soll es in der Ära Schmadtke am Geißbockheim nicht mehr geben. Wenn die Ambitionen der Jungspunde nicht mehr mit unseren übereinstimmen, dann spült es Geld in unsere klammen Kassen.
“Erstklassigkeit zieht Erstklassigkeit nach sich, Zweitklassigkeit zieht dagegen Drittklassigkeit nach sich”, versprach FC-Präsident Werner Spinner bei der Präsentation des neuen Sportdirektors Jörg Schmadtke. Und betonte damit – absichtlich oder unabsichtlich sei dahin gestellt – auch seine eigene Personalpolitik. Nach seiner Inthronisation an der Spitze des Vereins folgte nach längerer Suche Finanzmann Alexander Wehrle, der im Reich der Zahlen auf das Duo Claus Horstmann und Oliver Leki folgte.
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Im sportlichen Bereich kam zunächst Jörg Jakobs, das Mastermind hinter den Hannoveraner Transfers. Ein Jahr später folgte mit Schmadtke der Frontmann der sportlichen Entwicklung an der Leine und zuvor in Aachen. Kurz zuvor hatte der effzeh den hierzulande nahezu unbekannten Österreicher Peter Stöger, gerade Meister mit Austria Wien geworden, gegen die Zahlung einer doch hohen Ablösesumme in Wien losgeeist.
Entscheidungen, die im Umfeld nicht nur für Applaus sorgten. Schmadtke sei ein Einzelgänger, unkooperativ, ein kauziger Nörgler, der sich zuletzt in Hannover mit Trainer Mirko Slomka überworfen haben soll. Stöger, in einer fremden Liga von sportlich unbekanntem Niveau Meister geworden, vor seiner erste Aufgabe in Deutschland (und dann auch im Haifischbecken Köln). Die Angst vor einem weiteren Latour oder gar Solbakken machten die Runde, die Angst vor einem Zerwürfnis zwischen Sportdirektor und Trainer ging um.
Knapp zehn Monate später wirken die Bedenken und Befürchtungen wie aus einem anderen Jahrzehnt. Der effzeh steht auf sportlich soliden Füßen, ist auf dem Weg zurück in die Bundesliga. Die Talente sind (bis auf Timo Horn, der hoffentlich nach dem Aufstieg dem Vorbild seiner Kollegen folgen wird) langfristig gebunden. Der Trainer macht einen hervorragenden Job (siehe dazu die Einlassungen der #SektionTwitter), der Sportdirektor holt zwei Wundertüten aus Norwegen beziehungsweise Japan, die sofort einschlagen. Alle arbeiten professionell – und das sogar zusammen. Verrückte Zeiten am Geißbockheim!
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Die Feierstimmung in Köln ob dieser Zustände ist zu genießen. Der effzeh scheint im Erfolg dank Schmadtke, Stöger und Wehrle die richtigen Schritte zu unternehmen. Doch es werden auch andere Tage kommen: Erstklassigkeit zieht Erstklassigkeit nach sich – und auch erstklassige Gegner, denen wir an manchen Tagen nicht gewachsen sein werden. Es wird triste Tage geben – mehr als in der „besten 2. Liga aller Zeiten und der Welt“™. Es ist den Verantwortlichen zu wünschen, dass sich auch in diesen Momenten rund um das Geißbockheim an den heutigen, glückseligen Zustand erinnert wird. Sie haben sich diesen Vertrauensvorschuss verdient – durch harte Arbeit.