Da sind wir nun, angekommen im Jahr des Herrn 2014, noch immer auf dem ersten Platz der zweithöchsten Spielklasse im deutschen Fußball. Drei Spieltage der Rückrunde sind absolviert, zwei gewonnen, eins verloren. Nachdem sich vergangenen Sonntag gut 48.000 Fans im Stadion und einige tausende mehr an den Bildschirmen anschauen konnten, mit wie wenigen, einfachen Mitteln man den glorreichen effzeh in Bedrängnis und zu einer Niederlage bringen kann, ist es an der Zeit mit der großen Keule auf die Euphoriewelle einzuprügeln.
Nachdem jetzt die meisten Fans, Beobachter, Journalisten und auch sonst jeder, der eine Meinung hat, wochen- gar monatelang kein anderes Ziel als den Aufstieg mehr zugelassen haben, sollte man doch mal kurz überlegen, dass es vielleicht noch eine andere Möglichkeit gibt.
Klar, der effzeh hat – über weite Strecken – eine formidable Hinrunde gespielt. Gerade einmal zwei Niederlagen, gegen Ingolstadt und Bochum, nur sieben Gegentore und am Ende 33 Punkte. Statistisch gesehen könnte sich das kaum besser lesen. Auch spielerisch sah man in vielen Spielen sehr, sehr gut aus. In einigen allerdings auch nicht. Ganz und gar nicht. Man erinnere sich zum Beispiel an das Hinspiel in Paderborn. Am Ende stand es 1:1 und manch ein effzeh-Fan fühlte sich glatt um zwei Punkte betrogen, da Halfars Treffer am Ende nicht zählte. Dass es überhaupt zum Ausgleich kam hat allerdings auch bis zur 93. Minute gedauert. Ein Spiel, dass bis dahin sicherlich eines der schlechtesten diese Saison war.
Dass es gegen Paderborn ein schweres Spiel würde, das hätte einem sogar recht einfach klar werden können. Man muss sich bloß einmal vor Augen halten, wie die Ostwestfalen zuletzt ihre Spiele gegen nominell stärkere Gegner bestritten. Sehr geordnet, taktisch klug, unglaublich destruktiv bei gegnerischem Ballbesitz. So gewann man auch schon in Kaiserslautern, Düsseldorf oder Hamburg. Wann immer der Gegner das Spiel machen muss, und sei es nur durch die Verpflichtung des Heimspiels, besticht man mit Disziplin und Konterstärke. Dem hatte der effzeh ganz offensichtlich nichts entgegenzusetzen.
Die nächsten Spiele
Aber genug auf dem letzten Spiel herumgehackt. Schauen wir lieber wieder nach vorne. Und da sieht es nicht unbedingt besser aus. Das nächste Spiel gilt es beim SV Sandhausen zu bestreiten. Der derzeit drittstärksten Heimmannschaft der Liga, nach Kaiserslautern und Fürth. Die einzige Niederlage setzte es am 17. Spieltag gegen Fürth, als man mit 1:3 unterlag. Bis dahin war man, zusammen mit Kaiserslautern, das gegen Düsseldorf verlor, als einziges Team ungeschlagen im heimischen Stadion. Bei der einen Niederlage blieb es dann bisher auch und jetzt muss der effzeh dort ran. Immerhin das auswärtsstärkste Team der Liga, ja, aber einfach wird es deswegen sicher trotzdem nicht.
Am Spieltag darauf, den man mit Sicherheit auch immer noch als Tabellenführer beginnen wird, geht es am Montagabend gegen die direkten Aufstiegskonkurrenten aus Fürth. Als Tabellenzweiter mit Sicherheit ein Team, das man nicht unterschätzen darf, auch wenn von den letzten vier Auswärtsspielen nur eines gewonnen und drei verloren wurden. Mit ein wenig Glück kann man hier von einer Schwächephase profitieren, verlor das Team ja schon auf dem Betzenberg und hat mit Karlsruhe das nächste Team aus der Tabellenspitze zu Gast, bevor es nach Köln geht. Unterschätzen darf man einen Gegner wie Fürth aber keinesfalls.
Spieltag 23, auf ins Erzgebirge. Nudeltopf zum Stadionbier. Und wieder einen Gegner, der mehr Heimspiele gewonnen als verloren hat. Auch wenn Aue derzeit auf dem Abstiegsrelegationsplatz steht, Zuhause verkaufte man sich meist eher gut als schlecht. Auch dieses Spiel wird kein Selbstläufer für den effzeh, auch wenn es bis hierhin das vermeintlich einfachste Spiel in diesem Jahr wird.
Dann, endlich, am 24. Spieltag könnte es wirklich wieder einen Grund geben, ganz ohne Anspannung ein Heimspiel zu verfolgen. Mit dem FC Energie aus Cottbus kommt der Tabellenletzte nach Köln, bislang ohne Auswärtssieg auf dem Konto mit nur fünf Toren auf des Gegners Platz und drei durch Unentschieden erreichte Punkte. Außerdem stehen Stand heute erschreckende neun Niederlagen in Serie zu Buche. Wahrscheinlich keine große Gefahr, schon gar nicht für ein Team, das unbedingt aufsteigen möchte.
Mitte März geht es dann erneut am Montagabend ran. In der Pfalz. Auf dem Betzenberg. Unser Lieblingsgegner. Fünf Siege gab es dort, in 49 Anläufen. Beim letzten davon war ich gar zugegen, bei den ersten beiden nicht einmal auf der Welt. Der meiner Meinung nach stärkste Gegner in der Liga wird gewiss keine drei Punkte zu verschenken haben.
Es folgen danach zwei Heimspiele gegen Aalen und Karlsruhe. Aalen hat bisher auswärts ebenso viele Punkte geholt wie in der Heimat, Karlsruhe ist die Überraschungsmannschaft der Saison. In der Allianz-Arena geht es danach gegen den TSV 1860, der sich in dieser Saison scheinbar wieder gefangen hat und stetig in Schlagdistanz zum Relegationsplatz verharrt. Bielefeld in Köln, auswärts in Berlin und zurück in Köln gegen den VfL Bochum. Drei Spiele, von denen man die Heimspiele unbedingt gewinnen muss. Hatten einige aber auch mal zum Spiel in Bochum gedacht. Ingolstadt, St. Pauli und der FSV Frankfurt sind die letzten Gegner der Saison. Das derzeit schlechteste Heimteam empfängt den effzeh, das zweitstärkste Auswärtsteam kommt nach Köln. Zuletzt gegen Frankfurt, für die es am letzten Spieltag um gar nichts mehr gehen dürfte, vielleicht trifft das auch auf den Club aus dem Hamburger Stadtteil zu, der Anfang Mai in Köln ist. Besser wäre es für die kölschen Erfolgschancen.
Realistische Chancen?
Insgesamt kann man allerdings sehr gut sehen, dass die Rückrunde ungleich schwerer scheint, als die ersten siebzehn Spiele. Die nominell starken Gegner müssen auswärts gespielt werden, die guten Kontermannschaften sind in Köln zu Gast. Es könnte mit Sicherheit leichter sein. Bleibt zu hoffen, dass man den Schwung des letzten Jahres, nach der erst dritten Niederlage der Saison, wiederfindet und sich auf der Welle auch durch schwere Spiele tragen lässt.
Andererseits sind wir – gemessen an meinen persönlichen Tipps und Erwartungen vor Saisonbeginn – absolut im Soll. Zum jetzigen Zeitpunkt prognostizierte ich vierzig Punkte, tatsächlich sind es 39. Bloß einer weniger. Zum Saisonende hatte ich auf 64 Punkte getippt, das sollte immerhin für den zweiten Platz reichen, rein statistisch gesehen. Blieben also 25 Punkte aus 14 Spielen zu holen, damit mein Tipp aufgeht, wobei ich mich auch sicherlich über jeden weiteren Punkt freuen könnte.
Nachdem ich aus heutiger Sicht heraus erneut den Tabellenrechner bemüht habe und dabei versucht habe die Spitzengruppe unter Berücksichtigung der Stärken und Schwächen der einzelnen Teams und des Spielplans durch zu tippen, komme ich zu dem Ergebnis, dass es ganz, ganz, ganz knapp wird, da vorne drin. Vor dem letzten Spieltag hätten noch sechs (!) Teams die Möglichkeit den direkten Aufstieg zu schaffen.
Von Düsseldorf dürfen wir uns wohl kaum Schützenhilfe erwarten, wenn es darum geht den 1. FCK zu bremsen. 63 Punkte für die Pfälzer am Ende. Fürth beschließt die Saison mit einem Heimspiel gegen Sandhausen, auch hier sollte nicht allzu viel schief laufen, 65 Punkte. Der FC St. Pauli gibt alles im Kampf um den Aufstieg und besiegt Aue deutlich und erreicht 62 Punkte. Ebenso ein Heimsieg in Berlin, allerdings hat man den möglichen Aufstieg hier mit der deutlich schlechteren Tordifferenz verspielt, ebenfalls 62 Punkte. Paderborn mit viel Disziplin, Konterstärke und Destruktion am Ende nur noch ein Punkt gegen Aalen. 59 Punkte sind jedoch ein solides Ergebnis.
Und der effzeh? Das letzte Spiel in Frankfurt muss unbedingt gewonnen werden. Das Vorletzte darf unter keinen Umständen verloren werden. Dann, so alles halbwegs zusammenläuft, reicht es am Ende. 63 Punkte und Platz 2 ob der sehr wenigen Gegentore. Die Pfälzer in die Relegation, Fürth und Köln direkt hoch. Die Chancen sind da, jedoch ist es ein harter, steiniger Weg bis dahin.