Die Wolken lichten sich, die Frühlingsluft tanzt sich in unsere Nasen. Zumindest in westlichen Regionen Deutschlands hat sich der Winter einfach bis jetzt nicht blicken lassen. Und so ist man ganz überrascht, wenn man das Haus verlässt, den Kalender im Kopf, und dann nicht eisigen Temperaturen begegnet, wie befürchtet, sondern vielmehr die Vögel zwitschern hört und sich einbildet, der Frühling werfe uns bereits einen flüchtigen Kuss zu. Man ahnt es schon, wenn man an den Kneipen vorbeiläuft: Hier hat einmal eine Außengastronomie stattgefunden, man sieht noch die Schatten der Stühle, und in nicht allzu ferner Zukunft werden hier auch wieder beseelte Menschen sitzen, das Kölsch in der einen Hand, ihr Glück, sich draußen aufhalten zu können, in der anderen. Lebensgefühl ist das Stichwort. Und was begleitet und bestimmt das Lebensgefühl des Kölschen, sowohl in positiver als auch in negativer Form, mehr als unser geliebter effzeh? Nicht zuletzt ermöglicht ja auch er uns, an Wochenenden auszubrechen aus dem Wirrwarr des Lebensschauspiels und unseren Helden zuzufiebern und Gefühlskanäle durchfluten zu lassen mit Euphorie oder Verzweiflung. Und wir lassen alles rein, alle Emotionen, alle Erwartungen und Träume, wenn wir daran denken, wie es sich im Mai anfühlen muss, wieder Erstligist zu sein.
Die Winterpause hat nun also endlichendlich ihr Ende gefunden und nicht nur wegen unseres Trainers Spitzfindigkeit wissen wir, dass man es mit derartigen Bezeichnungen nicht so ernst nehmen sollte. Denn: Das Ende der Winterpause suggeriert, der Winter sei vorbei und der Frühling beginne, wobei das – trotz der geschilderten klimatischen Verhältnisse – ja noch ein Weilchen hin ist. Aber es stimmt ja einiges nicht, bei den Bezeichnungen rund um den Spielplan der Fußballbundesliga. Nicht zuletzt deshalb kreierte Stöger den Begriff des Winterkönnigs, denn: Ein Herbstmeister wird ja im Dezember und somit im Winter gekürt. Aber andererseits: Ein deutscher Meister kommt ja auch aus Bayern und somit eher im weiteren Sinne aus Deutschland, insofern sollte man das alles auch nicht zu eng sehen. Wie auch immer. Die Rückrunde startet, wobei sie bereits zwei Spieltage alt ist, auch so eine Ungenauigkeit.
Ausgangslage
Man könnte auch einfach sagen: Wir nehmen Fahrt auf für die Abschiedstour durch Liga Zwei. Ob das jetzt verfrüht ist, ob da jetzt wieder der ewig unrealistisch verblendete effzeh-Fan aus mir spricht? Mag sein, aber blicken wir doch den Tatsachen ins Auge: Selten, ach, was sage ich, nie! war die Ausgangslage verführerischer, um guter Dinge in eine (bereits begonnene) Halbserie zu starten. Das Team stimmt. Sowohl das auf dem Rasen, als auch das hinter den Glasfenstern, auf den Trainerbänken und hinter den Schreibtischen.
Der effzeh hat seine Hausaufgaben gemacht, hat die Toptalente Gerhardt (bis 2018) und Wimmer (bis 2019) sowie Geschäftsführer Wehrle (bis 2017) längerfristig gebunden, hat mit der Versetzung Chihis ein deutliches Zeichen der Fokussierung gesetzt. Die gute Stimmung, die unser Außenkorrespondent Patrick aus Belek mitbrachte, ist mit den Händen spürbar. Was also, um alles in der Welt, sollte uns noch stoppen?
Paderborn ja wohl nicht.
Personelle Lage
Halfar musste unter der Woche rückenbeschwerdebedingt kürzer treten, Helmes hüfttechnisch bereits die ganze Zeit. Offenbar und hoffentlich wird es bei beiden dennoch für die Partie am Sonntag reichen. Als Alternative für Helmes (oder vielleicht auch Ujah?) hat sich laut Stöger Thomas Bröker aufgedrängt, auch Exslager macht Boden gut. Zudem haben wir mit Finne und Nagasawa zwei offensiv ausgerichtete Alternativen hinzugewonnen, die beim letzten Test gegen Wien bereits gut harmonierten, als sie nach ihrer Einwechslung gemeinsam das Siegtor produzierten.
Im Hinspiel, beim 1:1, traf Pritsche (damals noch Ex-Armine, jetzt Neu-Armine, so schnell kann es gehen) noch in der Nachspielzeit und rettete uns damit einen wichtigen Punkt für das Selbstvertrauen. Es war das letzte Spiel eines durchwachsenen Saisonstarts, dem eine furiose Punktejagd folgen sollte. Seinerzeit trat der effzeh mit folgender Elf an: Horn – Brecko, Maroh, Nascimento, Hector – Lehmann, Matuschyk – Risse, Thiel– Halfar – Ujah.
Der geneigte Leser sieht: Damals gab es noch keinen Helmes und man konnte lediglich ahnen, dass man mit Wimmer den wahrscheinlich besten Verteidiger der zweiten Liga noch in der Hinterhand haben würde. Davon abgesehen werden sich im Vergleich zur damaligen Aufstellungen nun kleinere Änderungen ergeben, da eben dieser Wimmer den Namen Nascimento ersetzen, zudem Gerhardt für Matu auflaufen wird und Halfar auf die Seite versetzt für Thiel. Und vorne wird mit einer Doppelspitze (ggf. mit einem hängenden Stürmer) zu rechnen sein, ansonsten ist also eine gewisse Kontinuität in der Mannschaftszusammenstellung deutlich zu erkennen.
Der Gegner war auch in der Türkei, in Side, um sich auf die kommenden Monate in der zweiten Liga vorzubereiten, in der man dann im Vergleich zum effzeh allerdings mehr antritt, um zu bleiben. Auch Paderborn, die Stadt, die niemals schläft, hatte vor der Winterpause einen Lauf und gewann die letzten drei Partien. Auch hier fielen wichtige Personalentscheidungen: So wurde der Vertrag mit Cheftrainer André Breitenreiter bis 2016 verlängert. Personell kann der SC Paderborn aus dem Vollen schöpfen, mit Ausnahme von Verteidiger Thomas Bertels, der gelbgesperrt fehlt, sowie Mittelfeldspieler Daniel Brückner, der sich den Ellenbogen gebrochen hat. Aufpassen muss der effzeh auf Stürmer Mahir Saglik, denn der schießt gerne (viele) Tore.
Prognostizierte Aufstellung
effzeh: Horn – Brecko, Maroh, Wimmer, Hector – Lehmann, Gerhardt – Risse, Halfar – Ujah/Bröker, Helmes/Bröker
Paderborn: Kruse – Wemmer (mit e!), Strohdiek, Hünemeier, Hartherz – Krösche, Vrancic – Kachunga, Wurtz, Meha – Saglik.
Schiedsrichter der Partie ist Guido Winkmann.
Fazit
Der effzeh geht mit breiter Brust in die Partie und kann dabei auf die eigene Entwicklung, aber auch auf die gute Statistik gegen Paderborn zurückgreifen: Von bislang sieben Aufeinandertreffen konnte der effzeh drei für sich entscheiden, bei weiteren drei Unentschieden. Auch wenn die Spiele mit Paderborner Beteiligung besonders torreich ausfallen (bislang 64 Tore in den 19 Spielen diese Spielzeit), ist weniger mit einem Sturmlauf zu rechnen. Dennoch scheint eines sicher: Wir werden am Sonntag Spiel 1 der letzten 15 Begegnungen des 1. FC Köln in der 2. Liga sehen. Wir verabschieden uns also von Liga 2 und winken noch einmal ganz herzlich. Tschö, skurrile Anstoßzeiten.
Stimmen aus der Redaktion
Patrick Neunzig: “In der Winterpause hat die ganze Mannschaft gut gearbeitet. Demnach sollte der Start ins Aufstiegsjahr gelingen. Aber es wird schwer. Ein eingewechselter Spieler wird das Spiel zu unseren Gunsten drehen. Welcher, bleibt mein Geheimnis… 1:0.”
Thomas Reinscheid: “Pi-pa-pa-Paderborn, Pa-Pa-Paderborn, Pi-Pa-Pa-Paderborn, Pa-pa-Paderborn – I’M A SCATMAN!!!”
David Schmitz: “3:0 – direkt mal eine Ansage machen.”
Thorsten Neunzig: “Ich mal eine Ansage: 3:0!”
Patrick Neunzig (zum Zweiten): “Thorsten hat bei David abgeschrieben. Und das schlecht.”
Lukas Pansegrau: “Heute Sätze ohne vollständigen Satzbau? Ich 2-1. Tuntentipp. Egal.”
Gero Diekmann: “Meine werten Redaktionskollegen befinden sich offenbar noch in einem grammatikalischen Winterschlaf. Dass sich das keinesfalls so beim effzeh darstellt, zeigt die stabile Abwehrleistung in den Vorbereitungsspielen sowie beispielsweise die Quirligkeit von Kazuki Nagasawa und Bard Finne beim Sieg gegen Austria Wien. Gegentore? Ganz sicher keine. Tore vorne? Auf jeden Fall.”
Thorsten Neunzig (auch zum Zweiten): “sach ich doch: 3:0.”
Sebastian Schmitz: “Ich habe keine Lust mehr auf Vorberichte, Aufstiegsaspiranten und den ganzen Driss. Lieber Gott, lass endlich Sonntag sein!”
Stefan Kühlborn: “Ungeschlagen durch die Wintervorbereitung. Die Erwartungen sind hoch. Was folgt ist Ernüchterung – aber nur kurz! Nach dem frühen Rückstand dreht der FC auf und kommt zu einem am Ende ungefährdeten 3:1-Heimsieg! Da es zwischen Lautern und Fürth keinen Sieger gibt, baut der glorreiche FC seinen Vorsprung weiter aus!”