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Meinung

2000 Kilometer in fünf Tagen: Die Leiden der unbelehrbaren Auswärtsfahrer

Erst Norden, dann Süden, erst Hamburg, dann Freiburg – unsere Auswärtsfahrer waren in der vergangenen Woche viel unterwegs. Warum nach den beiden Niederlagen trotzdem nicht alles schlecht ist, erfahrt ihr in unserem Kommentar.

Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Erst Norden, dann Süden, erst Hamburg, dann Freiburg – unsere Auswärtsfahrer waren in der vergangenen Woche viel unterwegs. Warum nach den beiden Niederlagen trotzdem nicht alles schlecht ist, erfahrt ihr in unserem Kommentar.

Zwei Spiele, zwei Niederlagen – was hätte, wenn diese Woche anders gelaufen wäre, für den effzeh drin sein können? Zugegeben, die Antwort auf diese Frage vollzieht sich im Konjunktiv: Das Viertelfinale des DFB-Pokals, Platz drei der Bundesliga!? Aber hey, wir sind der 1. FC Köln und wenn die anderen Clubs vorlegen, heißt das nicht, dass wir verwandeln müssen. Oder so ähnlich.

Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images

Am Dienstag reisten wir nach Hamburg. 433 Kilometer von meiner Haustüre bis zum Stadion, 433 Kilometer zurück. Dazwischen eine eigentlich grandiose Tour, ein richtig mieser Gästeblock (das war erwartbar) und jede Menge Bierstand- und Bratwurst-Touristen (das machte mich ziemlich wütend). Ach ja, außerdem an diesem Abend: Ein Fußballspiel des geliebten FC und unsere Mannschaft erlebte nicht ihren besten Tag. Aus dem Wettbewerb ausgeschieden, pleite und mit deutlichem Schlafentzug ging es in die Heimat, die wir um drei Uhr mit dem Nachtzug auch erreichten.

Egal, denn am Sonntag ging es wieder weiter (dieses Mal liegen 435 Kilometer zwischen meiner Haustüre und der Ziel-Destination) und eine gar historische Chance hatte sich uns geboten. Der Sprung auf Platz drei. Ja, der ersten Liga.!!! WAAAAS?! Wir fahren zum Ligaspiel in den aus Kölner Sicht wenig geliebten Schwarzwald, wo so lange Zeit nichts Zählbares – außer kalten Füßen – mitgenommen wurde. Mit einem Sieg haben wir die Chance uns prominent in der oberen Tabellenhälfte festzusetzen. Ganz besonders nachdem alle anderen Vereine in direkter Nachbarschaft – außer der Bayern – am Wochenende patzen. Hätte, hätte… der Rest ist bekannt.

Der Termin

Ich bin grundsätzlich optimistisch. Das bedeutet in der Konsequenz, dass ein sonntäglicher Spilldaach auch einen gemütlichen Samstag auf der Couch bedeutet. Also für mich, sofern es alle anderen Verpflichten zulassen. Und es haute hin. Wenn man doch nur vorschlafen könnte…Auch wenn es nur wenige Stunden Schlaf sind, die ab Montagmorgen fehlen, die machen sich die ganze Woche bemerkbar. Egal, denn wenn der FC spielt, habe ich zu folgen. Mit mir reisen rund 2000 Kölner Traumtänzer am Sonntag in den Schwarzwald.

Das Wetter

Auswärtsspiel in Freiburg, der sonnigsten Stadt der Bundesrepublik. Eigentlich, nur heute nicht. Als wir ankommen, ist es grau. Fies grau, von Sonnenschein keine Spur. Egal, mir Kölsche han im Hätze Sunnesching. Über dem Stadion hängt feuchter Nebel. Zumindest ist es jemötlisch, wie wir da zusammengepfercht im Block stehen.

Das Stadion

Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Der Gästeblock des Schwarzwald-Stadions ist wahrlich keine fanfreundliche Schönheit. Das hat er auch nie behauptet. Dass man in der unteren Hälfte des Stehplatzbereichs, nachdem alle Zaunfahnen hängen, so rein gar nichts mehr vom Spielfeld sieht, auch. Trotzdem wollen alle FC-Fans gleichzeitig in den Gästeblock und das möglichst schnell.

Im Gästebereich gibt es nur alkoholfreies Bier, was man damit begründet, dass es in Köln auch nie Bier mit Alkohol geben würde. Weiß ich nicht, im Kölner Stadion halte ich mich eher selten im Gästebereich auf. Trotzdem schade, dass mir als mündigem Bürger nicht zugetraut wird, eine Entscheidung für oder gegen Bier zu fällen. Egal, dann wird die pupstrockene Brezel halt mit Cola runtergespült.

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Das Spiel

Hätte man hellhörig werden sollen, als die Konkurrenz am Samstag patzte und der effzeh es selbst in der Hand hatte, Platz drei zu erklimmen? Natürlich! Dass in sämtlichen effzeh-Whatsapp-Gruppen alle sonst glücklosen Tipper ankündigten, ihr Restvermögen auf Freiburg setzen wollten? Ich weiß nicht, wer es tatsächlich gemacht hat, aber schämt euch. Gegen den eigenen Verein tippt man nicht. Das sage ich, eine der schlechtesten und emotionalsten Tipper des Universums.

Die Stimmung

Jaaaaaaa, die Stimmung ist Gästeblock kann man wohl als mittelprächtig bezeichnen. Laute Gesänge, voller Einsatz aller Beteiligten. Anthony Modeste erlöst uns mit einem ansehnlichen Tor. Blöd nur, dass der Gegner eins mehr macht. Ich sag mal so: an uns hat es nicht gelegen. Wir haben am Sonntagabend 90 Minuten Vollgas geben.

Mein Schlusswort

Viel war am Sonntag drin, raus kam nicht wirklich etwas. Das ist auch gar nicht so schlimm, da die anderen Vereine ebenfalls patzten. Es bleibt, dieser kurze Moment, in dem das Herz einen Sprung macht und ruft „Alles ist möglich“, doch dann setzt der Verstand ein und mahnt zur Demut. Auf Wikipedia findet sich zur Erklärung des Begriffs „Demut“ folgendes: „Der Demütige erkennt und akzeptiert aus freien Stücken, dass es etwas für ihn Unerreichbares, Höheres gibt.“ Und ja, wir Kölner wissen, was das bedeutet.

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Was von dieser Fußballwoche bleibt, ist das Gefühl, dass wir eben sind, wer wir sind. Und wenn es einen Fußballgott da oben gibt, dann hat er uns von ebendort müde belächelt. Aber dass die Mannschaft in dieser Saison so erfolgreich Fußball spielt und der Verein durch professionelle Arbeit von sich reden macht, fühlt sich verdammt gut an. Meistens bereitet es mir große Freude, dieser Mannschaft zuzugucken. Ich weiß, dass das ein großer Luxus ist. Und ja, wir haben mit der Niederlage in Freiburg mal wieder eine Chance verpasst. Aber ich finde auch, die aktuelle Tabelle kann man sich ruhigen Gewissens an die Wand hängen und ein bisschen stolz sein.

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