Die Einstimmung auf den Bundesliga-Auftakt hat der 1. FC Köln selbst in die Hand genommen: In einer etwas mehr als halbstündigen Dokumentation über die Zeit zwischen dem Aufstieg in Fürth und dem DFB-Pokal-Krimi beim SV Wehen Wiesbaden geben die „Geißböcke“ kleine Einblicke in das Innenleben ihrer Mannschaft, die nun am Samstag bei der Mission Klassenerhalt aus den Startblöcken gehen wird.
Beim VfL Wolfsburg kommt die erste nicht allzu angenehme Aufgabe auf den effzeh zu – doch für solche schweren Partien sind die kölschen Helden schließlich aufgestiegen. Das Abenteuerland Bundesliga wartet auf unsere Jungs in Rot und Weiß dort, wo 2018 eine zutiefst beschissene Saison endete. „Nach dem Abstieg und dem schweren Aufstieg nehme ich schon wahr, dass beim FC eine ganz große Vorfreude auf die Bundesliga herrscht bei der Mannschaft, den Fans, bei uns Trainern und beim Team ums Team“, formulierte der neue Kölner Coach Achim Beierlorzer, der beim Auswärtsspiel in der Autostadt sein Bundesliga-Debüt als Trainer geben wird.
Entscheidend sei für ihn, dass die Mannschaft diese Stimmungslage in das Duell gegen den Europa-League-Teilnehmer transportieren kann: „Wir müssen unsere Fans und die Vorfreude mitnehmen. Die Fans haben schon in Wiesbaden einen unfassbaren Job gemacht. Das war gefühlt Heimspielatmosphäre. Diese Wucht macht etwas aus. Das hilft uns.“
Nach Pokalkrimi: Volle Konzentration auf die anstehende Aufgabe
Doch gerade der Auftritt im DFB-Pokal beim Zweitliga-Aufsteiger aus der hessischen Landeshauptstadt hatte Zweifel beim effzeh-Anhang geweckt. Zu wacklig präsentierte sich die Defensive um einen nicht fehlerfreien Timo Horn, zu schwer taten sich die „Geißböcke“ über weite Strecken beim aufmüpfigen Außenseiter, der den Bundesliga-Rückkehrer über Gebühr forderte und letztlich ins Elfmeterschießen zwang.
“Wir müssen die Fans mitnehmen. Das war in Wiesbaden gefühlt Heimspielatmosphäre. Diese Wucht macht etwas aus. Das hilft uns.”
„Wir mussten eine hohe Frustrationstoleranz an den Tag legen. Wiesbaden hat uns alles abverlangt. Wir mussten mehrere Nackenschläge hinnehmen, haben uns aber dann durchgesetzt“, betonte Beierlorzer vor dem Bundesliga-Auftakt noch einmal. Ein Erfolgserlebnis über Umwege – das ist wohl die Erkenntnis aus dem Pokalkrimi der Vorwoche.
Nun gilt die volle Konzentration dem vor den Kölnern liegenden Ligastart. Bei den „Wölfen“ geht der FC diesmal nicht als Favorit in die Begegnung, der letztjährige Bundesliga-Sechste hat sich im Sommer nochmals mit aussichtsreichen Kickern wie den Salzburger Xaver Schlager oder Kevin Mbabu (Young Boys Bern) verstärkt.
Die Chance für den FC: Wolfsburg noch nicht bei 100 Prozent
Der wichtigste Neuzugang der Niedersachsen steht allerdings – wie auch beim Auftaktgegner – an der Seitenlinie: Der Österreicher Oliver Glasner, zuletzt beim LASK in Linz tätig, löste den ehemaligen Kölner Bruno Labbadia als Coach der Wolfsburger ab. Ein mutiger Schritt, führte doch Labbadia den VfL von einem Relegationsplatz 2017/18 in den Europapokal.
Es könnte dieser Schritt sein, der dem 1. FC Köln eine Siegchance zum Auftakt geben könnte. Denn: Die „Wölfe“ sind alles andere als bei 100 Prozent, das zeigte auch der Auftritt im DFB-Pokal. Beim Halleschen FC tat sich der Bundesligist enorm schwer, konnte sich gegen den Drittliga-Vertreter erst in der Verlängerung das Weiterkommen sichern.
„Es ist bei weitem noch nicht das, was wir spielen können, weil sich viele Dinge noch nicht automatisiert haben. In der Kürze der Zeit ist das aber auch nicht möglich“, gab auch VfL-Coach Glasner vor dem Duell mit dem „Geißböcken“ zu Protokoll, zeigte sich aber mit dem allgemeinen Leistungsstand seines Teams sehr zufrieden. „Wir sind auf einem guten Weg, aber noch nicht dort angelangt, wo wir hinwollen.“
“Es wird eine richtig schwierige Aufgabe für uns”
Für den Bundesliga-Aufsteiger aus Köln heißt das, dass der Gegner zwar ein harter Brocken ist, aber nicht unschlagbar daherkommt. Das sieht auch Achim Beierlorzer so. Zwar hätten die „Wölfe“ einen extrem gut besetzten Kader, der zudem noch auf mehreren Positionen verstärkt wurde, und hätten darüber hinaus eine sehr gute Vorbereitung gespielt.
“Wir wollen in jedem Spiel alles investieren. Wir sind konkurrenzfähig und wir können Wolfsburg wehtun.”
Aber: „Wir werden alles tun, um uns durchzusetzen. Wir wollen in jedem Spiel alles investieren. Wir sind konkurrenzfähig und wir können Wolfsburg wehtun“, erklärte der effzeh-Coach auf der abschließenden Pressekonferenz vor dem Auftaktspiel: „Es wird eine richtig schwierige Aufgabe für uns. Wir fahren mit Respekt nach Wolfsburg.“
Hohe Intensität über 90 Minuten: Das wird der Schlüssel für einen erfolgreichen Auftakt beim 1. FC Köln sein. Den Gegner unter Stress setzen, aber dabei die Rückwärtsbewegung nicht vernachlässigen. Während Neuzugang Ellyes Skhiri, unter der Woche erst ins Mannschaftstraining eingestiegen, den Weg nach Wolfsburg mitmacht, müssen die „Geißböcke“ auf Louis Schaub verzichten. Der Pokaltorschütze laboriert an einer Knöchelverletzung und ist nicht rechtzeitig fit geworden.
Ohne Cordoba: Hoffnungsträger Modeste gegen seinen Lieblingsgegner
In der Defensive könnte Sebastiaan Bornauw sein Debüt feiern: Der körperlich starke Belgier wäre im Grunde das passende Pendant zum wuchtigen „Wölfe“-Stürmer Wout Weghorst, in der vergangenen Saison mit 16 Treffern bester Torschütze der Niedersachsen. Im Kölner Angriff ruhen die Hoffnungen dagegen auf Anthony Modeste: Nach einer eher unglücklichen Vorbereitung und einem schwachen Pokalspiel ist der Franzose zum Auftakt gefordert – da kommt sein Lieblingsgegner gerade recht: Sechs Tore konnte Modeste bereits gegen den VfL Wolfsburg erzielen, gegen keinen anderen Gegner gelangen ihm in der Bundesliga mehr Erfolgserlebnisse.
Ihm zur Seite wird vermutlich in Abwesenheit des gesperrten Jhon Cordoba nicht Simon Terodde stehen, zu ähnlich sind sich die beiden bulligen Mittelstürmer, die in Wiesbaden ab der Schlussphase der regulären Spielzeit gemeinsam im Angriffszentrum agierten. Es wird wohl auf eine spielstarke Lösung wie Dominick Drexler hinauslaufen, eventuell könnte auch der pfeilschnelle Kingsley Schindler den Part als hängende Spitze bei den „Geißböcken“ geben.
Zum dritten Mal zum Auftakt gegen die “Wölfe”
Es ist übrigens das dritte Mal, dass sich der VfL Wolfsburg dem 1. FC Köln als Auftaktgegner für die neue Saison entgegenstellt. Statistikhörige, nun weghören: In beiden Fällen konnten die „Wölfe“ einen Erfolg einfahren. 2008/09 verlor der effzeh als Aufsteiger in der Autostadt nach Novakovic-Führung gegen den späteren Meister noch mit 1:2, zum Start in die Saison 2011/12 setzte es im Müngersdorfer Stadion eine ernüchternde 0:3-Niederlage.
Auch auswärts ist die Bilanz nicht erfreulich: Die „Geißböcke“ gewannen nur eines ihrer 13 Bundesliga-Spielen in Wolfsburg. Immerhin konnten die Kölner in den vergangenen sieben Partien gegen den Klub aus der Autostadt sechs Mal punkten. Doch das sind alles nur Zahlenspielereien, die mit der anstehenden Aufgabe recht wenig zu tun haben. Am Samstag um 15.30 Uhr heißt es für den 1. FC Köln: Hinein ins Abenteuerland Bundesliga!
Voraussichtliche Aufstellung des 1. FC Köln: Horn – Ehizibue, Meré, Bornauw, Hector – Verstraete, Höger – Schindler, Kainz – Drexler, Modeste