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Meinung

Der 1. FC Köln und das Transferfenster: Totentanz am Deadline Day

Der 1. FC Köln hielt sich in der Schlussphase des Transfersommers bewusst zurück. Am “Deadline Day” passierte nichts mehr bei den “Geißböcken”, die sich allerdings ohne großen Umbruch im Kader ein neues Gesicht verpasst haben.

Foto: imago images / Chai v.d.Laage

Wenn am sogenannten „Deadline Day“, also dem Tag vor der Schließung des Transferfensters, nicht Zugänge oder Abgänge das bestimmende Thema sind, sondern der Verbleib eines Spielers, dann hat der entsprechende Verein entweder seine Hausaufgabe frühzeitig erledigt oder war schlichtweg im Tohuwabohu der letzten Stunde auf dem Transfermarkt handlungsunfähig. Beim 1. FC Köln war es wohl eine Mischung aus beidem, die den Fans leichte Unruhe bescherte. Nicht die Transferposse um den weiterhin knielädierten Sebastian Andersson bestimmte die Gedanken des Kölner Anhangs, vielmehr zitterten alle um den Verbleib von Ellyes Skhiri – dem Mittelfeldmotor, der beim starken Saisonstart der „Geißböcke“ eine dominante Rolle gespielt hatte.

Die gute Nachricht aus sportlicher Sicht: Der tunesische Dauerläufer bleibt dem 1. FC Köln mindestens bis Winter erhalten. Vermeintliche Angebote von West Ham United oder dem AC Mailand entpuppten sich als Luftschlösser – niemand wollte offensichtlich für den 26 Jahre alten Sechser 15 Millionen Euro oder mehr auf den Tisch legen. Die schlechte Nachricht aus wirtschaftlicher Sicht: Eine mögliche Ablöse in zweistelliger Millionenhöhe kann damit zunächst nicht verbucht werden. Egal, welche Summe am Ende in Köln verblieben wäre, für den Verein, dessen Kassen trotz der Verkäufe von Sebastiaan Bornauw (VfL Wolfsburg) und Ismail Jakobs (AS Monaco) immer noch chronisch klamm sind, gilt es nun eine gewisse Finanzlücke zu stopfen.

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Die fetten Jahre sind vorbei am Geißbockheim

All das Geschäftsgebaren ist zu gewissen Teilen eine Wette auf die (hoffentlich erfolgreiche) Zukunft. Die Gegenwart bei den „Geißböcken“ heißt derweil weiterhin, die Sünden der Vergangenheit auszubaden. Wie einst in der Overath-Ära verfrühstückt der FC Einnahmen aus der Zukunft, um das Tagesgeschäft zu finanzieren. Und das bedeutet vor allem: Einen unrund zusammengestellten Kader, dessen Preis-/Leistungsverhältnis in der jüngeren Vergangenheit jeder Beschreibung spottete. Teure Verpflichtungen wie die eines Sebastian Andersson, der in Köln zum Topverdiener aufstieg, sind Vergangenheit. Der FC musste im Sommer gewaltig abkochen, um überhaupt in irgendeiner Form konkurrenzfähig zu sein. Kurzum: Die fetten Jahre am Geißbockheim sind längst vorbei.

Foto: imago images / Eibner

Das neue FC-Gesicht, das sich viele nach dem mit Hängen und Würgen erreichten Klassenerhalt wünschten, das gab sich der Verein weniger durch einen Komplettumbau des Kaders denn vielmehr durch eine Personalentscheidung neben dem Rasen. Trainer Steffen Baumgart bringt die „Geißböcke“ seit Sommer auf Trab und sorgt durch seine forsche Herangehensweise für Aufbruchstimmung am Geißbockheim. Die mutige und intensive Taktik zeigt schon erste Erfolge, so manch FC-Fan rieb sich verwundert die Augen, wer denn die Mannschaft sei, die da mit dem Geißbock auf der Brust in der Bundesliga antritt. Das Team, das in der vergangenen Saison erst in der Relegation den Ligaverbleib sicher stellte – es wirkt nun wie ausgetauscht. Beim 1. FC Köln scheint das Motto zu lauten: Umbruch durch Aufbruch.

Verschlankt und verjüngt: Das neue Gesicht des 1. FC Köln

Verschlankt haben die Verantwortlichen am Geißbockheim um Interimssportchef Jörg Jakobs den aufgeblähten Kader in dieser Transferphase sehr wohl, 19 Abgänge (darunter drei Leihen) listet das Branchenportal transfermarkt.de bei den „Geißböcken“ für diesen Sommer auf. Eine Herkulesaufgabe, zumal einige Akteure in Köln den Vertrag ihres Lebens unterschrieben hatten. Dass nur die Abgänge von Bornauw und Jakobs wirklich Geld in die Kassen spülte, war unter den Umständen schon das höchste der Gefühle. Bei den Neuzugängen setzt der FC derweil notgedrungen auf den allzu bekannten Mut zur Lücke: Innenverteidiger Luca Kilian kam noch auf den letzten Drücker auf Leihbasis aus Mainz, ansonsten verabschiedeten sich die Entscheider schnell von Plänen, noch auf der defensiven Außenbahn und im Sturm nachzurüsten.

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Ausfüllen soll diese Positionen der seit Jahren hochgelobte Nachwuchs, der jetzt aber offensichtlich endlich einmal auch zum Zuge kommen darf. Tim Lemperles erstes Bundesliga-Tor, vorgelegt von Tomas Ostrak, einem weiteren Talent aus der Kölner Jugendabteilung, ist dort nur das erste sichtbare Zeichen, dass diese auch aus der Not geborene Ausrichtung diesmal wirklich mehr ist als nur leere Phrasen, um die Fans zufrieden zu stimmen. Schon zuvor war oftmals ausgerufen worden, dass Eigengewächse der Weg sein soll, den der FC gehen muss. Jetzt MUSS er ihn wirklich gehen – auch, weil er in der jüngeren Vergangenheit deutlich über seine eigenen Verhältnisse gelebt hat. Es erinnert, nicht nur wegen Jörg Jakobs, in Köln einiges an die Aufbruchstimmung der Jahre 2012 und 2013.

Bis Winter mit Bordmitteln arbeiten

Ob der FC diese Ausgangslage zu nutzen weiß, lässt sich noch nicht sagen. Was sich aber sagen lässt: Es ist praktisch seine einzige Chance, um aus dem selbst eingebrockten Schlamassel wieder herauszufinden. Dass die „Geißböcke“ deshalb in der Endphase auf dem Transfermarkt eher ruhig agiert hat, muss nicht verkehrt sein. Seine Hausaufgaben hatte der Verein mit überzeugenden Verpflichtungen wie Dejan Ljubicic (ablösefrei aus Wien gekommen) oder der Kilian-Leihe bereits erledigt. Der Rest muss mindestens bis Winter mit Bordmitteln bewältigt werden. Und auch wenn das heißt, dass es kurz vor Schließung des Transferfensters keine verzweifelten Fans gibt, die in der Hoffnung auf die Verpflichtung eines Thomas Buffel die F5-Taste malträtieren. So ein Totentanz am „Deadline Day“ kann doch auch ganz entspannt sein.

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