Inwieweit diese Veränderung in der Taktik auf Anfangs Eigeninitative zurückgegangen ist, ist nicht bekannt – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird Armin Veh als ehemaliger Trainer in dieser Entscheidung allerdings nicht unbeteiligt gewesen sein. In jedem Falle musste Markus Anfang als Reaktion auf die schlechten Leistungen einen neuen Impuls setzen, für den der Kader eigentlich nicht vorbereitet war – erst der Transfer von Kainz sorgte auf der linken Seite für eine passende Besetzung des Wing-Backs. Clemens und Risse auf der anderen Seite konnten beide noch nicht ihre langfristige Eignung für diese anspruchsvolle Position unter Beweis stellen.
Zwischen November und Februar beherrschte dann die Frage nach der Spielberechtigung eines ehemaligen, aber nun erneut verpflichteten Akteurs mehr oder minder das Tagesgeschäft beim 1. FC Köln. Rein sportlich wäre Anthony Modestes erneutes Wirken beim 1. FC Köln nicht zwingend nötig gewesen und der Verdacht, die Entscheidungsträger hätten Modeste nur unter Vertrag genommen, um nach einer aus ihrer Sicht desaströsen Mitgliederversammlung im Oktober wieder positive Schlagzeilen zu schreiben, konnte bislang auch nicht entkräftet werden. Im Binnenverhältnis ergab sich für das Trainerteam daher eine neue Herausforderung: Anthony Modeste hat in Köln aufgrund seiner unbestritten enorm guten Vergangenheit einen Vertrauensvorschuss. Zeitgleich entwickelte sich das Duo Terodde und Cordoba positiv, beide ergänzten sich gut und trugen den 1. FC Köln durch viele Spiele.
Risse im Binnenverhältnis?
Da Modeste aber mit der Zeit immer mehr Spielfitness aufbaute, stieg der Druck auf Anfang, dem Franzosen Einsatzzeiten zu verschaffen – die Moderation der Ansprüche dieses Sturmtrios kristallisierte sich daher als weitere Herausforderung heraus. Während der ersten Monate der Rückrunde blieb Markus Anfang überdies den Beweis schuldig, die Mannschaft fußballerisch auf ein besseres Niveau zu heben, was nicht zuletzt die 0:3-Niederlage in Dresden offenbarte. Dass in deren Nachgang noch aufgrund eines Satzes von Dominick Drexler und einer Geste von Florian Kainz das Binennverhältnis der Mannschaft diskutiert wurde, ließ die Fragen nach Anfangs Eignung nur noch lauter werden.
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Vielleicht war es deshalb ganz gut, dass Armin Veh in einem Interview mit dem “Kölner Stadt-Anzeiger” positiv formuliert bemerkenswerte Äußerungen traf und ein wenig von der Thematik ablenkte. Ein Auszug offenbart, wie Veh sich die Zusammenarbeit beim 1. FC Köln im Idealfall vorstellt: “Dieser Verein muss dauerhaft eine Einheit werden. Das geht oben los. In der Führung müssen dauerhaft fähige Leute arbeiten und Kontinuität reinbringen. Diese Kontinuität darf dann allerdings nicht dazu führen, dass man gleich glaubt, man sei wieder viel größer, weil man drei, vier Jahr einigermaßen erfolgreich war. Das passiert oft im Erfolg, ständig. Das hat aber nie mit dem Klub zu tun, sondern immer nur mit den Menschen. Wenn ein Verein es nicht schafft, fähige Leute in die Spitze zu bekommen, wird es dauerhaft keinen Erfolg geben.”
Veh muss eine Entscheidung treffen
Der langfristige Erfolg steht beim 1. FC Köln momentan in Frage, weswegen Armin Veh als Verantwortungsträger bald eine Entscheidung treffen muss: Möchte er mit Markus Anfang als Trainer in die Bundesliga gehen? Die Weichen für die mittelfristige Zukunft beim effzeh werden auf einer Ebene oberhalb von Anfang getroffen – schaut man sich die bisherigen Entscheidungen von Armin Veh an, fehlt einem ein wenig die Zuversicht, dass hier eine gute, eine konstruktive Entscheidung getroffen wird – und Kontinuität entsteht.
Noch eine Ebene weiter oben, im Vorstand des 1. FC Köln, hält man sich aus derlei Debatten raus und kümmert sich eher um die Vorbereitung der Wahl im September – die Chancen Ritterbachs und Schumachers auf Wiederwahl sind zwar gering, aber durchaus existent. Es erscheint fraglich, ob beide “fähige Leute” sind, um den Verein wieder aufzurichten und erfolgreicher zu machen.
Auch auf dieser Ebene müssten aber eigentlich Entscheidungen getroffen werden: Wie loyal kann Armin Veh sein, nachdem er bereits Werner Spinner absägte? Egal, wie man es dreht und wendet: Die verschiedenen Ebenen beim 1. FC Köln erwecken momentan nicht den Eindruck, als würden dort regelmäßig gute Entscheidungen getroffen werden. Markus Anfang steht am Ende dieser Kette, weil im Fußballgeschäft traditionell der Trainer als erster fliegt. Er ist das schwächste Glied in der Nahrungskette der Branche. Die Frage, ob auch die anderen Posten mit Entscheidungsgewalt beim 1. FC Köln momentan richtig besetzt sind, muss neben allem Frust über die fehlende spielerische Entwicklung aber auch diskutiert werden.