Schluckauf im System
Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der effzeh nach dem 0:1-Rückstand, der angesichts des Spielverlaufs völlig überraschend kam, einen heftigen Systemausfall zu vermelden hatte. Nach Marcel Risses individuellem Aussetzer war von der Dominanz und der Spielfreude, die die „Geißböcke“ in den Anfangsminuten versprüht hatten, nichts mehr zu merken. Ganz im Gegenteil: Die Kölner wankten von einer Verlegenheit in die nächste, waren durch den Wirkungstreffer der Gastgeber sichtlich angeknockt. Dieser Kontrollverlust verstärkte sich durch den zweiten Gegentreffer noch einmal merklich – das Team konnte sich bei Timo Horn bedankte, der in der Hamburger Sturm- und Drangphase gegen Zander den dritten Einschlag verhinderte. Erst durch den Anschlusstreffer von Christian Clemens wurden die Lebensgeister des 1. FC Köln wieder geweckt.
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Auf außen wackelt es noch
Dass Marcel Risse, unter der Woche noch angeschlagen, beim Auswärtsspiel in Hamburg keinen guten Tag erwischte? Geschenkt. Dass auch Jannes Horn von der quirligen Angriffsreihe des FC St. Pauli defensiv mehrfach seine Grenzen aufgezeigt bekam? In der Konsequenz kein Problem. Dennoch wurde offensichtlich, dass der effzeh auf den Außenverteidigerposition deutlich Luft nach oben besitzt. Gerade Risse zeigte im Abwehrverhalten gravierende Schwächen, die allerdings einem gelernten Offensivmann nicht allzu heftig angelastet werden sollten. Kaum verwunderlich, dass die Gastgeber besonders seine Seite zu bespielen wussten – das 2:0, wenngleich aus knapper Abseitsposition, war ein Beispiel für fehlende Spielpraxis als originärer Rechtsverteidiger. Doch auch Jannes Horn, Risses Pendant, war am Millerntor vor allem unter Druck noch die mangelnde Erfahrung anzumerken – im zweiten Durchgang riss sich der Youngster allerdings größtenteils zusammen und machte seine linke Außenbahn dicht.
Im Kopf stimmt es beim 1. FC Köln
Nicht nur diese Reaktion zeigt: Die Mannschaft versteht zunehmend, was es heißt, in der 2. Bundesliga erfolgreich zu agieren. Mit Fußball spielen allein ist dort allein kein Blumentopf zu holen, das Duell am Millerntor wurde über weite Strecken zum Lackmustest für die kämpferische Einstellung der „Geißböcke“. Nach einem unglücklichen 0:2-Rückstand beim FC St. Pauli noch vor der Pause zurückzukommen beweist neben der individuellen Klasse in der effzeh-Offensive auch die mentale Stärke dieses Teams. Zwar spielte die Anfang-Elf nach dem vermeintlich komfortablen Vorsprung Mitte der zweiten Hälfte nochmals arg mit den Nerven ihrer Fans, doch mit viel Leidenschaft und großem Engagement verteidigte der effzeh die wilden Angriffe der „Kiezkicker“. Dass in Köln demnächst eher über ein 5:3 denn über ein 0:0 gesprochen wird, war bei der Verpflichtung von Markus Anfang als neuem Trainer klar. Am Millerntor gab es das erste Offensivspektakel für die kölsche Seele. Noch längst ist nicht alles perfekt, immer wieder verliert die Mannschaft die Kontrolle über das Spiel – aber die Grundausrichtung passt ebenso wie die Punkteausbeute.
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