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Analyse

Fünf Erkenntnisse aus dem Paderborn-Spiel: Deutliche Defizite, grenzenlose Geduld?

Keine Abwehr aus Granit, ein Torjäger im Rhythmus und ein schwacher Schiedsrichter: Das 3:5 gegen den SC Paderborn zeigte dem 1. FC Köln deutliche Defizite auf.

HAMBURG, GERMANY - SEPTEMBER 02: Simon Terodde and Head coach Markus Anfang (L-R) of Koeln talks during the Second Bundesliga match between FC St. Pauli and 1. FC Koeln at Millerntor Stadium on September 2, 2018 in Hamburg, Germany. (Photo by Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images)
Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images

Dazu kamen noch individuelle Fehler wie Horns Parade vor dem Ausgleich zum 1:1, als er den Paderborner Distanzschuss nicht festhalten konnte, oder Sobiechs zögerliches Zweikampfverhalten vor dem 3:4. Vor allem aber stimmte die Ordnung im Kölner Spiel nur selten: Die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen waren zwischendurch riesig, der effzeh schaffte es selten die Partie komplett unter Kontrolle zu bekommen. All diese Faktoren, gepaart mit einer risikoreichen Spielweise und einem Gegner mit extrem guter Chancenverwertung, waren es, die es letztlich vermochten, dass der effzeh den eingeplanten Heimsieg gegen Paderborn noch aus der Hand gab.

Geduld ist nicht grenzenlos

Immer wieder war während der Partie zu spüren, dass die effzeh-Elf unzufrieden mit sich und dem Spielverlauf war. Gerade in der hektischen Phase vor dem Pausenpfiff beschäftigte sich die Mannschaft öfter mit dem Schiedsrichter und dessen Entscheidung als mit dem eigentlichen Geschehen auf dem Feld. Ungeduld: Das war wohl auch ein entscheidender Faktor in den Schlussminuten. Statt nach dem 3:3 zufrieden mit dem Punktgewinn zu sein spielten die „Geißböcke“ auch nach Hectors Platzverweis äußerst offensiv und wurden dafür von mutigen Gästen bitter bestraft.

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Dass die Geduld auch neben dem Platz nicht grenzenlos ist, dürfte ein Blick in die Reaktionen nach dem Spiel verraten: Von einer Trainerdiskussion ist der 1. FC Köln zwar (noch) meilenweit entfernt, doch die Zweifel an der Anfang’schen Spielphilosophie wachsen im notorisch unruhigen effzeh-Umfeld mit jedem defensiv konfusen Auftritt. Bei aller Freude an der angriffslustigen Spielweise: Für den Aufstieg muss der neue Trainer die Abwehr schnellstmöglich stabilisieren. Offense wins games, defense wins championships – der Angriff gewinnt Spiele, die Defensive die Meisterschaft. Denn nicht immer kann der effzeh fünf Tore oder gar mehr schießen.

Terodde trifft und trifft und trifft

Dabei können die „Geißböcke“ auf einen Torjäger in Galaform bauen: Simon Terodde baute mit einem erneuten Doppelpack sein Torekonto im vierten Startelfeinsatz auf sagenhafte elf Treffer aus und führt die Torschützenliste der 2. Bundesliga souverän an. In den Geschichtsbüchern des Fußball-Unterhauses überholte er mit seinem Zweitliga-Buden 95 und 96 nicht nur Siegfried Reich (die effzeh-Fans erinnern sich leider noch dunkel), sondern zog auch mit Michael Thurk (die effzeh-Fans erinnern sich leider noch dunkel) auf Rang sechs gleich. Vor ihm auf Platz fünf liegt der Ex-Kölner Bruno Labbadia (101 Tore).

Wir haben zweimal geführt. Die Chance zum 3:1 haben wir leider nicht genutzt und Paderborn ist dann eine Mannschaft, die das bestraft und offensiv unheimlich gefährlich ist. Wir werden das Spiel jetzt analysieren und in der Englischen Woche versuchen, die maximale Punkteausbeute zu holen.

Für seinen Doppelpack musste Terodde allerdings eine gehörige Portion Frustrationstoleranz aufbringen: Zunächst traf er gleich zweimal aus Abseitsposition (erst knapp, dann klar), dann vergab der FC-Angreifer freistehend vor Paderborns Keeper Zingerle eine Großchance zur Führung. Auch beim 1:0 hätte sich niemand beschweren können, wäre es wegen Abseits zurückgepfiffen worden. Insgesamt lauerte Terodde mehrfach in der verbotenen Zone und bekam im Zusammenspiel mit seinen Mitspielern das richtige Timing mitunter nicht auf die Reihe. In der Schlussphase war es Zingerle, der dem Goalgetter mit zwei Paraden weitere Erfolgserlebnisse verweigerte.

Schiedsrichter ist keine Entschuldigung

Verweigert wurden dem 1. FC Köln während der Partie auch zwei Strafstöße: Der erste, ein Handspiel von Paderborns Dräger im ersten Durchgang, war derart klar, dass das gesamte Stadion in der Szene aufschrie. Nur Markus Schmidt sah dies anders und verzichtete auf den berechtigten Elfmeterpfiff. Auch in der zweiten Hälfte hätte sich niemand beschweren können, wenn der Unparteiische im Paderborner Strafraum auf den Punkt gezeigt hätte: Hünemeier machte im Kopfballduell gegen Hector den allzu offensichtlichen Textiltest an dessen Trikot – doch auch hier ließ Schmidt weiterspielen.

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Dass er dann allerdings nur wenige Minuten später auf Drägers recht plumpen Versuch, einen Elfmeter für sein Team zu schinden, hereinfiel, gereichte dem erfahrenen Bundesliga-Schiedsrichter wahrlich nicht zur Ehre. Sowohl der Paderborner als auch effzeh-Verteidiger Jannes Horn behakelten sich im Kölner Sechzehner, Schmidt befand sofort auf Strafstoß. Dass sich der Referee auch gerne einmal Zeit für eine Entscheidung nahm, bekam dann Jonas Hector zu spüren: Nach dessen zweitem taktischen Foul ließ sich Schmidt knapp eine Minute Zeit, um sich dann doch zum berechtigten Platzverweis durchzuringen. Doch der effzeh wäre gut beraten, trotz der fragwürdigen Pfiffe die Schuld nicht beim Schiedsrichter zu suchen: Wer bei allem Respekt vor Paderborn gegen einen (zweifellos gut sortierten) Aufsteiger fünf Tore kassiert, muss sich in erster Linie an die eigene Nase fassen.

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