Die Gerüchteküche brodelt am Geißbockheim wieder einmal auf mittlerer Stufe, sowohl Alexander Wehrle als auch Horst Heldt sollen von der Bundesliga-Konkurrenz umworben sein. Glaubt ihr, dass die Geschäftsführung auch in der kommenden Saison so aussehen wird wie derzeit? (via Mail)
Ich gehe davon aus, ja. Mit einer Einschränkung: Wenn der 1. FC Köln auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielt. Sollte das nicht der Fall sein, dann ist Horst Heldt krachend gescheitert und dürfte nicht mehr zu halten sein. Ähnliches gilt dann auch für die wirtschaftliche Situation des Vereins, die trotz anderslautender Bekundung tatsächlich im Verantwortungsbereich des Finanzgeschäftsführers liegt. Wenn die Liga aber gehalten wird, glaube ich nicht, dass sich in der Führungsetage am Geißbockheim viel ändern wird. Warum auch? Horst Heldt dürfte sich durch einen Klassenerhalt in seinem Handeln nicht ganz unberechtigt bestätigt fühlen, Alexander Wehrle seine Position als das Gesicht des Vereins noch mehr gestärkt sehen.
Das ist aber alles nicht in Stein gemeißelt: Zwar haben beide Geschäftsführer einen noch langfristig laufenden Vertrag beim FC, doch genießt das Duo in der Bundesliga (für manche nicht ganz verständlich) einen guten Ruf. Gerade Wehrle ist hochangesehen bei den Kollegen – was ihn für den Posten als Nachfolger von DFL-Boss Christian Seifert eigentlich prädestiniert. Das soll laut Gerüchteküche auch die erste Option für den Kölner Finanzchef sein, falls er die „Geißböcke“ überhaupt verlassen will. Eine Rückkehr zum VfB Stuttgart ist vorstellbar, steht aber angeblich nicht ganz oben auf der Prioritätenliste. Bei Horst Heldt halte ich die Gerüchte um einen Abschied Richtung Schalke oder Frankfurt für pures Namedropping – dazu hat der ehemalige Profi schon in Hannover ständig mit einem Abschied geliebäugelt (auch 2018 schon Richtung Köln), um sich intern in eine bessere Position zu bringen. Ob er das jetzt auch beim FC so handhabt? Das glaube ich derzeit noch nicht.
Warum hat der Verein die finanziellen Rahmendaten der vergangenen Saison noch nicht bekannt gegeben? Wird den Mitgliedern da etwas verschwiegen? (via Direktnachricht)
Die offizielle Begründung lautet wie folgt: Der Verein möchte die Zahlen der Saison 2019/20 den Mitgliedern zuerst präsentieren – auf der Mitgliederversammlung. Dies ist aber durch die Verzögerungen, die die Coronavirus-Pandemie mit sich gebracht hat, bislang noch nicht geschehen. Dass eine Mitgliederversammlung nicht der einzige Weg ist, seinen Mitgliedern zu den wirtschaftlichen Kennzahlen einer äußerst schwierigen Saison Rede und Antwort zu stehen, versteht sich von selbst. Ich verstehe die Beweggründe des Verein zwar, kann aber den Unmut mancher Mitglieder völlig nachvollziehen. Dass der FC seinen Geschäftsbericht, der eigentlich im Herbst 2020 den eigenen Mitgliedern hätte zugänglich gemacht werden müssen, vermutlich erst im Anschluss an die derzeit laufende Saison verkünden wird, ist in meinen Augen ein Unding – und sollte auch nicht durch die Sondersituation entschuldigt sein.
Ich glaube aber nicht, dass die Vereinsverantwortlichen irgendetwas vor den Mitgliedern verheimlichen wollen. Ich glaube eher, dass man sich früh auf einen Standpunkt geeinigt hat, der aber nun aus verschiedensten Gründen obsolet geworden ist – nur der FC findet den kommunikativen Ausgang in diesem Fall nicht oder will ihn nicht finden. Die Bilanz wird natürlich einiges offenbaren, was in der jüngeren Vergangenheit aber bereits in der Öffentlichkeit Thema war. Eine große Unterdeckung aufgrund Transferausgaben, die durch Corona vergrößert wurde. Eine Lücke, die vermutlich durch das angesammelte Eigenkapital aufgefangen werden konnte, aber eben auch durch Geldspritzen von außen. Vielleicht ist tatsächlich etwas Pokern dabei – aber eher in die Richtung, die vermeintliche Einnahmenausfälle größer darzustellen, als sie letztlich waren. Das bleibt aber Spekulation, solange die Zahlen einfach nicht vorliegen.
Wat do nit sähs – unser Hot Take
So sehr manchen die Spielweise des 1. FC Köln auch wütend macht: In dieser Saison wird sich daran nichts mehr ändern. Spätestens nach dem Derbysieg war klar, dass Markus Gisdol diese Saison als FC-Trainer wohl auch beenden wird, wenn kein historischer Absturz mehr stattfindet. Zu eng ist die Bande zwischen Horst Heldt und seinem Coach, zu sehr hat sich der Sportchef der “Geißböcke” dem gebürtigen Schwaben und Nachbarn den Rücken gestärkt. Eine Kurzschlussreaktion wie in Bielefeld, wo aus dem Bruch zwischen den Verantwortlichen eine vorzeitige Trennung wurde, ist am Geißbockheim ausgeschlossen. Doch: Nach der Saison müssen alle Optionen auf den Tisch, muss kritisch und knallhart analysiert werden. Die spielerische Armut des Teams, die Sturmflaute, die schwankenden Leistungen vieler Spieler – das lässt viel Interpretationsspielraum für eine Entscheidung im Sommer. Selbst bei Klassenerhalt sollte ein Neuanfang an der Seitenlinie angestrebt werden, wenn die entsprechenden Alternativen verfügbar sind und der Kader es hergibt.
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