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Analyse

1. FC Köln feiert Heimsieg gegen Leipzig: Mit Emotionalität und Jonas Hector

Der 1. FC Köln schnappt sich gegen Leipzig einen wichtigen Heimsieg – dank seines überragenden Kapitäns Jonas Hector, der gleich doppelt trifft, und einer großen Emotionalität, die auch von außen auf den Platz gebracht wird.

Schluss:jubel: Jonas Hector Köln, Noah Katterbach Köln 1. FC Köln vs. RB Leipzig 20.04.2021, Fussball, Testspiel 1. Bundesliga, Saison 2020/21 Foto: Moritz Müller Only for Editorial use *** End jubel Jonas Hector Cologne , Noah Katterbach Cologne 1 FC Cologne vs RB Leipzig 20 04 2021, Football, Test match 1 Bundesliga, Season 2020 21 Photo Moritz Müller Only for Editorial use
Foto: imago images / Moritz Müller

Der 1. FC Köln schöpft im Abstiegskampf der Bundesliga neue Hoffnung: Mit einem überraschenden 2:1-Heimsieg gegen den Tabellenzweiten aus Leipzig gelingt der sechste Sieg der Saison und der erste Erfolg nach neun Spielen. Zuvor hatten die “Geißböcke” zuletzt beim Derby in Mönchengladbach Anfang Februar drei Punkte geholt. Danach wurde die Lage durch eine Serie ohne eigenen Sieg aber immer bedrohlicher, sodass Trainer Markus Gisdol von seinen Aufgaben entbunden wurde. Interimscoach Friedhelm Funkel verlor zwar auch sein erstes Spiel mit 0:3 in Leverkusen – der Heimsieg gegen den Champions-League-Anwärter bringt den FC gerade rechtzeitig vor dem Endspurt der Bundesliga-Saison wieder in Schlagweite zu den rettenden Plätzen.

Nur drei Tage vor dem Spiel gegen Leipzig hatte der 1. FC Köln das Nachbarschaftsduell in Leverkusen verloren, dabei aber wieder eine Leistung gezeigt, die zumindest in Ansätzen erkennen ließ, zu was die Mannschaft in der Lage wäre. Die Probleme der bisherigen Saison wiederholten sich aber auch am vergangenen Samstag: Individuelle und gruppentaktische Fehler addieren sich zur fehlenden Präsenz im letzten Drittel auf. Oder anders gesagt: Wer hinten immer den einen Fehler zu viel macht und vorne keine Durchschlagskraft entwickelt, kann in der Bundesliga nicht bestehen. Gegen Mannschaften mit hoher individueller Qualität wie Leverkusen oder Leipzig muss eine Mannschaft wie der 1. FC Köln schon maximal an seine Grenzen gehen und wohl auch in den entscheidenden Szenen ein wenig Glück haben, um Punktgewinne zu erzielen.

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In der Anfangsphase massiv unter Druck

Durch den Ausfall von Sebastian Andersson, der nach seinem Einsatz gegen Mainz schon wieder verletzungsbedingt passen musste, war die Position des zentralen Stürmers schon wieder vakant – schon gegen Leverkusen. Deswegen musste Kapitän Jonas Hector als polyvalenter und spielintelligenter Anführer dort mehr Verantwortung schultern, was er immer wieder durch Läufe in die Tiefe und Abschlüsse versuchte. Ein Kopfball, ein Rechtsschuss und ein Lattentreffer (wie schon gegen Wolfsburg) standen im Arbeitszeugnis des Mittelfeldspielers. Auffällig war, dass Hector seine Position als nomineller Achter sehr offensiv interpretierte und häufig vorne auftauchte. Ähnlich war es auch wenige Tage später gegen Leipzig, als der Kölner Kapitän mehr Glück haben sollte.

Neu-Trainer Funkel hatte die FC-Startelf auf einigen Positionen verändert: Ondrej Duda kehrte nach Gelbsperre als falsche Neun zurück, Elvis Rexhbecaj und Dominick Drexler ersetzten Max Meyer und Florian Kainz. Die Viererkette und die Doppelsechs blieben personell gleich. Leipzig zeigte dem FC zu Beginn der Partie durch gutes Positionsspiel und hohe Passqualität die Grenzen auf und der FC hatte Glück, nicht früh in Rückstand zu geraten. Die ersten 15 Minuten wiesen 75 Prozent Ballbesitz für das Gästeteam aus, das in der Anfangsphase auch schon zu fünf Abschlüssen kam. Der FC war froh, wenn er einen Pass fehlerfrei zum Nebenmann bekam. Doch mit zunehmender Spieldauer stieg der Zugriff der Kölner auf die Partie an.

1.FC Koeln - RB Leipzig / 20.04.2021 Köln, 20.04.2021, RheinEnergie-Stadion, Fussball, Bundesliga, 30.Spieltag , 1. FC Köln vs. RB Leipzig , Im Bild v.l.: Kingsley Ehizibue 19, Koeln und Christopher Nkunku 18, RB Leipzig , DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or quasi-video. , *** 1 FC Koeln RB Leipzig 20 04 2021 Cologne, 20 04 2021, RheinEnergie Stadion, Football, Bundesliga, 30 Spieltag , 1 FC Köln vs RB Leipzig , Pictured v l Kingsley Ehizibue 19, Koeln and Christopher Nkunku 18, RB Leipzig , DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and or quasi video ,

Foto: imago images / Picture Point LE

Die “Geißböcke” kamen aus der vertikalen und horizontalen Kompaktheit besser in die Zweikämpfe und verhinderten dadurch Anspiele ins Mittelfeldzentrum, wo die Leipziger Unterschiedsspieler Kevin Kampl und Emil Forsberg fortan weniger Raum hatten. Auch in Ballbesitz steigerte sich der FC, bei dem Ellyes Skhiri wie zuletzt gewohnt zwischen die Innenverteidiger rückte, um den Spielaufbau zu unterstützen. Nach 25 Minuten bot sich auf diese Weise gar die erste Kontergelegenheit über (wie so oft) Jonas Hector, der allerdings den Zeitpunkt des richtigen Abspiels verpasste – Marius Wolf war mitgelaufen. Zuvor hatte der Kölner Außenspieler fast gar nicht am Spiel teilgenommen, nur sechs (!) Ballkontakte standen für ihn zu Buche. Wohl auch deswegen wechselte er später mit Drexler die Seiten. Nach der starken Anfangsphase kamen die Gäste zu keinem gefährlichen Abschluss mehr, jedenfalls bis zur 35. Minute: Erst hatte Christopher Nkunkus Schusschance von links, dann verzog Nordi Mukiele von rechts. Spätestens hier hätte sich der FC über einen Rückstand nicht beschweren können.

FC dreht auf – dank Hectors Präsenz im letzten Drittel

So schlecht die Kölner in das Spiel gestartet waren, so gut kamen sie aus der Pause – Skhiris robuster Einsatz gegen Kampl brachte einen Ballgewinn, über die linke Seite rollte der FC über Wolf und Jannes Horn ab, dessen Flanke am zweiten Pfosten den mal wieder mitgelaufenen Hector zum Führungstreffer fand. Die Leipziger verteidigten in dieser Phase wenig konsequent, Marcel Halstenberg machte den Weg in den Strafraum fast gar nicht mit, sodass Innenverteidiger Dayot Upamecano chancenlos war. Der FC agierte fortan immer häufiger in einem 4-4-2 mit Hector neben Duda ganz vorne, zuvor war es eher ein 4-1-4-1 gewesen. Mannschaft und Trainer schien klar zu sein, dass in dieser Partie nur  Hectors Präsenz im letzten Drittel etwas bringen könnte.

Die Bemühungen um den Führungstreffer wurden allerdings schnell wieder zunichtegemacht, als Torwart Péter Gulácsi einen schnellen Abschlag auf Stürmer Alexander Sørloth spielte. Dieser hielt sich Sebastiaan Bornauw vom Leib, wartete geschickt auf mitgelaufene Spieler, Halstenberg legte dann quer auf Amadou Haidara, der aus 20 Metern zum Ausgleich traf. Auch die FC-Defensive hatte in dieser Szene vergessen, den Rückraum abzusichern und sich nur am Ball orientiert. Der FC schlug allerdings prompt zurück: Ein Tiefenlauf von Hector nach einem Einwurf (!) brachte Duda ins Spiel, der den Ball technisch sehenswert per Hacke auf den ehemaligen Nationalspieler ablegte. Danach zog Hector in die Mitte und traf per Linksschuss zum 2:1 nach 60 Minuten.

Tor zum 2:1 durch Jonas Hector Köln gegen Torwart Peter Gulacsi RBL 1. FC Köln vs. RB Leipzig 20.04.2021, Fussball, Testspiel 1. Bundesliga, Saison 2020/21 Foto: Moritz Müller Only for Editorial use *** Goal to 2 1 by Jonas Hector Cologne vs goalkeeper Peter Gulacsi RBL 1 FC Köln vs RB Leipzig 20 04 2021, Football, Test Match 1 Bundesliga, Season 2020 21 Photo Moritz Müller Only for Editorial use

Foto: imago images / Moritz Müller

In der Folge brachte Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann alles auf den Platz, was noch an Offensivkräften auf der Bank saß. Dani Olmo, Justin Kluivert, Hwang Hee-chan und Angeliño kamen, Leipzig wurde naturgemäß offensiver. Einen Angeliño-Freistoß klärte Timo Horn per Fußabwehr, zudem vergab Kluivert zwei gute Gelegenheiten in der Nachspielzeit. Der Ausgleich fiel allerdings nicht mehr, sodass die Gastgeber einen umjubelten Sieg feiern konnten. Spieler des Spiels war natürlich Doppeltorschütze Jonas Hector, der neben seiner Abschlussstärke auch in der Luft enorm präsent war und 13 Duelle gewann, einige sogar gegen Upamecano. Auffällig auch: Die Kölner Bank feierte gelungene Szenen mit Applaus und Jubel, auf diese Weise pushte sie die Mannschaft emotional nach vorne.

Mit Rückenwind nach Augsburg

Gerade diese Emotionalität kann für den FC in den verbleibenden vier Spielen viel beitragen, geht es doch gegen den FC Augsburg am kommenden Freitag wieder um sehr viel. Offenbar braucht die Mannschaft diesen Zuspruch, um sich auch in schwierigen Phasen gegen Widerstände zu wehren und noch ein paar Prozentpunkte mehr herauszukitzeln. Wahr ist aber auch: Arminia Bielefeld hält den Punkteabstand auf den FC durch einen Sieg gegen Schalke. Die unmittelbare Konkurrenz aus Berlin hat noch Spiele in der Hinterhand, dementsprechend angespannt bleibt die Lage am Geißbockheim. Das Auswärtsspiel in Augsburg am Freitag wird ohnehin eine etwas andere Aufgabenstellung bieten, da die Fuggerstädter zwar schon gerettet scheinen, in dieser Saison aber nicht wirklich dafür standen, fußballerische Extraklasse anzubieten. Das ist beim FC ähnlich, die Kölner dürften aber durch den Sieg gegen Leipzig mit Rückenwind nach Augsburg fahren – und dabei können sie sich vielleicht wieder auf Jonas Hector und die Emotionen von außen verlassen.

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