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Lebenswege beim 1. FC Köln: Silvio Pagano – “Ich hätte mehr aus meinem Talent machen können!”

Silvio Pagano in seiner Zeit bei Viktoria Köln Foto: imago/osnapix

Der Pfiff von Schiedsrichter Kevin Domnick durchschnitt die Luft über dem Stadion am Zoo und beendete das Endspiel um den Niederrheinpokal der Saison 2018/19. Der Spieler mit der Rückennummer 30 auf seinem roten Trikot ließ sich auf den Rasen sinken, enttäuscht, erschöpft und ausgelaugt. Die Niederlage war ausgesprochen unglücklich, hatte sein Team, der Regionalligist Wuppertaler SV, dem Drittligisten aus Uerdingen doch einen tollen Kampf geboten und nur denkbar knapp mit 1:2 den Kürzeren gezogen. Und so zollten auch die 10.000 Zuschauer im weiten Rund der ausgezeichneten Leistung und dem unermüdlichen Einsatz des WSV mit langanhaltendem Beifall ihren Respekt.

Silvio Pagano schaute zu den jubelnden Spielern aus der Seidenstadt hinüber, zu Kevin Großkreutz, Dominic Maroh und Assani Lukimya und schüttelte den Kopf. In der Schlussphase hatten sie dem KFC kaum Luft zum Atmen gelassen, aber irgendwie hatte das runde Leder nicht über die Torlinie der Uerdinger gewollt. Dabei war er es gewesen, der die Wuppertaler in der siebten Spielminute mit 1:0 in Führung gebracht hatte. In dem Moment hatte er geglaubt, dass das Märchen wahr werden könnte und er im allerletzten Spiel seiner langen Karriere sein Team zum Pokalsieg schießen könnte. „Es hatte nicht sollen sein”, dachte der dunkelhaarige Akteur und schloss für einige Augenblicke seine Augen.

Silvio Pagano trifft zum 1:0 für den Wuppertaler SV im Pokalfinale gegen KFC Uerdingen | Foto: imago/Revierfoto

Das Ende einer langen Fußballkarriere

Stationen seiner Laufbahn kamen ihm in den Sinn, Menschen, die er auf diesem Weg kennengelernt hatte, Spiele, die er nie vergessen würde. Eine Begegnung gegen Holstein Kiel fiel ihm ein, als er mit der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln nach 0:2-Rückstand noch mit 3:2 gewonnen hatten, obwohl sie nach zwei Platzverweisen nur zu neunt gewesen waren. Er hatte selber zwei Tore zum Sieg beigesteuert und damit im letzten Saisonspiel den Abstieg der FC-Amateure mit verhindert. Oder ein Spiel mit Carl Zeiss Jena in der Saison 2006/07 bei den Münchener Löwen vor 46.000 Zuschauern in der Allianz-Arena, dem Stadion, in dem nur zwei Monate vorher Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 stattgefunden hatten. 13.000 Fans hatten den Zweitligaaufsteiger damals an die Isar begleitet und ihre Mannschaft stimmgewaltig unterstützt.

Das heutige Pokalfinale, da war er sich sicher, würde zu den Begegnungen gehören, die er niemals vergessen würde. Silvio Pagano blickte sich noch einmal um, sah das immer noch volle Stadion, seine Mitspieler, die sich gegenseitig Trost zusprachen, die Betreuer, die er schon so lange kannte, und musste daran denken, dass dies für ihn nun alles vorbei war. Wehmut machte sich in ihm breit, als er langsam aufstand und in die Nordkurve zu den treusten Fans der Wuppertaler ging. Danach schlenderte er hinüber zur Tribüne, wo ihn der Reporter des vereinseigenen Fernsehkanals zu einem Interview erwartete. Sein achtjähriger Neffe Alessandro gesellte sich zu ihnen. Pagano strich ihm über den Kopf und wurde an seine Kindertage erinnert, dachte daran, wie alles begonnen hatte.

Verrückt nach Fußball – die Anfänge in Sonnborn

Geboren wird Silvio Pagano am 12. September 1985 in Haan und wächst im Wuppertaler Ortsteil Sonnborn auf. Von klein auf dreht sich bei ihm alles um das runde Leder. „Ich war verrückt nach Fußball”, erinnert er sich. „Jede freie Minute verbrachte ich damit. Wenn kein Ball da war, nutzte ich andere Gegenstände.“ So halten die Stofftiere seiner Schwester Daniela und zusammengeknüllte Papiertaschentücher als Ballersatz her, der Wäscheständer seiner Mutter dient ihm als Tor.

„Ich war verrückt nach Fußball, jede freie Minute verbrachte ich damit. Wenn kein Ball da war, nutzte ich andere Gegenstände.“

Mit sechs Jahren schließt er sich seinem ersten Verein an, dem SC Sonnborn. Er durchläuft die Jugendmannschaften des Vereins, die Verantwortlichen erkennen das Talent des schwarzhaarigen Offensivakteurs, machen ihm zum Kapitän der jeweiligen Teams. Von der F-Jugend rückt er sofort zur D-Jugend auf und eifert dort seinen Vorbildern nach. Da ist zunächst Alessandro del Piero, der Stürmerstar von Juventus Turin und spätere Rekordtorschütze der Bianconeri.  Später wird Ronaldo Luis Nazaro de Lima zu seinem Idol, der brasilianische Ronaldo, der beim FC Barcelona, bei Inter Mailand und Real Madrid zu der Zeit für Furore sorgt. „Er ist und bleibt für mich der beste Stürmer der Geschichte”, sagt Pagano. „Sein Antritt, die Torgefährlichkeit und seine unglaublichen Dribblings sind für mich bis heute unerreicht.“

Silvio Pagano ganz vorne als Mannschaftskapitän der D-Jugend des SC Sonnborn 1997/98 | Foto: Silvio Pagano

In der eigenen Familie ist es sein zwei Jahre älterer Cousin Angelo La Rosa, mit dem er wetteifert. „Er spielte beim AC Mailand und war eines der hoffnungsvollsten Talente Italiens“, erläutert der ehemalige Sonnborner. „Leider hat es bei ihm nicht zu einer Profikarriere gelangt, mehrere schwere Verletzungen verhinderten dies und auch die ein oder andere Verlockung der Jugend.“

Der Geißbock lockt – der Wechsel zum 1. FC Köln

Zu Beginn des Jahres 1998 nehmen die Sonnborner an einem Hallenturnier von Bayer Wuppertal teil. „Ich sollte eigentlich gar nicht an dem Turnier teilnehmen, unser Trainer wollte mich schonen“, erinnert sich Pagano. Schließlich läuft er doch für sein Team auf und glänzt mit seiner Dynamik, seiner großen Schnelligkeit und seiner vorzüglichen Technik. So nimmt es auch nicht Wunder, dass er den Scouts des 1. FC Köln auffällt und ein Angebot des Klubs erhält. „Ein Traum wurde für mich wahr“, erläutert der Offensivakteur. “Und da mein Vater leidenschaftlicher FC-Fan war, musste ich nicht lange überlegen.“

Mit Poldi und Sinke in der FC-Jugend und Einsätze bei den Amateuren

Vor seinem Wechsel in die Domstadt am Rhein fliegt er mit seinen Eltern nach Italien, um dort einen mehrwöchigen Urlaub zu verbringen. Am Kölner Flughafen sieht er, dass eine Jugendmannschaft des FC gerade eincheckt, um an einem internationalen Turnier in England teilzunehmen. „Ich war beeindruckt, alle Spieler trugen das gleiche Outfit des 1. FC Köln“, erinnert er sich. „Es handelte sich um die A-Jugend und ich erkannte sofort den Torjäger des Teams, Massimo Cannizzaro. Er gehörte zu meinen Idolen, mit seinen Toren und seinem extravaganten Äußeren. Ich ging zu ihm hin, wir unterhielten uns auf Italienisch, der Kontakt mit ihm besteht bis zum heutigen Tage. Massi gehört zu meinen besten Freunden.“

Mit Poldi und Sinke in der Jugend des 1. FC Köln

Am Geißbockheim läuft er in der Saison 1998/99 für die C2 der Kölner auf, Trainer ist Willi Breuer. „Wir hatten eine enorm starke Mannschaft mit Spielern wie Christian Schlösser, Kevin Schöneberg, Rajabu Pamba Müller, Lukas Sinkiewicz und – Lukas Podolski”, erinnert sich Pagano. „Das war eine unheimlich schöne Zeit in der Jugend des FC. Schlösser, Sinkiewicz, Podolski und ich bildeten ein Quartett, das auch bei Trainingslagern und Turnieren immer zusammenhockte und richtig viel Spaß hatte.“

Silvio Pagano (unten Mitte) in der C2 des 1. FC Köln Saison 1998/99. Oben 1. von rechts: Lukas Podolski | Foto: Silvio Pagano

In der darauffolgenden Saison eilt die C1 von Sieg zu Sieg und kristallisiert sich immer mehr zu einem „goldenen“ Jahrgang heraus. Die Saison 2000/2001 verbringt Pagano zusammen mit Podolski, Schlösser und Sinkiewicz in der B2, während Pamba Müller und Schöneberg direkt zur B1 des 1. FC Köln hochrücken. „Im Nachhinein war der Weg über die B2 für uns ein Vorteil”, erläutert er. „Wir wurden dadurch Schritt für Schritt an die Herausforderungen des höheren Jahrgangs herangeführt und konnten uns so entwickeln, dass wir den Entwicklungsvorsprung von Kevin und Rajabu reduzieren konnten.“

Die B1 der Geißböcke wird in der Folgesaison unter Trainer Raimunt Zieler Westdeutscher Vizemeister und nimmt an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft teil, wo der VfB Stuttgart auf die Kölner wartet. Die Schwaben erweisen sich in Hin- und Rückspiel als zu stark, ihr Mittelstürmer Mario Gomez erzielt dabei im Franz-Kremer-Stadion einen Hattrick beim 3:2-Auswärtssieg des VfB. Außerhalb des Fußballplatzes erweist sich das Jahr 2002 für Silvio Pagano als erfolgreich, er erhält in Wuppertal seinen Realschulabschluss.

Im Fokus der Profi-Abteilung

In der Saison 2002/03 rückt er zur U19 des 1. FC Köln auf, die von Thomas Schumacher trainiert wird. Hier trifft der schnelle Rechtsaußen auf viele Mitspieler, die er seit C-Jugend-Zeiten kennt. Neu hinzu kommt Enis Alushi, den es von den Sportfreunden Siegen an den Rhein zieht. Pagano spielt gut – so gut, dass der DFB ihn zu einem Lehrgang der U19-Nationalmannschaft einlädt. „Ich habe die Einladung des DFB nicht angenommen, was im Nachhinein ein großer Fehler war“, gibt Pagano zu. „Der Grund war, dass ich darauf wartete, in die italienische U19-Nationalelf berufen zu werden, aber das sollte nie passieren!“

„Ich habe die Einladung des DFB nicht angenommen, was im Nachhinein ein großer Fehler war. Der Grund war, dass ich darauf wartete, in die italienische U19-Nationalelf berufen zu werden, aber das sollte nie passieren!“

In der darauffolgenden Saison übernimmt Frank Schaefer das Training der U19, die mit Thomas Kessler und Sebastian Zinke wertvolle Verstärkung erhält. Die guten Leistungen des ehemaligen Sonnborners bleiben auch den Verantwortlichen des FC nicht verborgen. So finden sich Trainer Marcel Koller und Manager Andreas Rettig im November 2003 beim Training der A-Jugend ein, um die dortigen Talente um Lukas Podolski zu beobachten. Der frühere Bergheimer macht wenig später sein erstes von 169 Bundesligaspielen für die Geißböcke und erhält im Nu den Spitznamen „Prinz Poldi“.

Silvio Pagano mit U19-Trainer Frank Schaefer Saison 2003/04 | Foto: imago/Eduard Bopp

In der Winterpause nimmt Pagano zusammen mit Sinkiewicz und Schlösser am Trainingslager der FC-Amateure teil und bestreitet in der zweiten Saisonhälfte sechs Spiele für die „Zwote“, in denen er zwei Tore erzielt. Auch in der U19 erweist er sich als treffsicher und trifft am 7. März 2004 beim 7:0-Auswärtssieg bei der A-Jugend von Fortuna Düsseldorf vier Mal ins gegnerische Gehäuse. Kurz darauf wird er mit Lukas Sinkiewicz und Enis Alushi zum Training mit den Profis hochgeholt. In den Übungseinheiten merkt er schnell, welch rauer Wind bei der ersten Mannschaft herrscht. „Wir wurden von den Stammspielern nicht gerade mit offenen Armen empfangen“, erinnert sich Pagano. „Sie waren die Platzhirsche und verteidigten ihr Revier, wenn nötig mit Klauen und mit Zähnen.“

Wechsel in die 2. Liga, ein geplatzter Transfer und ein Vertrag, der verspätet beim Verband eintrifft

Der Verein honoriert die guten Leistungen des schnellen Angreifers mit einem Dreijahresvertrag für die „Zwote“ des Vereins. Mit großem Elan geht Pagano seine erste Saison bei den Senioren an, in der er unter Trainer Christoph John in der Regionalliga Nord aufläuft und auf Mitspieler wie Marius Laux, Alaattin Tosun, Giovanni Federico und Daniel Chitsulo trifft. Doch nach wenigen Spielen ist der ganze Schwung erst einmal dahin, als er sich einen Wadenbeinbruch und einen Riss der Syndesmose zuzieht und für mehrere Monate ausfällt.

Verbissen kämpft er sich nach der Rekonvaleszenz wieder heran und bestreitet in der Rückrunde noch einige Spiele für die „Amas“, in denen ihm zwei Treffer gelingen. Huub Stevens hat mittlerweile das Traineramt übernommen und verfolgt die Mission „Wiederaufstieg“ mit der ihm eigenen Verbissenheit. Er vertraut dabei den gestandenen Profis, die er um die Youngster Podolski und Sinkiewicz ergänzt. Pagano muss sich mit den anderen Talenten mit dem Fördertraining begnügen, das Co-Trainer Jos Luhukay leitet, gleichzeitig besteht er die Prüfungen zum Fachabitur an der Fachoberschule Wuppertal.

Silvio Pagano und Giovanni Federico nach dem Sieg gegen Holstein Kiel Saison 2004/05 | Foto: imago/Eduard Bopp

Der 1. FC Köln kehrt in das Oberhaus des deutschen Fußballs zurück, Uwe Rapolder löst den „Knurrer aus Kerkrade“ als Trainer ab. Sein Fokus liegt nicht nur auf den Profis, sondern auch auf den hoffnungsvollen Nachwuchsspielern des Vereins. So nimmt Pagano einige Male am Training der Profis teil, zu Einsätzen kommt er jedoch nicht. Dies ist sicherlich zu einem Teil der sportlichen Krise geschuldet, die den FC nach gutem Start heimsucht und die noch vor der Winterpause zur Entlassung Rapolders führt. Pagano denkt jedoch auch an seine berufliche Zukunft, als er im gleichen Jahr das Studium des Sportmanagements an der IST Düsseldorf aufnimmt und es drei Jahre später erfolgreich abschließt.

Wechselgedanken – der Transfer in die 2. Liga zu Carl Zeiss Jena

Sportlich läuft es für die „Zwote“ des 1. FC Köln in der Saison 2005/06 nicht richtig rund. Zwar bestreitet der schnelle Rechtsaußen 24 Spiele in der Regionalliga Nord, aber auch die vier Tore, die er dabei erzielt, können den Abstieg in die Oberliga Nordrhein nicht verhindern. Pagano hat noch ein Jahr Vertrag bei den Kölnern, möchte sich jedoch verändern. Der SC Paderborn in personam Trainer Jos Luhukay zeigt großes Interesse, wird aber durch eine hohe Transfersumme abgeschreckt, die Michael Meier, der neue Manager der Kölner, aufruft, sehr zum Bedauern von Silvio Pagano.

„Ich wäre sehr gerne nach Paderborn zu Trainer Jos Luhukay gewechselt“, erläutert er. „Er kannte mich aus Köln, schätzte meine Qualitäten. Wer weiß, wie meine Karriere nach einem Wechsel zu ihm verlaufen wäre, Einsätze in der 1. und 2. Liga wären gewiss im Bereich des Möglichen gewesen. Luhukay hatte die Angewohnheit, Spieler, von deren Qualität er überzeugt war, zu den Vereinen mitzunehmen, die er trainierte. Marcel Ndjeng, den Luhukay auch noch vom FC kannte, ist solch ein Beispiel. Luhukay holte ihn nach Paderborn und später auch zu seinen weiteren Stationen als Trainer in Augsburg, Mönchengladbach und Hertha BSC.“

„Ich wäre sehr gerne nach Paderborn zu Trainer Jos Luhukay gewechselt. Er kannte mich aus Köln, schätzte meine Qualitäten. Wer weiß, wie meine Karriere nach einem Wechsel zu ihm verlaufen wäre.”

Angebote der Drittligisten Fortuna Düsseldorf und Wuppertaler SV lehnt er ab, auch Osnabrücks Trainer Pele Wollitz kann den schnellen Außenstürmer nicht zu einem Wechsel überreden. Silvio Pagano will unbedingt in die 2. Liga, koste es, was es wolle. Und dann traf ich die Entscheidung, zu Carl Zeiss Jena zu gehen“, erzählt er. „Der Verein war gerade in die 2. Liga aufgestiegen und benötigte Verstärkung für seine Offensive.“ Der Klub ist ziemlich knapp bei Kasse und nutzt einen Trick, um die Zahlung einer Transferentschädigung an den 1. FC Köln zu umgehen: Man gibt Pagano einen Amateurvertrag.

Unter Trainer Heiko Weber trifft er auf Mitspieler wie Sercan Güvenisik, Thorsten Ziegner und Mark Zimmermann, den heutigen Trainer der U21 des 1. FC Köln. Und auf ein Publikum, das Importen aus dem Fußball-Westen eher kritisch gegenüber eingestellt ist. „Ich merkte recht schnell, dass ich im Klub kein Standing hatte“, erläutert der ehemalige FC-Spieler. “Ich erinnere mich an eine Teambesprechung nach einem Ost-Derby gegen Erzgebirge Aue, das wir mit mir auf Rechtsaußen 1:5 verloren hatten. Trainer Heiko Weber sagte uns, dass er im nächsten Spiel gegen den SC Freiburg derselben Elf die Gelegenheit zur Wiedergutmachung für die Derbyschlappe geben wollte. Auf dem Platz standen dann auch zehn der elf Spieler von der Begegnung gegen Aue. Der Einzige, der fehlte, war ich!“

Silvio Pagano im Trikot von Carl Zeiß Jena Saison 2006/07 Foto: imago/Bild13

Die Hinrunde verläuft für den Verein aus der Universitätsstadt an der Saale sehr mäßig und so will man sich in der Winterpause von einigen Spielern trennen – auch um sich finanziellen Freiraum für dringend benötigte Verstärkungen zu verschaffen.  „Da ich keinen Stammplatz hatte und lediglich über einen Amateurvertrag verfügte, war ich einer der ersten, die den Laufpass bekamen“, erinnert sich Pagano.

Ein verlorenes Jahr – ein geplatzter Transfer und eine fehlende Spielerlaubnis

Die Suche nach einem neuen Verein gestaltet sich schwierig. Erst gut eine Woche vor dem Ende der Transferperiode meldet der Wuppertaler SV sein Interesse an. Man vereinbart, den früheren Sonnborner mit ins Trainingslager zu nehmen, um den Transfer dort zu finalisieren. „Dann wurde es richtig schräg“, erzählt Pagano. „Ich flog mit ins Trainingslager, wo ich am 28. Januar, mithin drei Tage vor Ende der Transferperiode, mitgeteilt bekam, dass der Verein Abstand von einem Transfer nahm.“

Silvio Pagano fliegt nach Deutschland zurück, wütend, enttäuscht und voller Zukunftsängste. Da meldet sich der Oberligist SSVg Velbert einen Tag vor Transferschluss bei ihm. Man vereinbart für den nächsten Tag ein Treffen in der Autobahnraststätte Ohligser Heide, wo Pagano einen Vertrag bis zum 30. Juni 2007 unterschreibt. „Anstatt den Vertrag per Eilbote beim Westdeutschen Fußballverband abzugeben, schickte der Verein ihn mit der Post, was zur Folge hatte, dass die Unterlagen nicht mehr fristgerecht dort eintrafen“, sagt er und unterlegt seine Worte auch nach all diesen Jahren mit einem verständnislosen Kopfschütteln. „So habe ich kein einziges Spiel für die Velberter bestritten und lediglich bei ihnen trainiert – volle sechs Monate lang.“

Wechselhafte Zeiten in Verl und bei Rot-Weiss Essen

Die SSVg Velbert will die Verweigerung der Spielberechtigung für Pagano nicht unwidersprochen hinnehmen und beantragt eine Anhörung vor der Spruchkammer des Verbands. Begleitet wird der ehemalige FC’ler von Mario Ermisch, dem Rechtsbeistand der Velberter. „Vor der Verhandlung fragte ich den Rechtsanwalt nach meinen Chancen“, erinnert er sich. „Er entgegnete mir, dass ich wohl keine Chance habe. Er beruhigte mich jedoch, indem er mir vorschlug, ich solle im Sommer zu ihnen kommen.“

Zu ihnen? Was bedeutet „zu ihnen“? Pagano ist verwirrt. „Es stellte sich heraus, dass Mario Ermisch nicht nur Rechtsanwalt und Rechtsbeistand der SSVg Velbert, sondern auch Trainer des SC Verl war, zu der Zeit Spitzenreiter der Oberliga Westfalen.“ Der schnelle Außenstürmer trainiert das halbe Jahr in Velbert und wechselt dann im Sommer 2007 zum SC Verl, inzwischen Aufsteiger in die Regionalliga Nord.

Wechselhafte Zeiten in Verl und bei Rot-Weiss Essen

Dort trifft er neben Trainer Mario Ermisch auch auf Mitspieler wie Benjamin Finke, Alexander Ende und Christian Knappmann. Doch die Verler tun sich sehr schwer. „Die Liga war bombig besetzt, dort spielten Vereine wie Fortuna Düsseldorf, Union Berlin, Dynamo Dresden, Rot-Weiss Essen und der VfB Lübeck”, erläutert er. „Da hatten wir bei allem Einsatz und aller Kampfbereitschaft keine Chance“, betont Pagano.  Die Mannschaft landet auf Tabellenplatz 18 und steigt ab.

Silvio Pagano bleibt diesmal im Westen und geht zu Rot-Weiss Essen, wo er einen Zweijahresvertrag erhält. Die Mannen von der Hafenstraße haben die Qualifikation für die neugegründete 3. Liga nicht geschafft und müssen nun in der Regionalliga West antreten. Klares Ziel für Trainer Michael Kulm und Manager Thomas Strunz ist der sofortige Aufstieg. Die Erwartungen der Essener Fans sind riesig, die Qualität der Mannschaft scheint dieses Anspruchsdenken jedoch auch zu rechtfertigen. So findet man neben Pagano Spieler wie Sascha Mölders, Markus Kurth, Mike Wunderlich, Michael und Stefan Lorenz sowie Markus Neumayr im Team. Die Hinrunde scheint die Hoffnungen auf bessere Zeiten zu bestätigen, souverän marschiert Kulms Elf bis zur Winterpause durch die 4. Liga.

Silvio Pagano und Leonardo Dede im DFB-Pokalspiel Rot-Weiß Essen gegen den BVB Saison 2008/09 | Foto: imago/Team 2

Doch mit Beginn der Rückrunde werden die Leistungen schwächer, die Siege seltener. Die Mission Aufstieg droht zu scheitern, die Fans beginnen zu murren. Michael Kulm wird zunächst durch Ernst Middendorp ersetzt, den schließlich Manager Thomas Strunz auf dem Trainerstuhl ablöst. Doch auch der 42-fache deutsche Nationalspieler kann das Ruder nicht mehr herumreißen, die Essener landen zum Saisonende auf einem enttäuschenden neunten Tabellenplatz.

Umschulung zum Außenverteidiger

Manager Strunz ist mit seinen Leistungen zufrieden, doch die Fans suchen Sündenböcke für das miserable Abschneiden ihres Teams und fokussieren ihre Kritik neben den jeweiligen Trainern unter anderem auch auf Silvio Pagano. „In der Hinrunde war noch alles bestens“, erinnert sich der frühere Kölner. „Aber in der Rückrunde durchlief ich ein Leistungstief, das die Fans zum Anlass sahen, ihren Missmut auf mich zu konzentrieren.“ Nach Saisonende eröffnet ihm die Vereinsführung, dass man trotz laufenden Vertrags nicht mehr mit ihm plane.

„Strunz beeindruckte vor allem meine Schnelligkeit. Mit meiner Geschwindigkeit hätte er nicht nur 42, sondern über 100 Länderspiele bestritten.“

Dabei hält Thomas Strunz nach wie vor große Stücke auf Silvio Pagano, der inzwischen von der offensiven auf die defensive Außenposition zurückgerückt ist. „Strunz beeindruckte vor allem meine Schnelligkeit“, berichtet der zum rechten Verteidiger umgeschulte frühere Außenstürmer. „Mit meiner Geschwindigkeit, so Strunz, hätte er nicht nur 42, sondern über 100 Länderspiele bestritten.“

Hartes Training in Lotte, Rückkehr zum WSV und eine gute Zeit bei Fortuna Köln

Trotz alledem, der Vertrag wird aufgelöst. Die Fürsprache von Manager Strunz läuft ins Leere, seine Position im Verein ist wohl auch durch die enttäuschenden Ergebnisse der vergangenen Saison geschwächt.  Silvio Pagano bleibt jedoch nicht lange ohne Verein, die Sportfreunde Lotte nehmen ihn für die Spielzeit 2009/10 unter Vertrag. Hier trifft der frühere Essener auf Trainer Maik Walpurgis und lernt dessen Trainingsmethoden kennen. „Ich muss eines vorausschicken“, sagte er. „Man merkte sehr schnell, dass Walpurgis richtig Ahnung vom Fußball hatte. Sein Training jedoch war knochenhart, ja fast brutal. Mir hat nie vorher und auch nie danach jeder einzelne Muskel in meinem Körper so weh getan, wie nach den Trainingseinheiten mit ihm!“

Die Mannschaft ist mit Spielern wie Michael Kügler, Benjamin Wingerter, Timo Kunert, Marcus Fischer und Alexander Thamm stark besetzt und schließt die Saison auf dem zweiten Tabellenplatz ab, das harte Training hat sich zumindest ergebnistechnisch ausgezahlt. Neben den vielen Siegen erinnert sich Silvio Pagano auch an die langen Autofahrten von Wuppertal nach Lotte und wieder zurück. „Ich hatte damals einen Siebensitzer und fuhr mit Wingerter, Kunert und Thamm jeden Tag drei Stunden zum Training bei Maik Walpurgis, eineinhalb Stunden hin und eineinhalb Stunden zurück. Auf der Hinfahrt kamen wir jedes Mal in einen Stau, bei dem ich die anderen Jungs fragte, ob ich umdrehen und wieder nach Hause fahren sollte. Wenn wir uns heute treffen, lachen wir immer noch herzhaft darüber.“

Silvio Pagano im Einsatz für die SF Lotte Foto: imago/Dünhölter SportPresseFoto

Auch schmerzhafte Erinnerungen verbindet er mit der Zeit im Tecklenburger Land. „In der Rückrunde hatte ich arge Leistenprobleme”, erinnert er sich. „Ich habe lange mit Schmerzmitteln gespielt. Irgendwann ging das aber nicht mehr und ich sagte dem Trainer, dass ich mich operieren lassen müsste. Er war nicht sehr erbaut davon, ich aber fuhr nach München zu Frau Dr. Muschaweck und habe nach der OP nie wieder Leistenbeschwerden gehabt.“

Die Rückkehr in die Heimat zum Wuppertaler SV

Der Wuppertaler SV meldet sich erneut bei ihm durch Trainer Michael Dämgen. Pagano berichtet ihm von seiner OP und den notwendigen Reha-Maßnahmen, die noch nicht ganz abgeschlossen sind. „Dämgen sagte mir, dass er mich auf jeden Fall für den WSV verpflichten werde, ich mir aber alle Zeit nehmen solle, bis ich wieder zu 100 Prozent fit bin.“ Er bekommt einen Einjahresvertrag und steigt nach sechs Wochen ins Training ein. Die Geduld des Trainers zahlt sich aus, der frühere Kölner spielt seine bis dahin beste Saison im Seniorenfußball und kommt auf acht Tore und acht Assists. „Ich war zum ersten Mal seit langer Zeit ohne Schmerzen, hatte wieder richtig Spaß am Fußballspielen und fühlte mich sehr wohl”, so Pagano. Dazu trägt auch bei, dass er bei dem Verein aus dem Bergischen Land mit Sebastian Zinke auf einen langjährigen Freund und alten Weggefährten und mit Jerome Assauer auf einen weiteren ehemaligen FC’ler trifft.

Silvio Pagano im Spiel gegen die U23 des BVB  Foto: imago/Otto Krschak

So wäre Pagano damals auch gerne länger beim WSV geblieben, doch im Verein macht sich – wie so oft – Unruhe breit, die schließlich Trainer Michael Dämgen dazu bewegt, den Verein zu verlassen. Auch Pagano verlässt den Klub, muss jedoch nicht lange auf ein attraktives Angebot warten. Ligakonkurrent Fortuna Köln zeigt großes Interesse an einer Verpflichtung. Pagano unterschreibt einen Zweijahresvertrag bei dem Verein aus der Kölner Südstadt und erlebt dort zwei fantastische Jahre.

Erfolgreiche Zeiten bei Fortuna Köln

Wie schon in Wuppertal vorher wird er wieder auf Rechtsaußen eingesetzt und erzielt in der Saison 2011/12 nicht weniger als 16 Tore und 6 Assists. Trainer Uwe Koschinat formt aus Pagano und Spielern wie Dieter Paucken, Lukas Nottbeck, Hamdi Dahmani, Fabian Montabell, Andy Habel. Massimo Cannizzaro und Michael Lejan ein schlagkräftiges Team, das in der Regionalliga West eine gute Rolle spielt und für die kommende Spielzeit einiges verspricht.

Massimo Cannizzaro und Silvio Pagano zum Saisonbeginn 2012/13 Foto: imago/Otto Krschak

Und tatsächlich, die Südstädter belegen in der Saison 2012/13 den zweiten Tabellenplatz hinter dem Meister aus Lotte und gewinnen den Mittelrheinpokal gegen Alemannia Aachen. Paganos Vertrag läuft aus, trotz seiner ausgezeichneten Leistungen bietet die Fortuna ihm nur einen Einjahresvertrag an. Zudem gibt es Unruhe im Verein, Geschäftsführer Michael W. Schwetje will zunächst das Handtuch werfen, hängt dann jedoch ein weiteres Jahr an.

Viktoria und Wollitz locken, erste Schritte im Berufsleben, Wechsel nach Uerdingen und Karriereende beim WSV

„Zu der Zeit bekam ich von der Kölner Viktoria einen Zweijahresvertrag angeboten“, erinnert sich Pagano. „Deren Trainer war damals Pele Wollitz, unter dem ich unbedingt ‘mal trainieren wollte. Da konnte ich nicht Nein sagen.“ Der charismatische Coach hatte ihm telefonisch auf seine ihm eigene Art seine Wertschätzung verdeutlicht. „Wollitz sagte mir, er wolle mich unbedingt haben, ich solle meinen Hintern hin zur Viktoria bewegen“, schmunzelt der ehemalige Fortune noch heute.

„Wollitz sagte mir, er wolle mich unbedingt haben, ich solle meinen Hintern hin zur Viktoria bewegen.“

Bei den Rechtsrheinischen trifft er unter anderem wieder auf Christian Schlösser, einen seiner Freunde aus Jugendtagen. Das Team erreicht in der Saison 2013/14 einen respektablen vierten Platz in der Regionalliga West und peilt für die kommende Spielzeit den Aufstieg an. Die Neuzugänge Jerome Assauer, Gaetano Manno und Fatih Candan stoßen zu dem starken Stamm und sorgen dafür, dass sich die Viktoria in der Spitzengruppe der Tabelle wiederfindet.

Silvip Pagano in seiner Zeit bei Viktoria Köln Foto: imago/Werner Otto

Doch im Spätherbst 2014 werden die Siege weniger und nach einer 1:2-Niederlage bei der U23 von Borussia Mönchengladbach muss Trainer Pele Wollitz seinen Hut nehmen. Tomasz Kaczmarek tritt seine Nachfolge an, verfehlt jedoch mit dem dritten Tabellenplatz ebenfalls das Ziel Aufstieg. Am Ende der Saison steht Silvio Pagano kurz vor seinem 30. Lebensjahr – und macht sich Gedanken über seine Zukunft. Zwar hat er 2011 die Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann erfolgreich abgeschlossen, in dem Beruf jedoch noch nicht gearbeitet. „Bis dahin hatte ich mein Geld ausschließlich mit Fußballspielen verdient“, erläutert er. „Das würde in zwei, drei Jahren aufhören, deshalb musste ich nun überlegen, wie es nach meinem Karriereende weitergehen könnte.“

Das Berufsleben rückt in den Fokus – der Wechsel nach Uerdingen

Da kommt der ehemalige Präsident des Wuppertaler SV, Friedhelm Runge, zur Hilfe. Runge besitzt mit seiner Firma EMKA den Weltmarktführer für Beschlagteile und schlägt dem ehemaligen FC’ler vor, eine Tätigkeit in seinem Unternehmen zu übernehmen, die zur Übernahme der Italien-Vertretung von EMKA führen soll. Der Unternehmer macht jedoch zur Bedingung, dass Pagano in die Oberliga geht, um berufliche und sportliche Belastung unter einen Hut zu bekommen.

Silvio Pagano als Mannschaftskapitän des KFC Uerdingen | Foto: imago/Otto Krschak

So schließt sich der torgefährliche Rechtsaußen der KFC Uerdingen an, die in der Oberliga Niederrhein beheimatet ist. Dort trifft er auf Mitspieler wie Timo Achenbach, Daniel Schwabke – und Mo Idrissou. Pagano trägt mit seinen sieben Toren und elf Assists wesentlich dazu bei, dass die Seidenstädter auf dem zweiten Tabellenplatz landen, damit jedoch den angestrebten Aufstieg knapp verpassen.

Zurück zum WSV und berufliche Umorientierung

Mittlerweile hat Pagano eingesehen, dass die Tätigkeit im Unternehmen von Friedhelm Runge nicht das ist, was er sich von seiner beruflichen Zukunft verspricht und kündigt. Er hat geheiratet und lebt mit seiner Ehefrau sowie seiner zweijährigen Tochter in seinem Haus in Wuppertal. Da bietet sich die Rückkehr zum WSV förmlich an. Von der Saison 2016/17 an verbringt er die nächsten vier Jahre bei dem Verein aus dem Bergischen Land. Unter Trainern wie Stefan Vollmerhausen und Christian Britscho rückt er wieder auf die Position des rechten Verteidigers und übernimmt zeitweise auch die Kapitänsbinde.

Silvio Pagano im letzten Spiel seiner Laufbahn gegen Alemannia Aachen Foto: imago/foto2press

Seinen Plan, mit dem Niederrheinpokalfinale gegen Uerdingen 2019 seine Laufbahn zu beenden, verwirft er, als er im Spätsommer dieses Jahres merkt, dass es immer noch in den Füßen kribbelt. So vereinbart er mit Karsten Hutwelker, der inzwischen den WSV trainiert, dass er, zwar mit reduziertem Training, gleichwohl der Mannschaft noch eine Zeitlang zur Verfügung steht. Am 7. Dezember 2019 streift er schließlich zum endgültig letzten Mal das Trikot des WSV über und trägt mit seinem Treffer zum 2:1-Sieg des WSV auf dem Aachener Tivoli bei, bevor er die Fußballschuhe an den sprichwörtlichen Nagel hängt.

Engagierter Betreiber zweier Eiscafés und kein Blick zurück im Zorn

Körperlich ist er noch fit, aber die Anforderungen des Berufs lassen sich nicht mehr mit Training und Wettkampf vereinbaren. Er hat 2016 eine Idee für seine berufliche Zukunft entwickelt, die sich als goldrichtig erweisen sollte. Am 1. September 2016 eröffnet er zusammen mit Giuseppe Scolaro, seinem besten Freund, das Eiscafé „La Luna“ im Ruhrpark in Bochum. In der Folgezeit brummt das Geschäft – bis zum Beginn der Corona-Pandemie. An schönen Sommertagen kümmern sich nicht weniger als 15 Mitarbeiter um das leibliche Wohl der Gäste.

Silvio Pagano heute | Foto: Silvio Pagano

„Ich habe mir nicht vorgestellt, dass dies so viel Arbeit sein könnte“, gesteht er. „Auf der anderen Seite ist es für mich auch eine gute Erfahrung zu sehen, dass ich so konsequent und hart arbeiten kann. An sechs Tagen in der Woche bin ich täglich zehn bis zwölf Stunden im Geschäft.“ Sein Arbeitspensum ist durch die Eröffnung eines zweiten Eiscafés in Velbert noch einmal größer geworden. „Es macht mir aber auch unheimlich viel Spaß, die beiden Geschäfte zu führen“, sagt er. „Und das soll man doch von seinem Beruf sagen können, dass er einem Freude bereitet!“

Kein Blick zurück im Zorn

Ich frage ihn nach der Bilanz seiner Laufbahn als Fußballer. „Insgesamt gibt es viele Positiva. Ich habe vom Fußballspielen gut leben und darüber hinaus auch einiges an Ersparnissen aufbauen können. Ich habe viele Menschen kennengelernt, tolle Trainer wie Michael Dämgen und Uwe Koschinat, aber auch Mitspieler, die Freunde fürs Leben wurden. Ich denke da an Hamdi Dahmani, der jetzt für die Alemannia in Aachen seine Tore schießt, Sebastian Zinke und Massimo Cannizzaro“, sagt er und hält einen Moment inne.

“Ich habe viele Menschen kennengelernt, tolle Trainer wie Michael Dämgen und Uwe Koschinat, aber auch Mitspieler, die Freunde fürs Leben wurden.”

„Natürlich gab es auch dunkle Tage, wie die Odyssee der Saison 2006/07 oder die schweren Verletzungen. Gerade in diesen Zeiten konnte ich mich auf meine Familie verlassen, auf meine Eltern und meine Schwester Daniela. Wenn ich allein daran denke, wie mein Vater in der Zeit, als ich noch Nachwuchsspieler war, seine Wochenenden stets danach ausrichtete, wo ich das nächste Spiel zu bestreiten hatte und unzählige Kilometer als Fahrdienst abgespult hat.“

Er überlegt einige Augenblicke lang. „Manchmal denke ich auch daran, dass ich aus meinem Talent mehr hätte machen können. Spiele in der 2. und sogar in der Bundesliga wären für mich möglich gewesen. So ist es bei den sechs Zweitligapartien für Jena geblieben.“ Nachdenklich schaut er auf seine Hände, dann sagt er. „Aber ich habe meinen Frieden damit gemacht, die schönen Erinnerungen an meine Fußballzeit überwiegen.“

Silvio Pagano im Training mit den Profis des 1. FC Köln Saison 2005/06 Foto: imago/Eduard Bopp

Hat er noch Verbindungen zum FC? „Nein, von den handelnden Personen dort kenne ich niemanden mehr“, antwortet er. „Aber am Wochenende, wenn die Bundesliga läuft, frage ich immer zuerst, wie der FC gespielt hat. In den acht Jahren, die ich dort gespielt habe, ist mir der Verein schon ans Herz gewachsen. Die Zeit in der FC-Jugend war wunderschön, auch für die Zwote habe ich gerne gespielt und sogar gemeinsam mit den Profis trainiert.“

Unser Gespräch neigt sich dem Ende zu, wir haben es pandemiebedingt via FaceTime geführt. Wir reden noch etwas über den FC, den heutigen Fußball und über Gott und die Welt. Bevor wir die Internetverbindung trennen, sehe ich noch, dass ein entspanntes Lächeln über sein Gesicht huscht. Der Eindruck drängt sich auf, dass da jemand sitzt, der in sich ruht und seine Mitte im Leben gefunden hat. Dann schalte ich den Bildschirm aus.

Alle “Lebenswege”-Artikel in der Übersicht

Alle “Lebenswege” in der Übersicht:

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf „Joschi“ Chang, ein Mitglied der Kölner B-Jugend-Mannschaft von 1990, die damals Deutscher Meister wurde.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Massimo Cannizzaro, der, einst ein großes Talent, auch die negativen Seiten des Geschäfts kennenlernte.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Stefan Oventrop, der die Schuhe noch nicht an den Nagel gehangen, aber beruflich einen äußerst interessanten Weg eingeschlagen hat.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Frank Ploeger, dessen Traum von einer Profikarriere früh platzte – etwas aus sich gemacht hat er trotzdem.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Gregor Kapitza, in dessen Leben Fußball eine große Rolle spielt – und der immer noch Verbindungen zum Geißbockheim hat.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Hermann Knöppel, der 17 Jahre lang und in etwa 500 Spielen für den 1. FC Köln aktiv war.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Rocco Kühn, der 1993 von Frank Schaefer aus Dresden zum Nachwuchs der Geißböcke geholt wurde und zu den größten Nachwuchshoffnungen gehörte.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Thomas Olschewski, der als erfolgreicher Finanzberater dem Fußball immer noch eng verbunden ist.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Sebastian Zinke, der unter anderem in der Jugend des FC ausgebildet wurde und später zum Aufstiegshelden der Fortuna avancierte.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Michael Loch, der nach seinem Ende bei den “Geißböcken” sein Glück im Berufsleben fand und dem FC als Fan noch verbunden ist.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Jörg Gerlach, der einst Horst Heldt vorgezogen wurde und von der Bundesliga bis zur Kreisliga D alles spielte.

Im Lebenswege-Spezial interviewt effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs diesmal keinen ehemaligen Jugendspieler des 1. FC Köln, sondern den ehemaligen FC-Scout Ralf Maes, der unter anderem Bodo Illgner und Thomas Häßler ans Geißbockheim holte.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Jerome Assauer, dessen Karriere nicht den erhofften Verlauf nahm, aber der 2018 Weltmeister im Kleinfeldfußball wurde.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Dennis Kings, der auch aufgrund eines schicksalhaften Zweikampfs statt großer Fußballkarriere sein Glück als Firmeninhaber fand.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Dano Himmelrath, der als Torwart einst in der A-Jugend aussortiert wurde, aber auf eine erfüllte Karriere zurückblickt.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Daniel Chitsulo, der aus Malawi den Sprung ins Rheinland wagte und hier neben privatem Glück auch Marco Reus als Freund fand.

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