Beim 1. FC Köln ist die Sommerpause nun endgültig Geschichte: Am Dienstag stieg das Gros der effzeh-Profis mit diversen Leistungstests in die Vorbereitung auf die anstehende Saison ein. Viel Arbeit liegt in den kommenden Wochen vor den „Geißböcken“, bevor die Rückkehr in die Bundesliga Mitte August mit dem Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg erfolgt. Zwei Trainingslager und zahlreiche Testspiele bestreitet die Mannschaft des neuen Trainers Achim Beierlorzer bis dahin – ein ordentliches Programm gilt es für die Spieler um Kapitän Jonas Hector zu bewältigen.
Nach dem ersten lockeren Aufgalopp beim offiziellen Trainingsauftakt am Donnerstag kommt es bereits noch vor dem Wochenende zur ersten kleineren Standortbestimmung für den Aufsteiger: Im Freundschaftsspiel beim Mittelrheinligisten Frechen 20 vor den Toren Kölns startet der effzeh so richtig in die Vorbereitung. Während es für die hochfavorisierten „Geißböcke“ am Freitag im Kurt-Bornhoff-Sportpark natürlich zuvorderst darum geht, nach der Sommerpause erst einmal in den Rhythmus zu kommen, ist die Partie für den Frechener Traditionsverein aus der 5. Liga Highlight und Herausforderung zugleich.
Über Marco Ban kurzfristig zum Testspiel
„Für uns ist das Spiel von großer sportlicher Bedeutung. Wir werden auch nicht hundertmal durchwechseln, um jeden, der Verdienste um den Verein Frechen 20 hat, zum Einsatz kommen zu lassen. Für uns ist es wichtig, gegen eine derart spielstarke Mannschaft, die uns eigentlich chancenlos daherkommen lässt, ab und zu Druck zu machen – mit Ball und gegen den Ball. Daraus wollen wir die entsprechenden Schlüsse ziehen“, sagt Micha Skorzenski, Trainer der „Zwanziger“, vor dem Kräftemessen mit dem Bundesligisten, das für den Club auf leicht kuriose Weise zustandekam.
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Im Hinblick auf die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen im kommenden Jahr hatten die Frechener unter anderem auch den 1. FC Köln als möglichen Gast auserkoren. Über Marco Ban, der für den Mittelrheinligisten spielt, aber auch gleichzeitig als Analyst für die „Geißböcke“ tätig ist, konnten engere Kontakte geknüpft werden. „Aus den Gesprächen ist dann hervorgegangen, dass eine Partie bei uns im Kurt-Bornhoff-Sportpark bereits dieses Jahr stattfinden könnte“, schildert uns Vereinsvorsitzender Sahin Yildirim. „Also haben wir nun in kürzester Zeit dieses Spiel aus dem Boden gestampft.“
Keine leichte Aufgabe: Statt 400 nun 4.000 Zuschauer in Frechen
Für die Frechener keine leichte Aufgabe, ist es ein Amateurverein doch bei weitem nicht gewohnt, Begegnungen mit knapp 4.000 Zuschauer auszurichten. Im Normalfall spielen die „Zwanziger“ in der Mittelrheinliga auf dem Nebenplatz des Kurt-Bornhoff-Sportparks vor maximal 400 Zuschauern gegen Gegner wie dem FC Hürth, Borussia Freialdenhoven oder Deutz 05. „Organisatorisch ist die Veranstaltung für uns ein Novum, da wir mit solchen Menschenmassen in unserem normalen Ligaalltag nicht zu tun haben“, erklärt Yildirim. „Wir mussten beispielsweise das notwendige Sicherheitskonzept für das Stadion komplett neu schreiben. Glücklicherweise hat es letztlich die Zustimmung durch die Stadtverwaltung gefunden.“
Besonders machte dem Fünftligisten die Parkplatzsituation rund um den Kurt-Bornhoff-Sportpark Sorgen. Die Lage des Stadions in direkter Nähe zu einem Freibad und einem Wohngebiet könnte für Chaos sorgen. „Diese Problematik zu lösen war mit Sicherheit die größte Herausforderung im Vorfeld“, unterstreicht Yildirim, der seit 2009 bei den Frechenern ehrenamtlich tätig ist. Um Abhilfe zu leisten, springen die anliegenden Quarzwerke ein, deren Parkdeck an der Hauptverwaltung bei den Spielen zur Nutzung bereitsteht und 90 Fahrzeugen Platz bietet.* Auch der 1. FC Köln hat Unterstützung signalisiert: Damit die Profis im Frechener Stadion perfekte Bedingungen vorfinden, ist der Greenkeeper der „Geißböcke“ für die Bereitstellung des Rasenplatzes hinzugezogen worden.
Wirtschaftliche Risiko liegt komplett beim Gastgeber
Um auch den Zuschauern vernünftige Verhältnisse bieten zu können, musste der Verein gewaltig in Vorleistung gehen. Die Herausforderung, den 1. FC Köln im eigenen Stadion begrüßen zu dürfen, kann kleinere Clubs mitunter durchaus an die Grenze der Belastbarkeit oder darüber hinaus bringen. Viele Fragen gilt es bei der Veranstaltung zu beachten, wie Yildirim berichtet: „Das fängt bei den DIN-Verordnungen für Versammlungsstätten an. Das heißt zum Beispiel, wie viele Toiletten müssen aufgestellt werden oder wie viele Ordner und Sicherheitskräfte müssen zur Verfügung stehen“, so der Vereinsvorsitzende. „Aber auch eher banal anmutende Dinge wie Grills, Zapfanlagen oder Schankwägen sind in der Dimension für uns Neuland. Das mussten wir alles im Vorfeld organisieren und beschaffen.“
Das wirtschaftliche Risiko trägt bei der Ausrichtung dieses Testspiels ganz allein Frechen 20 – ein Verein, der sich in den letzten zehn Jahren aus der Kreisliga A zurück in die Mittelrheinliga gearbeitet hat. Und dennoch finanziell nach einigen Turbulenzen in der Vergangenheit sicherlich nicht auf Rosen gebettet ist. eshalb ist die Partie gegen den 1. FC Köln für den Club Highlight und Herausforderung zugleich. Gelingt den Frechenern mit dem Testspiel gegen den Bundesligist ein gelungener Fußballtag, dann könnten die „Zwanziger“ dank satter Einnahmen mit einem gewissen Gewinn rechnen. Insbesondere die Eintrittspreise sind dabei ein wichtiger Faktor für den Verein, auch wenn die Höhe (14 Euro Vollzahler / sieben Euro ermäßigt) sicherlich nicht jedem verständlich erscheint.
Riesige Vorfreude auf dieses “einmalige Ereignis”
Bei Frechen 20 jedenfalls ist die Vorfreude auf das große Event gewaltig: „Wir sind stolz, Frechen und den fußballbegeisterten Menschen in unserer Stadt dieses Testspiel gegen den 1. FC Köln präsentieren zu dürfen“, betont Yildirim trotz all der Anstrengungen, die der Verein dafür unternehmen muss. „Für uns ist es die Belohnung für die Arbeit der letzten zehn Jahre. Für alle ehrenamtlichen Helfer, für den aktuellen Kader , aber auch für unser gesamtes Trainerteam, die meist bereits langjährig bei Frechen 20 verankert sind und den Erfolg der letzten Jahre herbeigeführt haben“, so der 39-Jährige. „Nun freuen wir uns riesig über dieses einmalige Ereignis in der Stadt Frechen auf unserem Vereinsgelände im Kurt-Bornhoff-Sportpark.“
*In einer vorherigen Version des Textes hieß es, dass die Tiefgarage der Quarzwerke zur Verfügung steht. Dazu teilte das Unternehmen mit, dass Gäste auf dem Produktionsgelände landen, wenn sie den Schildern für die Quarzwerke folgen – das ist allerdings gesperrt für Besucher und ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Sofern Fans bei den Quarzwerken parken möchten, ist also die Hauptverwaltung das Ziel.