„Klotzen statt kleckern!“ – So lautete das Motto, mit dem der 1. FC Köln die Kaderplanung des Profiteams der Frauen anging. Teammanagerin Nicole Bender und Trainer Willi Breuer stand eine gewaltige Aufgabe bevor, das Aufstiegsteam der letzten Saison erstligatauglich umzubauen. Während zuletzt der dritte Tabellenplatz (hinter den jeweils zweiten Teams von Bayern und Wolfsburg) zum Aufstieg in die Bundesliga reichte, soll es nun mindestens der zehnte Platz sein – der den Klassenerhalt in der höchsten deutschen Spielklasse sichern würde. Langfristig soll sich das Team in der ersten Liga etablieren. Die Situationen beider FC-Profiteams gleicht sich also.
Gleichzeitig mit dem Abstieg der Männer vor knapp zwei Jahren, der aus Unfähigkeit im Management, persönlichen Befindlichkeiten und schlechter Personalpolitik resultierte, mussten die Frauen mit elf Punkten und einer Torbilanz von 8:78 den bitteren Gang in die 2. Bundesliga antreten. Obwohl Borussia Mönchengladbach diese Bilanz zuletzt mit einem Punkt und 7:110 Toren untertraf, war allen am Geißbockheim klar, dass sich eine solche Saison nicht wiederholen durfte. Der Verein ließ die Frauenabteilung links liegen, was viele Entscheidungsträger im Verein zuletzt monierten. Es sei dem 1. FC Köln unwürdig gewesen, das Frauenteam so abschlachten zu lassen. Und sie ließen den Worten Taten folgen.
Das Budget wurde erhöht, die Qualität auch
Um den Klassenerhalt zu ermöglichen, erhöhte der Verein das Budget der Frauenabteilung nun erheblich. Damit löste effzeh-Geschäftsführer Alexander Wehrle eine Zusage der letzten Monate ein. Ihren Zweck brachte Teammanagerin und Mitgliederrätin Nicole Bender gegenüber effzeh.com bereits vor einigen Monaten gegenüber effzeh.com auf den Punkt: “Die Spielerinnen sollen vom Sport leben können.” Mit dieser Aussicht konnte der effzeh nicht nur die Gehälter derjenigen erhöhen, die bereits unter Vertrag standen, sondern auch diverse Spielerinnen von einem Wechsel nach Köln überzeugen.
“Wir mussten auf jeder Position nachlegen, um eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben.”
“Wir mussten auf jeder Position nachlegen, um eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben” sagt Bender. Zumindest auf dem Papier scheint das gelungen zu sein: Der 1. FC Köln vermeldete acht Neuzugänge – darunter sechs Nationalspielerinnen. “Da sind einige echte Granaten dabei” frohlockt Bender. Wer den Sprung in das erste Team zur neuen Saison nicht schaffte, spielt jetzt für das zweite in der Regionalliga. Lediglich Torhüterin Claudia Hoffmann verließ Köln in Richtung Mönchengladbach. Sonst blieben alle dem effzeh erhalten. Die Neuen haben dagegen zwei Aufgaben: Erstens, sich im Kader gut zu integrieren und zweitens, ihn sportlich aufwerten.
Viele Nationalspielerinnen zog es nach Köln
Dafür holte der effzeh auch eine alte Bekannte zurück. Mit Rachel Rinast kehrt eine Abwehrspielerin zurück, die bereits insgesamt fünf Jahre für die “Geißböcke” aktiv war. Die Schweizer Nationalspielerin betonte gegenüber dem Magazin “FFußball”, wie viel ihr Köln und der FC immer bedeuteten: „Als ich nun zum ersten Mal wieder am Geißbockheim vorgefahren bin, war das ein unbeschreibliches Gefühl. Es war, als würde ich endlich wieder nach Hause kommen.”
Vor allem die Stadt spielte eine wichtige Rolle bei den Transfergesprächen. “Die Lebensqualität Kölns und der Ruf des FC sind sehr gut. Das waren starke Argumente in den Verhandlungen” berichtet Nicole Bender. So auch bei Lucia Ondrusova. Die slowakische Mittelfeldspielerin wollte nach Deutschland ziehen und spielte bereits mit Rinast in Basel zusammen – inzwischen leben sie in einer gemeinsamen Kölner WG.
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In einer solchen leben auch Francesca Calo und Sabrina Horvat. Beide Abwehrspielerinnen kamen vom SV Werder Bremen und integrierten sich schnell. Die menschliche Passung ist Nicole Bender zufolge ohnehin bei allen Neuen hoch. Auch bei den Mittelfeldspielerinnen Sim Seohui und Madeline Gier. Im Angriff verstärken die Irin Amber Barrett, die auf Empfehlung des irischen Nationaltrainers Colin Bell geholt wurde, und Eunice Beckmann das Team. Beckmann errang mit Bayern München zwei Mal den Meistertitel und mit Duisburg einmal den DFB-Pokal.
Kern der Mannschaft bleibt zusammen
Die Neuzugänge sollen den Kern der Aufstiegsmannschaft um Anna Kirschbaum, Peggy Nietgen, Carolin Schraa, Keeperin Pauline Nelles und Shootingstar Yuka Hirano verstärken. Nelles erhält zudem mit der Schweizer Nationaltorhüterin Elvira Herzog Konkurrenz. Dass beide mit 17 und 19 Jahren noch jung sind, stellt laut Nicole Bender kein Problem dar: “Sie strahlen enorme Ruhe und Sicherheit aus. Die Erfahrung brauchen wir vor allem auf dem Feld und wir sind überzeugt, dass wir sie bekommen haben.” Yuka Hiranos Verbleib dürfte am Geißbockheim ebenfalls für Erleichterung gesorgt haben, mit sieben Toren in neun Spielen war sie eine der wichtigsten Spielerinnen im Aufstiegsrennen.
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