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Geißbockheim

Die Frauen des 1. FC Köln vor dem Bundesliga-Start: Über den Klassenerhalt auf Profiniveau

Die FC-Frauen starten mit einem aufgerüsteten Kader in die Bundesligasaison 2019/20. Sie wollen und sollen den Klassenerhalt schaffen. Parallel dazu soll sich die Abteilung professionalisieren und den Frauenfußball in Köln etablieren. Die Voraussetzungen sind da – auch, weil sich im Verein einiges zum Positiven entwickelte.

COLOGNE, GERMANY - MAY 12: Anna Isabelle Linden, Yuka Hirano, and Peggy Nietgen and Anna Kirschbaum of Koeln celebrate their goal during the women's second Bundesliga match between 1.FC Koeln and 1.FC Saarbruecken at Franz-Kremer Stadion on May 12, 2019 in Cologne, Germany. (Photo by Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images)
Foto: Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images

Die entscheidende Frage ist dennoch: Reicht dieser Kader für den Klassenerhalt? Dazu möchte Bender keine Garantie abgeben. Stattdessen sagt sie: “Ich bin mit Prognosen vorsichtig, aber insgesamt zuversichtlich. Wir haben viel Zeit und Geld in den Kader investiert, um die Klasse halten zu können. Der Klassenerhalt ist realistisch.” Wo das Team steht, zeigt sich womöglich schon im ersten Spiel gegen den MSV Duisburg, in dem sie einen Gegner “auf Augenhöhe” erwartet.

Parallel zum Klassenerhalt will die Abteilung zudem professionelle Strukturen schaffen, um den Frauenfußball beim effzeh langfristig auf das Topniveau zu hieven. Deshalb steckten Bender und co. auch nicht das gesamte Budget in Neuverpflichtungen: “Wir konnten 20 unserer Regionalligaspielerinnen Verträge mit der Berufsgenossenschaft geben. Sie erhalten zudem eine Aufwandsentschädigung. Kein anderer Verein in Deutschland stattet sein Regionalligateam finanziell so gut aus.” Zudem schafften sieben Spielerinnen aus der U17 den Sprung in die Regionalliga. Dort sollen sie sich an das höhere Niveau gewöhnen, um später vielleicht ins Profiteam aufzurücken.

Die Professionalität der FC-Frauen steigt, genau wie ihre Bedeutung

Gelingt dem Team der Klassenerhalt, beschleunigt sich die Professionalisierung des Kölner Frauenfußballs enorm. Den Weg dorthin bereiteten die Verantwortlichen im laufenden Sommer: “Zum ersten Mal konnten wir Spielerinnen Zwei- und sogar Dreijahresverträge geben. Wir planen also langfristig, in der Bundesliga zu bleiben” fügt Nicole Bender hinzu. Dazu kommt eine Verzahnung der Anstellungen beim FC: Einige Spielerinnen verstärkten das Social-Media-Team, andere arbeiten im Fanshop.

“Zum ersten Mal konnten wir Spielerinnen Zwei- und sogar Dreijahresverträge geben. Wir planen also langfristig, in der Bundesliga zu bleiben.”

“Das entspricht unserer Wunschvorstellung: Die Spielerinnen neben dem Sport beruflich einzubinden” erklärt Bender. Neben dem sportlichen Erfolg ist aber auch die Wertschätzung der FC-Frauen im Verein eine zwingende Voraussetzung für eine positive Weiterentwicklung. Das Ansehen der Frauenabteilung im Verein steigerte sich im Jahr 2019 enorm. Sie soll kein Accessoire eines Vereins für professionellen Männerfußball mehr sein, sondern zum gleichwertigen Inventar des Klubs gehören.

Nicole Bender (vorne in der Mitte) und der Mitgliederrat | Foto: 1. FC Köln

Daran haben Nicole Bender und der Mitgliederrat großen Anteil: Nach ihrer Wahl im Oktober 2018 platzierte sie ihr Anliegen im Gremium und stieß auf offene Ohren. Interimspräsident Stefan Müller-Römer und der Mitgliederratsvorsitzende Carsten Wettich nahmen es in ihre Agenda auf und trieben gemeinsam mit Bender und Alexander Wehrle in wenigen Monaten einiges voran. Dies belegen nicht nur die hohen Investitionen, sondern auch zahlreiche Äußerungen der genannten Entscheidungsträger. Auch das Vorstandsteam um Werner Wolf möchte demnächst vorbeischauen.

Megan Rapinoes am Geißbockheim?

Während die Frauenabteilung von den neuen politischen Machtverhältnissen im Verein profitiert, registrieren Bender und Co. auch einen allgemeinpolitischen Bedeutungszuwachs. Als Oberbürgermeisterin Henriette Reker jüngst den 1. FC Köln im Rathaus zum Aufstieg beglückwünschte, waren die FC-Frauen dabei – schließlich sind sie aufgestiegen, genau wie die Männer. Gemäß dem britischen “Ladies first” durfte sich das Team sogar vor den männlichen Kollegen in das Goldene Buch der Stadt eintragen.  “Solche Erlebnisse und Erfahrungen tun einfach gut. Sie zeigen eine Wertschätzung, die es vorher noch nicht gab” sagt Nicole Bender.

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Trotzdem verbreiten die FC-Frauen nicht die politische Entschlossenheit einer Megan Rapinoe. Das liegt einerseits am höheren politischen Bewusstsein vieler US-Sportlerinnen und Sportler, andererseits aber auch an Vorgaben des 1. FC Köln: “Es geht nicht darum, politische Meinungen zu unterdrücken, sondern um Schutz der Spielerinnen und Spieler. Im Erfolgsfall können politische Äußerungen Applaus erzeugen, bei Misserfolg können sie aber zum Bumerang werden” erklärt Bender.

Dennoch treten die Frauen progressiver auf als ihre männlichen Kollegen. Rachel Rinast und Peggy Nietgen nahmen an Podiumsdiskussionen zu Homophobie im Fußball teil und vom Frauenteam liefen vier Spielerinnen auf der Demonstration während des Kölner Christopher-Street-Days beim FC-Tross mit – von den Männern kein einziger.

Heimspiele im Franz-Kremer-Stadion!

Damit die FC-Frauen künftig auch auf dem Platz von mehr Leuten wahrgenommen werden, benötigten sie auch Klarheit zum Austragungsort ihrer Spiele. Und tatsächlich erfüllte der DFB ihnen einen Wunsch: Die meisten Heimspiele wird das Team im Franz-Kremer-Stadion austragen. Die Spielpläne der FC-Frauen, der Herren-U21 und U19 wurden dementsprechend angepasst. Das Südstadion, vormals Austragungsort aller Heimspiele, wird nur noch Ausweichort sein.

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“Über diese Neuigkeit freuten wir uns sehr. Spiele im Südstadion waren schon damals immer gefühlte Auswärtsspiele. Glücklicherweise bilden sie jetzt die Ausnahme” freut sich die Teammanagerin. An die FC-Fans richtet Nicole Bender einen Appell: “Kommt vorbei!” Eine Dauerkarte berechtigt zum kostenlosen Eintritt, für den Rest sind die Eintrittspreise ebenfalls erschwinglich. Bundesliga im Franz-Kremer-Stadion – klingt das nicht toll? Ja! Also hin da. Am Sonntag, den 18. August geht es um 14 Uhr los (da jedoch leider nochmal im Südstadion). Und wie lautet das Motto? Ganz klar: Come on, FC!

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