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Meinung

Tödlicher Realismus? Wie sich der 1. FC Köln selbst schlechter redet, als es nötig wäre

Es geht nur um den Klassenerhalt – mehr ist für den 1. FC Köln einfach derzeit nicht drin. Ob es nicht vielleicht auch ein wenig mehr sein darf, fragt sich unser Gastautor. Ein Einwurf.

Rhein-Energie-Stadion Köln 20.2.2021, 1. Fussball Bundesliga Saison 2020/21, 22.Spieltag, 1.FC Köln KOE, weiss vs VfB Stuttgart VFB gruen - Die Mannschaft des FC Köln schwört sich vor dem Spiel ein DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND OR QUASI VIDEO *** Rhein Energie Stadion Köln 20 2 2021, 1 Fussball Bundesliga Saison 2020 21, 22 Spieltag, 1 FC Köln KOE, weiss vs VfB Stuttgart VFB gruen The FC Köln team swears in before the game DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND OR QUASI VIDEO
Foto: imago images / Kolvenbach

Gastbeitrag von Oliver Z. Weber

Sind es Worte und Sprache, die unsere Realität prägen? Oder ist es genau umgekehrt: Die Realität ist einfach da und man braucht Sprache und Worte, um sie adäquat darzustellen? Es ist ein bisschen wie das Henne-Ei-Dilemma. So richtig werden wir es nie wissen. Auch nicht, nachdem sich Philosophen, Sprachforschende und andere Denker seit Äonen damit befasst haben. Und – wie wir täglich sehen – jeder Mensch so seine eigene Realität hat, die er mehr oder weniger überzeugend in Worte kleidet.

Auf den 1. FC Köln heruntergebrochen, stelle ich mir in den letzten Wochen eine analoge Frage: Ist der FC wirklich so schlecht, wie er sich darstellt? Ist er am Ende so schlecht, weil er sich selbst so sieht? Wäre er „in Wirklichkeit“ nicht zumindest ein Quäntchen stärker, vielleicht das entscheidende? Würde man mit mehr nach außen und innen getragenem Selbstbewusstsein mehr erreichen? Man kennt ja die Rede von der self-fulfilling prophecy, die das Negative wie Positive geradewohl magisch beschwören kann.

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Der Sound des Negativen

Klingt so: Wir sind nun einmal schlecht, wir haben keinen Stürmer, sind verletzungsgeschwächt, wir können auch einen Aufsteiger nicht einfach so besiegen und so weiter und so fort. Die Ergebnisse sind entsprechend. Was aber wäre, wenn man diese Rede einfach mal umkehrt: Wir können mehr als das! Wir könnten ein, zwei Plätze höher stehen, wenn wir mehr investieren. Wir dürfen nicht so ängstlich sein! Die Jungs schaffen das! Da brodelt was, wartet mal ab…

Sicher, man kann Tore und Erfolge nicht einfach herbeireden. Man kann aber auch ohne erkennbares Offensivkonzept keine Torchancen erspielen. Sind jedoch ein bisschen mehr Selbstbewusstsein, ein bisschen mehr Wir-sind-immer-noch-der-1.-verdammte-Fußballclub-Köln, ein Hauch mehr (ich traue mich es kaum auszusprechen) Wir schaffen das so schlimm? Würden alle über Horst Heldt und Co herfallen, wenn man die Dinge nicht so schwarzmalen würde?

Die Minimalerwartung war noch nie so groß

Müßig, sicherlich. Aber wir haben uns daran gewöhnt. So sehr, dass wir eine unnötige Niederlage gar nicht mehr betrauern, sondern lapidar abnicken. Es befremdet daher, dass Sportchef Horst Heldt eine angebliche Erwartungshaltung in Medien und Umfeld moniert, die ich beim besten Willen nicht erkennen kann! Im Gegenteil. Schon im müden und frustrierend zähen Ausklang der Vorsaison wurde einem gesagt, es ginge nicht besser. Der fixe Klassenerhalt am 32. Spieltag sei das Maximum, das drin schien. Auch in der laufenden Bundesligarunde ginge es um nichts als Platz 15, und das bis zum Schluss.

COLOGNE, GERMANY - FEBRUARY 20: Horst Heldt, 1. FC Koeln Managing Director of Sport talks to Sky Sports prior to the Bundesliga match between 1. FC Koeln and VfB Stuttgart at RheinEnergieStadion on February 20, 2021 in Cologne, Germany. Sporting stadiums around Germany remain under strict restrictions due to the Coronavirus Pandemic as Government social distancing laws prohibit fans inside venues resulting in games being played behind closed doors. (Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Foto: Frederic Scheidemann/Getty Images

So sei es eben, mehr dürfe man nicht erwarten. Vielleicht nicht. Niemand sollte was gegen eine passende Selbsteinschätzung haben. Aber nochmal: Darf es nicht ein bisschen mehr sein? Medial lässt man den FC weitgehend in Ruhe. Das ständige Scheitern an sich selbst ist lange nicht mehr so interessant. Es gibt ja Schalke, es gibt den Phönix aus Mainz, den Underdog aus Bielefeld (sogar die waren erstaunt, dass der FC gegen sie gewann. So weit ist es schon!) und einen strauchelnden so genannten Big City Club. Da wirkt der effzeh fast provinziell langweilig und kann in Ruhe sein Ding machen.

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