Marcel Risse (2013-20, 163 Pflichtspiele)
Ein Derbyheld bleibt ein Derbyheld. Allein für seinen Freistoßkracher, durch den er den 1. FC Köln in der Nachspielzeit beim rheinischen Rivalen in Mönchengladbach zum Sieg ballerte, hätte sich Marcel Risse einen Platz in dieser Mannschaft verdient. Tor des Monats, aber vor allem das Tor seiner Karriere. Doch der schussgewaltige Außen, der 2013 von Mainz 05 in seine Heimat wechselte, hatte nicht nur diesen einen Moment in seiner FC-Zeit: 26 Tore und 32 Vorlagen sprechen eine deutliche Sprache über die Qualitäten des gebürtigen Kölners, der auf der rechten Außenbahn sowohl offensiv als auch defensiv eingesetzt wurde.
Es hätten sogar noch viel mehr werden können, wäre Marcel Risse ab Ende 2015 nicht immer wieder von Verletzungen ausgebremst worden. Kreuzbandriss, Knieprobleme, muskuläre Nöte: Der schnelle Rechtsfuß konnte aus körperlichen Gründen seine Qualitäten, die insbesondere bei Standards ihresgleichen suchten, irgendwann nicht mehr dauerhaft unter Beweis stellen. Besonders bitter für den FC-Fan: Von den sechs Europapokalpartien konnte Risse nur das erste in London mitnehmen, als er bei der 1:3-Niederlage gegen den FC Arsenal nach 65 Minuten eingewechselt wurde. Seit Sommer 2020 spielt der kölsche Jung auf Leihbasis bei Drittligist Viktoria Köln auf der Schäl Sick.
Matthias Lehmann (2012-19, 188 Pflichtspiele)
Der Anführer. Wer hätte das nach der ersten Saison gedacht? So ziemlich jeder ärgerte sich über die Leistungen von Matthias Lehmann, der im Tausch für Martin Lanig von der Frankfurter Eintracht zum 1. FC Köln wechselte und in der 2. Bundesliga die eh schon gedämpften Erwartungen enttäuschte. Auch die eigenen, wie er später freimütig bekannte. Doch mit dem Trainerwechsel von Holger Stanislawski zu Peter Stöger blühte „Matze“ im defensiven Mittelfeld förmlich auf und marschierte als „Vater der Kompanie“ mit Einsatz- und Ordnungswillen bei den „Geißböcken“ voran.
Trotz fußballerischer Limitierung wandelte sich der lauffreudige Lehmann in Köln zum vorbildlichen Kapitän und zu einem der zahlreichen Fanlieblinge in dieser Zeit. Auch durch Szenen wie beim Derbysieg in Mönchengladbach im November 2015: Mit Ansage haute er einen Borussen über die Haufen und setzte mit diesem Weckruf ein Zeichen, das seine Wirkung im Team offenbar nicht verfehlte. Seine Vertragsverlängerung im Herbst 2017 hätte es dann allerdings nicht mehr gebraucht, dennoch geht in der Top-Elf des Jahrzehnts kein Weg an Matthias Lehmann vorbei. Einen würdigen Abschied erhielt der Routinier bei seinem Karriereende im Sommer 2019 – Aufstieg und Tränen inklusive.
Yannick Gerhardt (2013-16, 78 Pflichtspiele)
Bei keiner Position fiel die Auswahl so schwer wie beim Nebenmann für „Matze“ Lehmann. Aber nicht, weil die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld so groß gewesen wäre. Ganz im Gegenteil: Neben dem Kapitän konnte sich kein weiterer Spieler wirklich etablieren, auch in der Prä-Lehmann-Ära gab es nach Petit niemand wirklich Überzeugendes auf der Sechs. Daher fiel unsere Wahl auf Yannick Gerhardt, der sich als FC-Eigengewächs ab 2013 zunehmend in den Fokus spielte. Der U17-Meister von 2011 erwärmte die Herzen der kölschen Fans mit seinen Leistungen in der 2. Bundesliga, die er auch nach dem Aufstieg eine Klasse höher auf den Rasen brachte.
Auch wenn der komplette Durchbruch in Köln nicht erfolgte: In die Notizblöcke der Bundesliga-Konkurrenz hatte sich der ebenso spielstarke wie vielseitige Linksfuß bereits gespielt. Im Sommer 2016 wechselte Gerhardt für knapp 13 Millionen Euro zum VfL Wolfsburg, wo er kurz darauf erstmals in die Nationalmannschaft berufen wurde. Aber auch dort pendelt der Dürener, der auch als Linksverteidiger zum Einsatz kommen kann, wie schon beim FC zwischen Stammelf und Bank – sein Vertrag bei den „Wölfen“ läuft im Sommer aus. Vielleicht sieht man Gerhardt demnächst wieder in Köln, wer weiß?
Jonas Hector (2012-20, 258 Pflichtspiele)
An ihm führt nun wahrlich kein Weg vorbei: Wenn ein Spieler das Gesicht des 1. FC Köln im vergangenen Jahrzehnt war, dann wohl Jonas Hector. Der bodenständige und ruhige Saarländer, 2010 von seinem Heimatverein SV Auersmacher zur Regionalliga-Reserve der „Geißböcke“ gekommen, legte eine Bilderbuchkarriere hin. Nach dem Abstieg 2012 zu den Profis hochgezogen setzte sich Mittelfeldspieler Hector dort als Linksverteidiger durch und hatte mit seinen herausragenden Leistungen großen Anteil an der Bundesliga-Rückkehr 2014. Die blieben in der Folge auch Bundestrainer Joachim Löw nicht verborgen, der dem Kölner Publikumsliebling im November 2014 zum Länderspieldebüt verhalf.
Was dann nicht nur im DFB-Dress folgte, machte die FC-Fans richtig stolz: Hector etablierte sich als Stammspieler bei der Nationalmannschaft und schoss die deutsche Auswahl bei der EM 2016 im Elfmeterschießen zum historischen Sieg gegen Italien. Auch beim 1. FC Köln, dem er trotz lukrativer Offerten treu blieb, setzte sich der Aufwärtstrend des spielintelligenten Allrounders fort, der erste Europapokal-Einzug seit 1992 war die Krönung seiner Vereinskarriere bei den „Geißböcken“. Auch der Abstieg 2018 tat seiner Verbindung zum FC keinen Abbruch, stattdessen verlängerte der Nationalspieler seinen Vertrag am Geißbockheim langfristig. Aus der Nationalmannschaft ist Hector mittlerweile aus privaten Gründen zurückgetreten, konzentriert sich fortan auf den 1. FC Köln. Gut so!
Im weiteren Kreis: Miso Brecko, Marco Höger
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