Nachdem der Sieg des ruhmreichen 1. FC Köln bei Borussia Dortmund ganz bewusst und sehr gerechtfertigt angemessen gefeiert und gewürdigt wurde, bleibt nach all der Erleichterung, all dem Aufatmen, all den abfallenden Gebirgszügen: DAS … TAT … GUT! Richtig gut. Die Befreiung nach den endlosen Monaten ohne Sieg war allen anzumerken. Spielern, Trainern, Verantwortlichen und vor allem den Fans, wie man an den Online-Reaktionen erkennen konnte. Kein Wunder, denn der kölschen Fußballseele war in den letzten Monaten anzumerken, wie angekratzt und verletzlich sie geworden war.
Rund um den Verein war ein merkwürdiges Klima entstanden: Nicht wenige waren mittlerweile stinkwütend auf den Verein, manche wurden gar immer gleichgültiger, wenn es um ihren FC ging. Die Art und Weise, wie sich die “Geißböcke” im Endspurt der zurückliegenden Saison ohne großen Kampf (damalige Laufleistung) präsentierte, das grandios vergurkte Finale bei der 1:6-Klatsche in Bremen, die vernehmbare Verweigerung des Vereins, dies alles transparenter aufzuarbeiten, die Fortsetzung der miesen Serie in der neuen Saison, die ständigen und mitunter immer abstruseren Ausreden und Alibis der Verantwortlichen und und und…
Kölsche Fußballseele war angekratzt
Alles vergeben und vergessen wegen des tollen und verdienten (!) Siegs in Dortmund? Nein! Definitiv nicht. Da ist zuvor vieles falsch gelaufen und die konstruktiv geäußerte Kritik an allen Beteiligten war und ist bis heute berechtigt. Außerdem kann heute noch niemand sagen, ob es sich beim Sieg über den BVB nicht nur um ein kleines Strohfeuer handelt. Doch der unerwartete Triumph KANN durchaus der Startschuss in eine deutlich bessere Phase gewesen sein. Bei aller Kritik habe ich in den letzten Wochen bereits mehrfach auf meiner Facebook-Seite darauf hingewiesen, dass – wenn man sich den Kader anschaut – dieser durchaus dazu berechtigt ist, Bundesliga zu spielen. Diese Mannschaft hat das Zeug dafür, zwischen Platz 12 bis 15 zu landen.
Dies wurde nun am Samstag auch eindrucksvoll bewiesen, denn dieser Sieg war sicher ein wenig glücklich, aber keineswegs unverdient. Wie es am Samstag schon aus dem Mannschaftskreis zu hören war: “Dieses Spiel ist jetzt die Messlatte!“ Das hat man zwar schon nach dem zugegeben ordentlichen Bayern-Spiel gesagt, das war aber ein ganz anderes Ding, der Rekordmeister hat nämlich gefühlt mit maximal 30 Prozent Leistungskraft und relativ wenig Bock auf Fußball das Spiel „nebenbei“ mitgenommen. Der BVB hingegen hatte sicher nicht seinen besten Tag, hat aber 100 Prozent gegeben, um dem Spiel eine Wendung zu geben. Das aber hat gegen unseren FC an diesem Samstagnachmittag nun mal nicht gereicht. Das macht diese große FC-Leistung viel, viel wertvoller.
Eine große und wertvolle Leistung
Wenn also ein Sieg in Dortmund in dieser Form kein Selbstbewusstsein für kommende Aufgaben gibt, dann weiß ich es auch nicht mehr. Mein Gott, sie können es doch. Wirklich alle, vom Torwart bis zur falschen Neun haben eine Klasseleistung abgerufen. Ja, … und dann kann man als FC-Fan endlich mal wieder stolz auf sein Team sein. Es war zusätzlich sehr wichtig, die Fans aus ihrer Lethargie zu reißen. Eine Lethargie, die nicht nur durch Corona-Beschränkungen geprägt war, sondern in die man die Anhänger durch die gezeigten Leistungen der letzten Monate mehr und mehr hineingetrieben hat.
Doch dieses Mal war alles anders, schon nach 15 Minuten merkte jeder, „diese Truppe will heute“, sie gibt alles, was sie hat. Alle haben also mitgefiebert und gezittert und am Ende ging es dann auch noch gut aus. Das Gefühl kannte man gar nicht mehr, mit einem fast schon ungläubigen und glückseligen Staunen ging man danach ins Bett und auch der Sonntag lief deutlich fröhlicher ab, was nicht nur am Anzünden der ersten Adventskerze lag.
Die Punkte mitnehmen, aber auch die Euphorie der Fans
Hoffentlich deuten die Verantwortlichen am Geißbockheim die Lage richtig. Jetzt ist nicht die Zeit, die Kritiker der letzten Wochen verbal abzustrafen, weil die Mannschaft einmal gewonnen hat. Das wäre auch nicht angemessen, denn vieles, was kritisch geäußert wurde, war sehr berechtigt, wie 18 Spiele ohne Sieg belegen. Es ist eher die Zeit, dieses Spiel und den Sieg, aber auch die Euphorie und Zuneigung der Fans für einen Neuanfang in dieser Saison zu nutzen.
“Wunderdinge erwartet keiner. Aber, liebe FC-Spieler, zeigt uns weiter, dass ihr in diese Liga gehört!”
Wunderdinge erwartet keiner. Aber, liebe FC-Spieler, zeigt uns weiter, dass ihr in diese Liga gehört und als Basis dafür habt ihr nun immer dieses Spiel beim BVB. Der bringt zwar auch nur drei Punkte, kann aber Gold wert sein, weil man nun weiß: „Wir können es, wir können siegen!“ … und am Ende nochmal Danke für diesen Sieg! Das Grinsen ist auch zwei Tage danach immer noch da.
Ralf Friedrichs moderiert seit 2009 in über 200 Ausgaben den „FC-Stammtisch Talk“, der aber seit Beginn der Pandemie ruht und wieder aktiv wird, wenn eines schönen Tages die Beschränkungen im Alltag aufgehoben sind. Zur Zeit arbeitet er gemeinsam mit RTL-Moderator Thomas Wagner an einem Fußball-Buch zur Stützung des Talk-Formats, hat aber natürlich seinen 1. FC Köln nach wie vor genau im Auge. Hier seine Aussagen nun nach dem überraschenden Sieg der “Geißböcke” beim BVB.