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Analyse

1:4 des 1. FC Köln gegen Freiburg: 45 Minuten Anwesenheit reichen nicht für die Bundesliga

Gegen den SC Freiburg unterliegt der 1. FC Köln mit 1:4 – und hat sich das bei allem Ärger über eine Schiedsrichterentscheidung vor allem selbst zuzuschreiben. Mit nur einer Hälfte Bundesliga-Fußball wird den “Geißböcken” der Klassenerhalt nicht gelingen.

DUDA Ondrej Team 1.FC Koeln ausgerutscht und 11m verschossen Fussball Bundesliga Saison 2020-2021 Spiel 1.FC Koeln - SC Freiburg 1 : 4 am 09. Mai in Koeln DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as IMAGE SEQUENCES and/or QUASI-VIDEO *** DUDA Ondrej Team 1 FC Koeln slipped and missed 11m Football Bundesliga Season 2020 2021 Match 1 FC Koeln SC Freiburg 1 4 on 09 May in Koeln DFL REGULATES PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as IMAGE SEQUENCES and or QUASI VIDEO
Foto: imago images / Laci Perenyi

Scheiße. Die so prägnante wie wenig druckreife Einschätzung des Ergebnisses gegen den SC Freiburg hatte Jonas Hector mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht exklusiv. Noch reichlich angesäuert gab der Kapitän des 1. FC Köln nach der deutlichen, aber auch vermeidbaren 1:4-Niederlage gegen die Gäste aus dem Schwarzwald die ersten Interviews. Der Ärger auf den Schiedsrichter, der den „Geißböcken“ den vermutlich regulären Ausgleichstreffer wegpfiff, war groß, der Ärger auf die eigene Leistung in der ersten Hälfte ebenso. Mit einer leblosen Vorstellung, die mit Abstiegskampf so rein gar nichts zu tun gehabt hatte, handelte sich der FC einen verdienten 0:2-Pausenrückstand ein.

„Wir haben eine schlechte erste Hälfte gespielt. Alle, die auf dem Platz waren, hatten eine schlechte Intensität. Das war nicht das, was wir auf den Platz bringen wollten und was in der Situation angebracht ist“, unterstrich auch Hector die berechtigte Kritik an der Darbietung in den ersten 45 Minuten, als die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel nicht den Eindruck machte, den Ernst der Lage erkannt zu haben. Oder aber vom Ernst der Lage an diesem Sonntagmittag erdrückt zu werden. „Da haben wir es uns im Vorhinein vielleicht ein bisschen zu leicht gemacht, weil wir zwei Siege in Folge eingefahren haben“, gab der FC-Kapitän einen kleinen Einblick in das Seelenleben seiner Mannschaft, die in der zweiten Hälfte mit einer klaren Leistungssteigerung noch in die Nähe eines Punktgewinns kam.

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Keine Sicherheit, keine Gegenwehr

Letztlich erwies sich die Hypothek aus der bodenlos schwachen ersten Hälfte als zu hoch. Der FC, im Vergleich zum 3:2-Auswärtssieg in Augsburg nur auf einer Position (Kingsley Ehizibue kehrte nach Gelbsperre zurück in die Startelf, Benno Schmitz blieb nur ein Bankplatz) verändert, fand zu Beginn der Partie überhaupt nicht ins Spiel. Die taktisch enorm gut eingestellten Gäste, nach der Pleite in Berlin unter der Woche nun in einem klaren 4-4-2 mit Petersen und Demirovic in vorderster Front unterwegs, schnürten bei sommerlichen Temperaturen den „Geißböcken“ schnell die Luft ab, setzten insbesondere den immer noch wackligen Spielaufbau der Kölner früh unter Druck. Den Stresstest bestand das Funkel-Team vor allem in der ersten halben Stunde nicht, gerade fußballerisch offenbarten die Gastgeber eklatanten Schwächen.

“Wir haben die schlechteste Hälfte gezeigt, seit ich hier bin. Wir fahren fahrig und haben keine Sicherheit bekommen.”

„Wir haben nicht gut angefangen und die bisher schlechteste Hälfte gezeigt, seit ich hier bin. Wir waren fahrig, haben viele einfache Bälle verloren und dadurch keine Sicherheit bekommen“, konstatierte auch Trainer Friedhelm Funkel. Die Konsequenz: Nach 45 Minuten stand nicht nur ein 0:2 zu Buche, sondern auch kein einziger eigener Torschuss für die „Geißböcke“, die sich allerdings auch in den Kerntugenden nicht bundesliga-tauglich präsentierten. In den wichtigen Duellen zogen die Kölner zu oft den Kürzeren, wenn sie überhaupt in die Zweikämpfe kamen. Druck auf den ballführenden Freiburger konnte der FC nur sehr selten aufbauen, die im Abstiegskampf notwendige Galligkeit ging dem Team komplett ab. Vor dem 0:1 patzte Ellyes Skhiri, doch auch vor und nach dem fatalen Ballverlust verteidigte das Funkel-Team nicht konsequent genug gegen Petersen. Das kurz danach folgende zweite Gegentor war eine Fehlerkette, die Demirovic eiskalt ausnutzte.

Der ballferne Pfosten ist für den FC Lava

Es waren die Gegentore 57 und 58 (in der Nachspielzeit sollten noch 59 und 60 fallen), die dem FC den Stecker zogen. War vom Selbstbewusstsein nach zwei Siegen in Serie zuvor vielleicht ein wenig zu viel zu merken, zeigte sich nun die komplette Verunsicherung bei den „Geißböcken“, die noch Glück hatten, nicht mit einem höheren Rückstand in die Kabine geschickt zu werden. Freiburg konzentrierte sich nach dem Spiel unter der Woche vermehrt auf Ergebnisverwaltung, setzte aber immer wieder offensive Nadelstiche, ohne all zu sehr auf das 3:0 zu drängen. Mehr als offensichtlich war der Qualitätsunterschied beider Mannschaften zu sehen, was besonders die taktischen Abläufe anbetrifft. Trotz der Umstellung von der 3-4-3-Grundordnung auf ein 4-4-2-System mit Doppelsechs agierten die Freiburger schon gewohnt stark als Kollektiv, konnten vor allem über die Außenbahn über die auffälligen Roland Sallai und Vincenzo Grifo Akzente setzen.

Screenshot 0:2 Freiburg Czichos Horn

Screenshot: DAZN

Es offenbarte sich einmal mehr ein Problem, das sich durch die Saison zieht: In der Viererkette des 1. FC Köln passt es nicht, besonders die Außenpositionen des Abwehrverbundes sind den Aufgaben nur bedingt gewachsen. Wie einfach sich Rafael Czichos und Jannes Horn vor dem 0:2 von ihren Gegenspielern düpieren ließen, wie die Zuordnung einmal mehr derart durcheinander geriet, dass der ballferne Pfosten nahezu ungedeckt zur Gefahrenzone wird. Es ist vermutlich nicht mehr an beiden Händen abzuzählen, wie oft der FC ein Gegentor kassiert, weil die Zielverteidigung bei einer Hereingabe nicht über das Zentrum hinausreicht. Vielleicht ist der ballferne Pfosten für den FC auch einfach Lava. Und auch wenn die beiden Treffer am Ende der Partie dem Spielverlauf geschuldet waren: Die blanken Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, der 1. FC Köln hat mit bereits 60 Gegentoren nach Schalke 04 (80) die schlechteste Defensive der Bundesliga.

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