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Analyse

1:2-Niederlage des 1. FC Köln in Wolfsburg: Ich glaub, es geht schon wieder los!

Bei der Bundesliga-Rückkehr muss der 1. FC Köln in Wolfsburg Lehrgeld bezahlen. Das 1:2 zum Auftakt lag nicht nur an einem starken Gegner. Unsere fünf Erkenntnisse aus der Niederlage der „Geißböcke“.

WOLFSBURG, GERMANY - AUGUST 17: Referee Sven Jablonski talks with players of VfL Wolfsburg and 1. FC Koeln during the Bundesliga match between VfL Wolfsburg and 1. FC Koeln at Volkswagen Arena on August 17, 2019 in Wolfsburg, Germany. (Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)
Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images

Dabei wird dem 1. FC Köln auch Jhon Cordoba wieder zur Verfügung stehen: Der Sturmtank, der den „Geißböcken“ aufgrund seiner Tätlichkeit im Zweitliga-Heimspiel gegen Regensburg letztmalig gesperrt fehlte, wird gegen Borussia Dortmund wieder spielberechtigt sein. Wie sehr die physische Urgewalt des Kolumbianers dem Spiel der Kölner abging, war in Wolfsburg nicht zu übersehen. In Cordobas Abwesenheit setzte Beierlorzer nicht auf einen Doppelsturm mit Modeste und Terodde, sondern auf eine defensivere Variante mit Drexler als hängende Spitze. Was in den ersten 45 Minuten noch gut funktionierte, wenngleich dem effzeh die Präsenz im Strafraum dadurch etwas abging, entwickelte sich mit zunehmender Spielzeit zum Mühlstein am Kölner Spielbein.

Denn das Wolfsburger Pressing setzte dem Aufsteiger nach dem Seitenwechsel vermehrt zu, so dass entweder Ballverluste in der eigenen Hälfte drohten oder auf lange Bälle zurückgegriffen werden musste. In vorderster Linie war allerdings Modeste gegen die körperlich starke „Wölfe“-Verteidigung auf sich allein gestellt – das machte es dem effzeh schwer, den Ball in den eigenen Reihen und das Spiel weg vom eigenen Tor zu halten. Offensive Gefahr war im zweiten Durchgang daher Mangelware, das änderte sich erst nach Teroddes Hereinnahme, der als zweiter Angreifer direkt für mehr Unruhe in der Defensive der Gastgeber sorgte. Dass letztlich der Joker in der Nachspielzeit den Anschlusstreffer erzielte, war aufgrund der veränderten Ausrichtung daher kein Zufall.

Die Unwucht auf den Außen des 1. FC Köln

Dass der effzeh allerdings erst in der Schlussphase zu gefährlichen Abschlüssen kam, lag auch an den offensiven Außen, die in dieser Partie ihre Qualitäten kaum ins Spiel bringen konnten. Florian Kainz konnte seine starken Vorbereitungsleistungen in Wolfsburg nicht reproduzieren, Kingsley Schindler blieb besonders in seinen Aktionen im letzten Drittel unglücklich. Es zeigte sich allerdings eine für die Kölner ungewohnte Unwucht auf den Außen: War es doch vor allem die in den vergangenen Jahren chronisch schwächelnde rechte Seite, die für mehr Druck im Angriffsspiel des Aufsteigers sorgte. Der abermals überzeugende Ehizibue legte durch seine Dynamik immer wieder den Vorwärtsgang ein, zusammen mit Schindler und dem stets ausweichenden Drexler bildete der niederländische Neuzugang die bessere von zwei Außenbahnen.

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Insbesondere die Abläufe und das Zusammenspiel funktionierte besser als bei ihren Pendants Hector und Kainz auf links. Vor allem der Kölner Kapitän hatte keinen Sahnetag erwischt, wenngleich die Zahlen eine deutlich positivere Sprache sprechen als der Eindruck im laufenden Spiel. Hector hatte die meisten Ballkontakte aller Spieler (84) und eine ordentliche Passquote (fast 80 Prozent), in Sachen Zweikämpfe (11 von 23 erfolgreich) allerdings häufiger das Nachsehen. Abseits aber jedweder Einzelkritik: Gerade angesichts der körperlich präsenten und kopfballstarken Angreifer beim effzeh ist auf außen noch gewaltig Luft nach oben – die Hereingaben waren in Wolfsburg leider nur selten zu gebrauchen. Ohne Optimierungsbedarf blieb allerdings kein Mannschaftsteil an diesem Samstagnachmittag.

Der VARnsinn ist zurück

Optimierungsbedarf gab es derweil auch auf anderer Ebene: Nach einem ruhigen Jahr in der 2. Bundesliga ohne Video-Assistent dauerte es etwas mehr als eine halbe Stunde, da hatte der 1. FC Köln den nächsten Aufreger mit dem VAR-System. Drexler wurde im Strafraum bedient, kam vor Guilavogui an die Kugel und wurde vom französischen Kapitän der Wolfsburger gefoult. Doch Schiedsrichter Sven Jablonski entschied statt auf Elfmeter für den effzeh auf Abstoß für die Gastgeber. Wer hoffte, der den Fußball so unendlich gerechter machende Eingriff via dem frisch renovierten Kölner Keller würde erfolgen, der sah sich eines Besseren belehrt. Der eigentlich fällige Strafstoß – er blieb den „Geißböcken“ verwehrt, die große Möglichkeit auf den bis dato verdienten Ausgleich kam nicht zustande.

So manch effzeh-Fan hatte ein wenig Roland Kaiser im Sinne: „Ich glaub, es geht schon wieder los – das darf doch nicht VAR sein“, könnte der Schlagerbarde in den Gedanken zum Besten gegeben haben. Zu früh abgehoben hätte er, war Jablonskis Eindruck von der Szene laut des gefoulten Drexlers. Eine Einschätzung, die sich bei Anblick der Bilder nicht halten lässt. Wieso Video-Assistent Aytekin dem Schiedsrichter keinen Gang in die Review Area empfohlen hat, wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. „Wir müssen einen klaren Elfmeter kriegen“, schätzte auch effzeh-Coach Beierlorzer die Situation ein. „Die Bilder sprechen für sich“, erklärte Drexler nach der Partie. Und auch wenn die Niederlage für die Kölner letztlich verdient war: Ein etwaiges 1:1 noch vor dem Pausenpfiff hätte die Dynamik der Partie deutlich verändert. Es bleibt festzuhalten: Nach den äußerst schlechten Erfahrungen aus der Abstiegssaison war die Rückkehr des 1. FC Köln einmal mehr geprägt von einer Fehlentscheidung zuungunsten der „Geißböcke“.

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