Die Niederlage bei Eintracht Frankfurt ist für den 1. FC Köln an und für sich nicht schlimm, die Art und Weise dagegen schon. Es könnte ein Weckruf zur richtigen Zeit in Sachen Aufholjagd sein.
In nur acht Minuten riss sich der 1. FC Köln ein, was sich die „Geißböcke“ in knapp 60 Minuten zuvor gegen Eintracht Frankfurt mühevoll aufgebaut hatten. In nur acht Minuten verlor die Mannschaft von Trainer Stefan Ruthenbeck endgültig die Kontrolle über eine Partie, die ihnen kurz zuvor unverhofft eine neue Chance eröffnet hatte. In nur acht Minuten, in denen der effzeh mehr oder minder in seine Einzelteile zerbrach, kassierten die Kölner an Karneval drei völlig vermeidbare Gegentore, die letztlich die verdiente Entscheidung herbeiführten.
Überzeugt hatte der 1. FC Köln zuvor auch nicht wirklich, wirkte vor allem in der ersten Hälfte in Frankfurt schläfrig und war nach einer Viertelstunde in Rückstand geraten. Die Fehlerkette war immens groß und enthielt neben Nationalspieler Jonas Hector auch Kapitän Matthias Lehmann, der bei seiner Startelf-Rückkehr seinem Gegenspieler nicht folgen konnte, und den zuletzt wackligen Rechtsverteidiger Frederik Sörensen. Dass der effzeh zur Pause nicht höher zurücklag, hatten die Gäste vielmehr der Leistung von Torwart Timo Horn, dem zurückgekehrten Glück bei einem Pfostenschuss und der Abschlussschwäche der Frankfurter zu verdanken.
Ruthenbeck: “Ich habe heute Fehler gemacht”
Die Überlegungen, mit Lehmann und Höger auf eine erfahrene, aber sportlich durchaus umstrittene Absicherung vor der Abwehr zu setzen, ging ebenso in die Hose wie die Versetzung von Salih Özcan auf den Flügel. Die taktische Ausrichtung nahm effzeh-Coach Stefan Ruthenbeck auf die eigene Kappe: „Wir wollten tiefer stehen und über das Umschalten kommen. Aber wir haben keinen Druck aufbringen können. Da muss ich mich als Trainer in die Verantwortung nehmen und sagen: Es hat nicht geklappt, was wir uns vorgenommen haben. Ich habe heute Fehler gemacht“, betonte der 45-Jährige nach der Partie zurecht selbstkritisch.
Foto: Simon Hofmann/Bongarts/Getty Images
Die Grundordnung, zu der die „Geißböcke“ in der Rückrunde zurückgefunden haben schienen, ging insbesondere nach dem 1:2 in Frankfurt völlig verloren. Nur wenige Augenblicke nach dem überraschenden Ausgleich durch Simon Terodde, der nach einem Tritt von Hasebe vom Elfmeterpunkt eiskalt verwandelte, pennte die Kölner Hintermannschaft bei einem Freistoß: Marco Russ köpfte zur erneuten Frankfurter Führung. Kaum hatte der effzeh diesen Rückschlag verdaut, klingelte es abermals nach einem Standard: Wieder kam Russ frei zum Kopfball, im Nachschuss vollendete Falette für die Eintracht.
Nicht auf dem hohen Niveau der Vorwochen
„Heute ist eine neue Baustelle aufgegangen: das Verteidigen von Standards. Da hat weniger die Zuteilung nicht gestimmt als die Konsequenz, alles dafür zu tun, das Ding zu verteidigen. Wir haben nicht alles dagegengesetzt“, bemängelte Ruthenbeck nach der Partie, haderte aber nicht nur mit den Leistungen seiner Schützlinge. „Ich kann nicht nur mit dem Finger auf die Jungs zeigen. Auch ich habe heute definitiv Fehler gemacht, und das werde ich meinen Spielern auch so sagen. Da bin ich letztendlich der Trainer und da nehme ich mich voll in die Verantwortung“, erklärte der effzeh-Chefcoach nach dem bitteren 2:4.
Foto: Simon Hofmann/Bongarts/Getty Images
Insgesamt agierte das effzeh-Team nicht auf dem hohen Niveau der Vorwochen: In der Defensive hatten die „Geißböcke“ selten Zugriff gegen ein spielstarkes und taktisch flexibles Frankfurt, das seine bekannten Stärken auf den Platz brachte. Die Probleme, die die Eintracht in Augsburg offenbart hatte, konnten die Kölner nicht zu ihren Gunsten nutzen: Über die offensiven Außen Jojic und Özcan ging wenig bis nahezu gar nichts nach vorne, in der Rückwärtsbewegung nutzten die Gastgeber die Lücken der Ruthenbeck-Schützlinge gnadenlos aus. In der Außenverteidigung standen Sörensen und Hector zunehmen auf verlorenem Posten. In der Mittelfeldzentrale enttäuschte das neuzusammengestellte Duo Höger/Lehmann auf ganzer Linie, so dass der effzeh selten Kontrolle ins eigene Spiel bekam.
Niederlage mit Lerneffekt für den 1. FC Köln
Die Niederlage in Frankfurt zeigte dem 1. FC Köln deutlich auf, dass die Aufholjagd nur dann Sinn hat, wenn alle Beteiligten ans Limit gehen. Das gilt für die Spieler auf dem Platz genauso wie für den Trainer an der Seitenlinie. Dass das durchaus im Bereich des Möglichen liegt, hat das Team in den Vorwochen bewiesen. Auf diesen Weg gilt es nun angesichts des kommenden Heimspiels gegen Hannover 96 zurückzufinden. „Dass wir überhaupt noch Hoffnung haben, haben sich die Jungs erarbeitet. In den kommenden Wochen haben wir interessante Heimspiele, da müssen wir wieder drei Punkte holen“, unterstreicht Ruthenbeck die Aufgaben für die Zeit nach dem Aschermittwoch.
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