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Meinung

Verglühte Supernova

Wenn man an Milivoje Novakovic denkt fallen einem Worte ein. Und sie passen nicht nur zu ihm, sondern auch zu seinem Verein. Eine prägende Figur geht.

Milivoje Novakovic in Aktion                                                                                     © Ralf Heid (flickr.com)

 

Novagol, Super-Nova, Novakonix, Novadolski, Fußballgott, Versager und immer wieder Stadtgespräch.

Wenn man an Milivoje Novakovic denkt fallen einem viele simple, einfache Worte ein. Und sie passen nicht nur zu ihm, sondern auch zu seinem Verein. Und bei all den Ecken und Kanten, die der slowenische Schlacks schon immer hatte, wird niemand daran zweifeln, dass er den Geißbock im Herzen hat.  Nun verlässt Novakovic den effzeh in Richtung Japan.

Schon vor seiner Zeit in Köln hatte der Slowene in unterklassigen Ligen gespielt – hauptsächlich bei kleineren Clubs in Österreich. Dann folgte der Wechsel nach Bulgarien zu Litex Lovetsch und von dort ging es dann schlussendlich in die Domstadt. Sechs Jahre ist dieser Risikotransfer für die chronisch klammen Kölner nun her: 1,4 Millionen Euro legte der Verein damals für den unbekannten Stürmer auf den Tisch. Anders als so viele andere vergangene Transfers, sollte dieser sich lohnen.

Novakovic spielte anfangs für Minimalgehalt, fand sich jedoch relativ schnell ein und entwickelte sich stetig weiter. In seiner Premierensaison gelangen ihm zehn Treffer in der zweiten Liga. Eine Saison später gelang dem Effzeh dann der Aufstieg – „Supernova“ hatte mit zwanzig Toren einen erheblichen Anteil daran. Und auch im Oberhaus knipste die „Nichtabstiegsversicherung“, wie ihn Christoph Daum seinerzeit nannte, munter weiter. Spätestens seitdem wollte der Slowene nicht mehr weg aus Köln – Angebote hat es immer mal wieder gegeben. Er lehnte alle ab.

Novakovic hatte sich am Rhein eingelebt: in Interviews nannte er Köln gerne mal als sein Zuhause. Und er genoss auch die nächtlichen Vorzüge dieser Stadt ausgiebig. Der zwischenzeitliche Kapitän hatte neben einer Promillefahrt vor allem mit der frühzeitigen Nachtruhe seine Probleme – wenn man den Gerüchten glauben darf. Trotz dieser Eskapaden machte der Torjäger insgesamt 108 Spiele für den 1. FC Köln, erzielte dabei 44 Tore und 14 Vorlagen. 8693 Minuten trug er in Pflichtspielen das rot-weiße Trikot mit der Nummer 11.

Dieser zu dünn-geratene, kauzige Typ mit der meistens – zumindest nach allgemeinen Kriterien – schlechten Frisur, hat in diesem Verein durchaus eine Episode mitgeprägt. Es war nicht die ruhmreichste Zeit des Vereins, dennoch hat „Novagol“ oft genug die Südtribüne zum Beben gebracht und die Mannschaft durch seine manchmal auch wirklich schönen Tore gerettet.

Unvergessen das Tor kurz vor Schluss im 2008er Auswärtsderby gegen Mönchengladbach. Oder sein Doppelpack im Heimspiel gegen die Bayern unter Trainer Frank Schaefer. Das sind die Momente, die er dieser Stadt geschenkt hat. Momente, die einem immer wieder Gänsehaut ins Geißbockfell zaubern. Es gab eine Zeit da war Milivoje Novakovic, der aus dem Nichts kam, der Star des Vereins.

 


Milivoje Novakovic trifft zum 3:2 Endstand gegen die Bayern

 

Dann kam der verlorene Sohn der Stadt, Lukas Podolski, zurück. Das Zusammenspiel zwischen Novakovic, an dem der rasante Aufmerksamkeitsverlust offenbar auch nicht spurlos vorbeiging, und „Prinz Poldi“ wollte zunächst mal überhaupt nicht funktionieren. In der ersten gemeinsamen Saison erzielte „Nova“ lediglich sechs Treffer in zwanzig Spielen. Ein Wert, den er nur in der zurückliegenden Abstiegssaison unterboten hat. Erst unter Frank Schaefer wurde die „Novadolski“ geboren. Die Mannschaft um Novakovic und Podolski spielte die beste Kölner Rückrunde seit gefühlten Jahrzehnten. Doch die Euphorie um dieses Duo sollte schnell wieder enden.

Zwar kam der effzeh unter Neutrainer Stale Solbakken ganz gut in die Saison – vor allem Lukas Podolski explodierte förmlich – doch Milivoje Novakovic jedoch kam nicht in Tritt, seine ewige Hüftverletzung kam ihm immer wieder in die Quere und auch die Beziehung zum Norweger schien nicht die beste gewesen zu sein. Fünf magere Tore konnte Novakovic erzielen. Eines davon in seinem letzten Spiel für seinen Verein. Es war das Abstiegsheimspiel gegen die Bayern, gegen die der Slowene noch eine Saison zu vor den Sieg besorgt hatte, nun musste er vor dunklen Rauchschwaden in die Kabine fliehen. Diese Rauchschwaden liegen sinnbildlich über seinem Abschied aus Köln – über der verglühten Supernova.

Das Ende, es hätte schöner sein können. Wahrscheinlich hätte es schöner sein müssen. Doch der zum Großverdiener aufgestiegene Novakovic war für den in Geldnot geratenen Verein einfach nicht mehr finanzierbar und seine Form zu schwach, um ihn zwingend halten zu müssen. Zwar schließt sich für Novakovic irgendwo auch der Kreis – er kam aus einer unterklassigen Liga und wechselt nun wieder in eine – dennoch ist es ein bitteres Ende, vor allem für ihn. Keines, das der eigentlichen Herzlichkeit dieser Stadt gerecht werden würde. Der einstige Superstar, nun nur noch ein Kollateralschaden eines unglaublich unnötigen Abstiegs.

Nein! Denn der ehemalige Kapitän ist die Konstante der letzten sechs Jahre gewesen, hat den Verein oft vor Niederlagen gerettet und oft genug mit Leidenschaft für diese Stadt gespielt. Ungeachtet des jetzigen Abgangs – Milivoje Novakovic hat sich Respekt und Dankbarkeit verdient. Seine Persönlichkeit polarisiert, er war nicht das Abziehbild der Professionalität, er stand oft genug unter Maulwurfverdacht und war nicht immer einfach. Manchmal eitel, manchmal launisch. Aber im Endeffekt war er oft genug da, wenn es drauf ankam – auf dem Platz. Dann hat er seine Buden gemacht. Für uns.

Man muss den kauzigen Mittelstürmer nicht mögen, aber man kann.
Tschö Nova, mach et joot.

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