In den vergangenen Wochen berichteten wir bereits über verschiedene Statistiken, die sonst wenig bis keine Beachtung finden. Zuletzt haben wir bereits versucht die Fouls und Karten zu bewerten, uns an der Zählweise beim Eishockey bedient und uns an alten Bolzplatzerinnerungen erfreut, als es darum ging, Ecken zu zählen. Heute soll es um Werte gehen, die etwas häufiger auch im Rahmen der Berichterstattung erwähnt werden.
Zweikämpfe
Immer wieder wird von Kommentatoren und Journalisten auf gute oder schlechte Zweikampfquoten einzelner Spieler hingewiesen. Dadurch soll die besonders gute oder schlechte Leistung Einzelner herausgestellt werden. Gewinnt ein Innenverteidiger alle seine Zweikämpfe, hat er einen guten Job gemacht, so zumindest die vereinfachte Bewertung. Gewinnt ein Stürmer die Hälfte seiner Zweikämpfe, hat er einen quasi exzellenten Job gemacht. Hat man es doch als Stürmer schwerer, gegen die Abwehr anzukommen.
Leider wird meist nur auf einzelne Spieler hingewiesen, selten noch auf das Zweikampfverhalten der ganzen Mannschaft, über einen längeren Zeitraum findet diese Betrachtung faktisch nicht statt. Zeit, das zu ändern.
Insgesamt stellt man bei der Errechnung der Zweikampfquote (gewonnene / Summe Zweikämpfe) fest, dass kaum ein Team weit von einer ausgewogenen Quote entfernt ist. Die beste Quote hat hier der FC Union mit 51,11% gewonnen Zweikämpfen. Der effzeh ist mit 51,10% nur minimal schlechter. Schlusslicht ist der VfL Bochum mit 47,81% gewonnener Zweikämpfe. Der effzeh war in 19 Spielen nur drei Mal unter diesem Mittelwert.
In absoluten Zahlen hat Bochum 184 Zweikämpfe weniger gewonnen als die jeweiligen Gegner. Beinahe zehn pro Spiel. Bei 221 Zweikämpfen, die beim VfL im Schnitt pro Spiel geführt werden, ist das wie eine Halbzeit nur zu zehnt spielen. Und dass das nicht sonderlich gut funktioniert, hatten wir ja schon zusammengefasst.
Beim effzeh sieht das Bild etwas freundlicher aus. Knappe fünf Zweikämpfe werden pro Spiel mehr gewonnen als verloren. Beim Blick auf die Tabelle wird aber klar, das können keine Wichtigen gewesen sein. Bei der Gesamtzahl der geführten Zweikämpfe findet sich der effzeh auch ziemlich genau im Mittelfeld wieder: Platz 10. Dennoch reicht es für Platz 6 bei den meisten gewonnen sowie den wenigsten verlorenen Zweikämpfen. Die meisten gewonnen Zweikämpfe kann die Hertha für sich verbuchen, allerdings auch die zweitmeisten verlorenen.
Passspiel
Die Passsicherheit auf dem Feld ist – alleine rein optisch – für die Teams ebenso bedeutend wie die Zweikämpfe es sind. Auch hier wird gelegentlich auf die Werte Einzelner hingewiesen, wenn man etwas herausstellen möchte. Grundsätzlich gilt hier Ähnliches wie beim vorigen Thema: je näher der Spieler am eigenen Torwart agiert, desto besser sollten die Werte sein.
Zusätzlich zur Zweikampfführung, die vielleicht noch etwas über die technischen Fertigkeiten der Mannschaft aussagt, kann man anhand der Passstatistik doch etwas mehr über die Spielweise der Mannschaft in Erfahrung bringen. Vergleicht man beispielsweise den VfR Aalen mit dem effzeh, sieht man die zwei Mannschaften am jeweiligen Ende der Fahnenstange. Spielen sich die Kölner in jedem Spiel durchschnittlich 419 Mal den Ball zu (erfolglose Versuche mitgezählt), so zeugt das von einem eher spielbestimmenden Stil. Die Aalener bringen es auf durchschnittliche 245 Passversuche pro Partie, was eine sehr reaktive Spielweise vermuten lässt – die klassische Kontermannschaft. Die Passquote scheint das zu bestätigen, kommen beim effzeh noch über 81% der Pässe beim Mitspieler an, sind es bei Aalen nicht einmal 74%.
Gefühlt alles richtig gemacht hat 1860 München: runde 250 Pässe weniger zum Mitspieler gebracht als der effzeh, jedoch auch fast 300 weniger zum Gegenspieler. Mit jeweils dem zweiten Platz in beiden Kategorien bedeutet das Rang 1 in der Passquote mit beeindruckenden 83,4%. Das andere Extrem heißt Erzgebirge Aue, die zweitwenigsten angekommenen Pässe und die dritt-meisten Fehlpässe ergeben eine Erfolgsquote von 72,4%. Selbst für eine Kontermannschaft ist das ein gefühlt sehr schlechter Wert.
Das Spitzenduo in der Tabelle definiert hier das Wort Mittelmaß, jeweils knappe 79% angekommene Pässe entsprechen dem gemittelten Wert aller Mannschaften fast ohne Abweichung.
Abseits
Einen kurzen Exkurs in eine Unterkategorie des Passspiels, nur der Vollständigkeit halber, möchten wir hier anbieten. In der Milivoje Novakovic-Gedächtnis-Kategorie steht der effzeh erstaunlich gut da. Nur 41 Mal entschied der Mann an der Seitenlinie auf Abseits gegen die Kölner. Das hat Nova gefühlt auch in einer Halbzeit geschafft. Zugegeben, gegen einen Gegner, der mit zehn Feldspielern am Strafraumrand agiert, ist es schwieriger ins Abseits zu laufen, insgesamt sagt die Statistik – für sich alleine genommen – auch nicht so viel aus. Trotzdem ist es bemerkenswert, dass vier der sieben Teams, die am häufigsten zurückgepfiffen wurden, ganz oben in der Tabelle stehen. Tatsächlich stehen sogar drei der vier Teams, auf die das zutrifft, da oben, lässt man Kaiserslautern mal außen vor. Dass Regensburg als Tabellenletzter mit 73 Abseitsentscheidungen gegen sich die zweitmeisten zu verzeichnen hat, scheint mehr auf das mangelnde Verständnis der Spieler untereinander hinzuweisen.
Zwischenfazit
Den Erfolg einer Mannschaft kann man offensichtlich nicht mit den beiden hier genannten Kriterien messen, zumindest nicht beim effzeh. Die meisten Pässe, Rang 5 in der Passquote, Rang 2 bei den Zweikämpfen, dennoch nur Mittelmaß in der Tabelle. Um zu verstehen, wie die einzelnen Mannschaften spielen sind die bisherigen Zahlen immerhin hilfreich. Dass beispielsweise Aue, Regensburg und Aalen eher Konterfußball spielen, lässt sich mit den Zahlen deutlich belegen: die drei genannten Mannschaften spielten den Ball am seltensten zum Mitspieler, sind ebenfalls im Bereich Passquote am hinteren Ende des Feldes. Dass Aalen dabei so erfolgreich ist, lässt sich gut mit den außerordentlich vielen gewonnenen Zweikämpfen begründen. Regensburg hingegen hat weniger Zweikämpfe gewonnen als jedes andere Team – da wundert es kaum, dass man den Gegner nicht stoppen konnte und somit die zweitmeisten Gegentore kassiert hat, zumal auf die Pässe nach vorne auch kein Verlass ist. Wie Aue es dennoch geschafft hat im Tabellenmittelfeld zu landen, trotz eher mäßiger Werte, muss einen anderen Grund haben. Mehr dazu im zweiten Teil des Zahlenwahns (ab Montag).