Da ist man völlig vertieft in den Disput darüber, ob man jetzt nach Braunschweig fahren möchte um die Saisoneröffnung des effzeh zu erleben, oder nicht. Man debattiert über die verschiedenen Möglichkeiten der Anreise, über Kosten, darüber wie enttäuscht man ist, weil man in der jüngeren Vergangenheit so oft enttäuscht wurde, egal wie weit man gefahren ist.
Eh man sich versieht, spult man in Gedanken bereits die Autobahnen ab, die man zu befahren hat um dem Club aus der “Schönsten Stadt Deutschlands” vor-Ort-Support bieten zu können. Natürlich ist man schnell mit der Behauptung an der Hand, dass es in der zweiten Liga ja alles viel schlimmer ist. Und schlimmer heißt in dem Fall weiter. Weiter weg.
Da lasse ich mich nicht lumpen und schlage das natürlich nach. Für mich. Und für euch.
Also, 17 Stadien gilt es zu besuchen in dieser Saison, viele davon völliges Neuland für effzeh-Fans. Hier eine vollständige Übersicht:
- Olympiastadion Berlin (Hertha BSC)
- Fritz-Walter-Stadion (1. FC Kaiserslautern)
- Millerntor-Stadion (FC St. Pauli)
- rewirpowerSTADION (VfL Bochum) [pullquote]Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.
Drum nähme ich den Stock und Hut und tät das Reisen wählen.
Matthias Claudius (1740 – 1815)[/pullquote] - Allianz Arena (1860 München)
- Eintracht-Stadion (Eintracht Braunschweig)
- Stadion der Freundschaft (Energie Cottbus)
- Glücksgas-Stadion (Dynamo Dresden)
- Schauinsland-Reisen-Arena (MSV Duisburg)
- Frankfurter Volksbank Stadion (FSV Frankfurt)
- Audi-Sportpark (FC Ingolstadt)
- Scholz Arena (VfR Aalen)
- Sparkassen-Erzgebirgsstadion (FC Erzgebirge Aue)
- Stadion An der Alten Försterei (FC Union Berlin)
- Benteler Arena (SC Paderborn)
- Jahnstadion (Jahn Regensburg)
- Hardtwaldstadion (SV Sandhausen)
Ich muss gestehen, einige der Namen musste ich erst einmal nachschlagen, bevor ich sie hier aufzählen könnte. Aber was will man auch sonst in Sandhausen. Oder in Regensburg. Oder sonst irgendwo, es sei denn die Allianz Arena leuchtet gerade rot.
Aber gut, der Abstieg ist besiegelt, mittlerweile habe ich auch jegliche Resthoffnung auf eine spontane Insolvenz eines Bundesligavereins aufgegeben, immerhin wären wir da ja auch der erste Anwärter, so man denn dem Boulevard glauben will. Alles Jammern bringt uns nicht weiter, beschäftigen wir uns lieber mit dem, was wir bekommen.
Und wir bekommen eine Menge. Hoffentlich nicht nur eine menge geboten sondern auch eine Menge Kilometer auf die Uhr. Ja ja, ich weiß, ich bin wahrscheinlich einer von drei Fans auf der Welt, die tatsächlich am liebsten mit dem eigenen Auto zu Gastspielen anreisen, aber hier schreibe ich und kein Sonderzugfahrer, also bekommt ihr meine Perspektive und keine andere.
Weit weg!
Fangen wir auf der Kurzstrecke an. Mein Lieblings-Heimspiel. Bochum. Die von Herbert besungene Stadt, in der ich jedes Mal mitsinge. Auch im Gästeblock, inmitten pfeifender Kölner. Pfeifen. Aber gut, über Musikgeschmack lässt sich vortrefflich streiten, beim Bier, nicht hier, bitte. Von Stadion zu Stadion, also von unserem RheinEnergieSchmuckkästchen bis zum rewirpowerSTADION sind es laut Internetroutenplaner 91 Kilometer. Ein wenig weiter, als ich es in Erinnerung hatte. Noch näher ist der Sportverein aus Meiderich. Die Schauinsland-Reisen-Arena ist gar nur 73 Kilometerchen weit weg. Ein Katzensprung [bitte hier selbst einen Witz über Zebras einbauen].
Da hören die guten Nachrichten im Großen und Ganzen aber auch schon wieder auf. Okay, bis nach Paderborn ist es auch keine Weltreise, trotzdem sind es stolze 197 Kilometer bis in die ostwestfälische Provinz. Ein wenig schneller dürfte man die Strecke bis nach Frankfurt schaffen, auch wenn die Distanz mit 209 Kilometern noch ein wenig höher ist. Noch einmal ein paar Kilometer mehr und man steht auf dem Hügel inmitten der Pfalz, benannt nach strömendem Regen, oder so. Das mir völlig unbekannte Hardtwaldstadion beheimatet den SV Sandhausen und ist 272 Kilometer weit weg. Und genau hier hört der Spaß dann auch auf.
Gerade einmal sechs Spiele im Umkreis von 300 Kilometern. Danach kommt dann noch der Saisonauftakt in Braunschweig, das Eintracht-Stadion ist 358 Kilometer entfernt. Und schon haben wir die 400-er Marke geknackt. Richtig, zehn (10!) Auswärtsspiele, für die man eigentlich eine Woche Urlaub einreichen würde, reist man doch beinahe einmal um die Welt (dazu später mehr).
Ich traue mich gar nicht, die Zahlen hier alle hin zu schreiben, lasst euch gesagt sein, es sind 675 Kilometer nach Cottbus. Mehr braucht ihr nicht wissen.
Tickets?
Glücklicherweise, so muss man hier meiner Meinung nach sagen, trifft es aber nicht sonderlich viele von uns, das harte Schicksal. Beinahe die Hälfte der Stadien fassen weniger als 20.000 Besucher, die laut Reglement reservierten 10% Kapazität für Gästefans sind also nicht besonders viele Karten. Unglücklicherweise sind drei der kleinsten fünf Stadien auch unter den Top 6 Stadien mit der kürzesten Anreise.
Die großen Stadien stehen glücklicherweise immer noch da, wo sie schon immer standen. Eine Umgewöhnung muss also nicht erfolgen. Die Hertha spielt immer noch im Berliner Olympiastadion, dort werden hoffentlich auch in dieser Saison wieder knappe 10.000 Kölner auftauchen, in München werden es wohl kaum weniger, auch wenn es dieses Mal ‘nur’ gegen die Sechziger geht.
Insgesamt stehen in 17 Spielen 47.000 Tickets für Gästefans zur Verfügung, das entspricht gerade einmal 2.765 pro Spiel. Ich glaube in der abgelaufenen Saison waren es, trotz Abstieg, in keinem Stadion weniger effzeh-Fans. Das könnte dieses Mal schwierig werden, in Sandhausen gibt es planmäßig gerade einmal 1.023 Tickets. Wie neben den ganzen Kölnern noch Sandhausener ins Stadion passen sollen, es ist mir ein Rätsel.
Also gut, freuen wir uns einfach auf eine neue Saison. In familiärer Atmosphäre. In vielen neuen Städten und Stadien. Ist doch auch schön, so eine Horizonterweiterung. Ich freue mich jedenfalls drauf.
Mehr Zahlen.
Der Vollständigkeit halber noch ein paar Informationen, damit sich jeder selbst einen Reim auf die zweite Liga machen kann: Besucht man alle Ligaspiele des effzeh und wohnt dabei im RheinEnergieStadion, legt man nur dafür eine Strecke von 13.744 Kilometern zurück. Drei Saisons in der zweiten Liga entsprechen also tatsächlich einer Erdumrundung.
Die zweite Liga ist tatsächlich viel weiter weg, als die erste. Im Gegensatz zu den 404 Kilometern durchschnittlicher Distanz zu den Stadien, waren es in der Vorsaison gerade einmal 295. Noch ein Jahr zuvor gar nur 286. Da braucht man über eine ganze Saison mehr um den Äquator vollzumachen.
Hier noch die komplette Übersicht sowie eine Karte mit allen Clubs. Alle Entfernungen entsprechen der vorgeschlagenen Route und sind in Kilometern angegeben.
Stadion | Entfernung | Verein |
Schauinsland-Reisen-Arena | 73 | MSV Duisburg |
rewirpowerSTADION | 91 | VfL Bochum |
Benteler Arena | 197 | SC Paderborn |
Frankfurter Volksbank Stadion | 209 | FSV Frankfurt |
Fritz-Walter-Stadion | 242 | 1. FC Kaiserslautern |
Hardtwaldstadion | 272 | SV Sandhausen |
Eintracht-Stadion | 358 | Eintracht Braunschweig |
Millerntor-Stadion | 430 | FC St. Pauli |
Scholz Arena | 453 | VfR Aalen |
Audi-Sportpark | 512 | FC Ingolstadt |
Sparkassen-Erzgebirgsstadion | 513 | FC Erzgebirge Aue |
Jahnstadion | 515 | Jahn Regensburg |
Olympiastadion Berlin | 575 | Hertha BSC |
Allianz Arena | 578 | TSV 1860 München |
Glücksgas-Stadion | 586 | Dynamo Dresden |
Stadion An der Alten Försterei | 593 | FC Union Berlin |
Stadion der Freundschaft | 675 | Energie Cottbus |
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