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Fankultur

Warum der Erfolg von Hoffenheim und Leipzig schlecht für die Bundesliga ist

Dass Leipzig und Hoffenheim neue Spannung versprechen und gut für die Bundesliga sind, ist aus vielen Gründen ein Irrtum. Viel mehr bringen sie mit ihrem Verhalten den Unique Selling Point der Liga in Gefahr.

Foto: Simon Hofmann/Bongarts/Getty Images

Denn das, was wir als Spannung definieren, lebt – auch in England – überwiegend davon, dass der Konkurrenzkampf zwischen den populärsten Clubs des Landes ausgetragen wird. Die Fans wollen nicht, dass irgendwelche, sondern dass ihre Clubs sich einen heißen Tanz um den Titel liefern. Mit den traditionsreichen Schwergewichten namens Manchester United, Liverpool, Arsenal, Tottenham und Co. wird dieser Wunsch in der Premier League auch gut erfüllt. Doch auch wenn Red Bull dank seiner klugen Standortwahl schlussendlich eine passable Anzahl von Fans erreichen dürfte, stehen die Chancen nach wie vor eher schlecht, dass Clubs wie Wolfsburg, Leverkusen, Hoffenheim oder Ingolstadt jemals zu echten Fan-Magneten werden. Ein „spannenderes“ Titelrennen nutzt der Bundesliga also nicht all zu viel, wenn sich kaum jemand für die beteiligten Mannschaften interessiert. Mit dem britischen Alleinstellungsmerkmal kann die Bundesliga es also nicht ernsthaft aufnehmen, wenn die Top-Clubs aus Hoffenheim, Leipzig, Wolfsburg oder Leverkusen kommen.

Superstars in der Bundesliga? Fehlanzeige!

In Konkurrenz mit La Liga zu treten, kann allerdings ebenfalls nicht wirklich das Ziel sein. Der USP der Spanier resultiert aus dem Anspruch, immer die besten, spektakulärsten und schillerndsten Spieler des Planeten in die Liga zu locken – das wird der Bundesliga jedoch vermutlich auch langfristig betrachtet nicht gelingen. Und Hand aufs Herz: Dass Spieler wie Cristiano Ronaldo jemals für einen „Verein“ wie die TSG 1899 Hoffenheim oder Bayer 04 Leverkusen auflaufen werden, kann nahezu ausgeschlossen werden. Für die ganz Großen ist in Deutschland eigentlich nur der FC Bayern München halbwegs interessant. Das wird auch so bleiben, sollten Hoffenheim und Leipzig sich dauerhaft oben festsetzen.

CR7 im TSG-Trikot? Unvorstellbar | Fotos: DANIEL ROLAND/AFP & Clive Rose (Getty Images) | Montage: effzeh.com

Der Grund dafür ist schnell erklärt: Fußballstars orientieren sich schon lange nicht mehr nur an sportlichen Herausforderungen oder Chancen. So mögen die Aussichten, mit dem FCB die Champions League zu gewinnen, zwar nicht die schlechtesten sein. Um ein weltweit bekannter und vermarktbarer Superstar zu werden, ist ein Wechsel zu Real Madrid oder Manchester United aber schlichtweg zielführender. Und die sportlichen Titel gibt‘s da ja auch zu gewinnen. Für viele Spieler dürfte deshalb sogar ein Wechsel in die in den letzten Jahren schwer unter die Räder gekommene Serie A reizvoller sein, als in Sinsheim Champions League zu spielen – zumindest solange der zukünftige Club Inter, Fiorentina oder Napoli heißt.

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In Italien sind die Stadien zwar nicht gerade oft prall gefüllt und die letzten internationalen Erfolge sind schon eine Weile her, dennoch sind die genannten Clubs selbst ohne Europapokal deutlich ruhmreicher als die deutschen Emporkömmlinge – gerade für internationale Spieler sind sie deshalb selbst in misslicher sportlicher Lage schlichtweg der sinnvollere Karriereschritt. Während es immer noch als große Ehre empfunden wird, einmal im Leben das Trikot von Inter Mailand tragen zu dürfen, ist es wohl für die allermeisten bloß ein Job, das der TSG überzustreifen. Weder der Wettbewerb mit der Premier League, noch der mit La Liga scheinen also großartige Erfolgspotenziale zu versprechen.

Der Unique Selling Point der Bundesliga

Dennoch konnte die deutsche Liga im internationalen Vergleich in den letzten Jahren Boden gut machen. Denn auch die Bundesliga hat schließlich ihren Unique Selling Point. Der hat sein Fundament aber nur teilweise auf dem Platz.

Rein sportlich betrachtet verdankt die Liga ihren Aufschwung vor allem dem gefühlten Zweikampf zwischen Dortmund und München, der sich in den letzten Jahren auch international etablieren konnte. Doch im Gegensatz zum spanischen Clasico zwischen Madrid und Barcelona, verdankt das mittlerweile als „Klassiker“ vermarktete Duell der deutschen Topclubs seinen Erfolg nicht überwiegend der Popularität der beteiligten Spieler, sondern eher dem Fußball, den die für viele internationale Zuschauer aus dem amerikanischen und asiatischen Markt zunächst eher unbekannte Borussia dabei aufs Parkett gelegt hat.

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