Der designierte Vorstand des 1. FC Köln befindet sich Wahlkampfmodus. Auf Einladung des Fanclubs „Wilder Süden 1991 e.V.“ trafen sich Dr. Werner Wolf und Dr. Jürgen Sieger am Samstag, den 22. Juni, im VIP-Bereich des Mannheimer Carl-Benz-Stadions mit rund 60 FC-Fans aus Süddeutschland. Neben dem “Wilden Süden” waren auch Mitglieder der Fanclubs “Rangers82” und der “Riedböcke “dabei. Die Moderation führte der erste Vorsitzende des “Wilden Süden”, Robin Loew-Albrecht, mit Unterstützung von Michael Trippel, der sich den beiden Vorstandsanwärtern zusätzlich als Chauffeur anbot. Eckhard Sauren musste leider aus familiären Gründen passen.
Bei der Unterhaltung in sehr entspannter Atmosphäre unterstrichen die Herren Wolf und Sieger ihre Aussagen, die sie bereits beim FC-Stammtisch mit Ralf Friedrichs getätigt hatten: Die Arbeit der Vorgänger werde von ihnen beäugt und bis zu einem bestimmten Zeitpunkt als gut bewertet. Das Verhältnis zu den Vorgängern sei sehr gut, man stehe im Kontakt und werde insbesondere mit Toni Schumacher demnächst gemeinsam überlegen, wie eine weitere Zusammenarbeit aussehen könne. Auch mit anderen bekannten Persönlichkeiten rund um den FC, zum Beispiel Lukas Podolski und Wolfgang Bosbach, werde man sprechen.
Designierter Vorstand will Fans wieder vereinen
Das übergeordnete Ziel ihres Trios sei es, die unterschiedlichen Fan-Strömungen im Verein zu zusammenzuführen. Dazu gehört auch der Dialog mit den Ultras, die ihrerseits alle Gespräche mit dem Spinner-Vorstand zuletzt abgeblockt hatten. Ein Investor werde kategorisch abgelehnt, eine Satzungsänderung im Sinne der Mitgliederinitiative „100% FC – Dein Verein“ sei dazu nicht notwendig. Den Standort Müngersdorf erachte man als „unverhandelbar“ und ein Ausbau des Stadions sei selbst bei technischer Machbarkeit sehr schwierig bis unmöglich zu realisieren. Auch zu Personalien äußerte sich das Trio: Mit Armin Veh werde man sich im Winter zusammensetzen und die Situation neu beurteilen. Bisher ist man sehr zufrieden mit seiner Arbeit.
Ich traue ihnen eine gute Vorstandsarbeit sehr wohl zu. Sie machen einen souveränen und offenen Eindruck.
Die bisherige Vorstellung des designierten Vorstands wurde von den Anwesenden als sehr positiv bewertet. Das Gesamtfazit: Die Kandidaten machen einen sehr offenen Eindruck, besitzen genügend Sachverstand für den Auftrag und sind durch und durch effzeh-Fans. Der Fanclub-Vorsitzender und Gastgeber Robin Loew-Albrecht zeigte zufrieden mit der Veranstaltung und ließ durchblicken, dass das Trio Wolf, Sieger und Sauren geeignet für den Job wären: „Ich traue ihnen eine gute Vorstandsarbeit sehr wohl zu. Sie machen einen souveränen und offenen Eindruck.“ Er gibt dem Trio einen konkreten Wunsch mit auf den Weg: „Ein bisschen ein Dorn im Auge ist mir die Lage mit der Ticketvergabe an die aktive Fanclubs.“
“Ich sehe eine positive Entwicklung auf den FC zukommen”
Er hoffe darauf, dass sich der Vorstand um Wolf mit diesem Thema auseinandersetzen werde. Denn: „Wir tun uns aus diesem Grund seit Jahren schwer, regelmäßige Busfahrten aus Süddeutschland zu Heim- und Auswärtsspielen zu organisieren. Und wir sind der zweitgrößte FC-Fanclub in Deutschland. Stadionausbau, Entzug nicht genutzter Dauerkarten und das Eindämmen des leidigen Kartenhandels zu Profitzwecken dubioser Anbieter würde sicher hier für Entlastung sorgen“, schlägt Loew-Albrecht vor.
effzeh.com hat zusätzlich ein paar Anwesende nach ihren Eindrücken gefragt:
Klaus Röber, 52, Wiesbaden: “Der designierte neue Vorstand hat auf mich einen besonnenen, umgänglichen, souveränen Eindruck hinterlassen und bringt durch die Führung von etablierten deutschen Großkonzernen die nötige Erfahrung zur Leitung eines Wirtschaftskonzerns mit. Die Jungs haben kölsches Herzblut, sind in der Vergangenheit bereits für den FC in schwierigen Situationen eingesprungen und haben den FC wieder auf den rechten Weg gebracht. Sie setzen auf Kommunikation und Wir-Gefühl und wissen, worauf es in der Fanszene ankommt. Wir dürfen einen Vorstand erwarten, der für den FC kein zu großes Risiko eingehen wird, aber das Ziel hat, ihn in der Bundesliga zu etablieren und dem eine Annäherung von Vorstand und Fans gelingen könnte. Ich sehe mit den Jungs eine positive Entwicklung auf den FC zukommen.”
Stefan Heinzl, 42, Darmstadt: “Mir haben die offenen Worte zum Thema Stadionausbau gefallen. Träumen darf man ja immer, aber die Visionen der letzten Jahre erweisen sich somit als äußerst unrealistisch und so haben sich viele umsonst Hoffnungen gemacht jahrelang. Sehr bodenständige und realistische Herangehensweise.”
“Ein wenig mehr Emotion”
Paschalis Lüders, Bergisch Gladbach: “Ich kann vom ‘Stammtisch-Talk’ sprechen und da waren Fragen zum Teil offen, weil man schlichtweg keine Infos vom Verein hat und sich da erst einmal einarbeiten muss. Wolf hat bei mir eh einen Stein im Brett, weil er damals Farbe bekannt und dem FC geholfen hat. Die beiden anderen Kandidaten sind keine Karnevalstypen, was nicht schädlich ist. Ein wenig mehr Emotionen hab ich mir dennoch gewünscht und das wurde dann bei der kurzen Diskussion zur Abschaffung des lächerlichen ‘Spürbar anders’ dann auch so. Ich denke aber, dass die Drei die richtigen sind und einen Vertrauensvorschuss brauchen. Dann werden wir sehen, wo die Reise hingeht und ob der einzige Vorschlag vom Mitgliederrat zündet. Wenn nicht, muss man da auch mal nachfragen, ob der Vorschlag okay war. Alles Zukunftsmusik, aber ich habe die Hoffnung, dass es dann etwas ruhiger wird.”
Jojo, 49, Runkel (bei Limburg): “Zunächst einmal hat es mir gefallen, dass trotz des langen Wochenendes, rund 50 Fans aus unterschiedlichen Fanklubs gemeinsam zu der Veranstaltung gekommen sind. Herr Wolf machte auf mich einen guten Eindruck. Er konnte mit den Informationen, die er bislang vom FC hat, sachlich auf Fragen antworten und vermittelte den Eindruck, zwischen den Fans und dem Vorstand eine gute Basis wiederherstellen zu können. Ihm traue ich durchaus zu, alles im Interesse des FC und der Fans in die richtigen Wege zu bringen. Den zweiten Kandidaten, Herrn Sieger, kann ich im Augenblick nur schwer einschätzen. Er hat zwar auch versucht sachlich zu argumentieren, hat aber aus meiner Sicht gezeigt, was er beruflich gemacht und gelernt hat; Anwalt. Das könnte dem FC nützlich sein, aber bitte hinter verschlossenen Türen.”
Über den Umgang mit den Fehlern des neuen Vorstands
Michael E. Rentrop: “Die Herren haben auch bei mir einen guten Eindruck hinterlassen und sind aus meiner Sicht die richtigen Personen zur richtigen Zeit. Das waren die jetzigen Vorstände auch und die Abtretenden haben meines Erachtens mehr richtig als falsch gemacht. Wenn sich das wiederholen lässt und dabei ein Abstieg vermieden werden kann, ist viel gewonnen. Auch der neue Vorstand wird Fehler machen, die Frage wird nur sein, wie wir alle im Verein damit umgehen. Und da kommt der wichtigste Ansatz der Herren zum Tragen: miteinander reden und an einem Strang ziehen! In diesem Sinn wünsche ich den Herren ein glückliches Händchen für unsere große Liebe, den geilsten Verein der Welt.”
Christine Herzog: “Ich denke, die Herren werden einen soliden Job machen, sie werden den FC auf solide Beine stellen, sowohl sportlich wie finanziell. Dass große Projekte mit dem baldigen Vorstand gehen, sehe ich nicht. Aber vielleicht werde ich ja eines besseren belehrt.”
Ich persönlich finde es gar nicht so schlimm, dass kein Ex-Profi dabei ist.
Khaled Daftari, 41, Mönchengladbach: “Ich fand das Fan-Treffen mit dem designierten Vorstand sehr informativ. Ich denke, dass die Ziele (Fans vereinen, Ultras mitnehmen, keine Investoren) auch dem Großteil der Mitglieder gefallen und deren Meinung widerspiegeln. Sie haben sich sehr fan-nah und offen gegeben, was mir sehr gut gefallen hat. Ich persönlich finde es gar nicht so schlimm, dass kein Ex-Profi dabei ist.”
Die effzeh.com-Meinung zur Veranstaltung
Auch effzeh.com-Redakteur Thorsten Neunzig nutzte die Gelegenheit, um sich ein erstes Bild des Trios zu machen. Sein Fazit: „Letztendlich sind das alles Prognosen und Versprechen, mit denen auch der vorherige Vorstand angetreten ist. Erfahrene FC-Fans wissen, dass man bei diesem Verein, nach einer bestimmten Zeit im Sattel eines Amtes, sehr amtsmüde, ja teilweise träge wird. Die Arbeit scheint plötzlich zu ruhen. Hier kamen wohl noch persönliche Probleme Werner Spinners mit den führenden Köpfen der Ultras hinzu. Es bleibt also vorsichtig abzuwarten, ob und wenn ja wie alle Versprechungen eingehalten werden, insbesondere wie lange.”
Der Redakteur schiebt nach: “Die Satzung gibt inzwischen her, dass der Vorstand besser kontrolliert wird, aber auch hier scheint es noch Engpässe zu geben. Auch der Mitgliederrat darf sich fragen, ob das Dilemma des Abstiegs und die Tragik der Probleme zwischen Vorstand und den damalig handelnden Personen im Sport, früher erkannt hätte werden können. Das Thema Satzung muss weiter ein Thema bleiben.“